Jack Slade - das Leben war gegen ihn…

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Bewertung
****
Originaltitel
Jack Slade
Kategorie
Western Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1953
Darsteller

Mark Stevens, Dorothy Malone, Barton MacLane, John Litel, Paul Langton

Regie
Harold D. Schuster
Farbe
s/w
Laufzeit
90 min
Bildformat
Vollbild
 

 

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Garlysle, Illinois, im Jahr 1841: Mehrere Jungs spielen auf der staubigen Straße vor der im Bau befindlichen künftigen Bank, als ein Mann herbeikommt, um zwei Streithähne zu trennen. Der auf einem Wagen stehende Joey Slade (Sammy Ogg) wirft einen Ziegelstein, der den Schlichter so hart am Kopf trifft, dass er auf der Stelle tot umfällt… Joeys Vater, der Witwer Alf Slade (Nelson Leigh), findet seinen Jungen abends im Wald und mit der Postkutsche fahren sie einer ungewissen Zukunft entgegen. Ihr Kutscher ist Tom Carter (Harry Shannon), der sofort ahnt, dass mit dem Jungen etwas nicht stimmt, so dass ihn Alf Slade schließlich ins Vertrauen zieht. Am nächsten Morgen wird die Kutsche von einer Bande maskierter Männer überfallen. Alf, Tom und Joey klettern vom Kutschbock, aber als der verstockte Joey seine Arme nicht hebt, schlägt ihn der Anführer nieder. Sein Vater protestiert, doch der Andere erschießt ihn, ohne mit der Wimper zu zucken, bevor die Bande alle Reisenden ausraubt. Tom Carter, der Alf Slade begräbt, schenkt dem 13jährigen Joey seinen Colt und nimmt ihn mit zu sich nach San Antonio, Texas, wo er die nächsten Jahre aufwächst… Im Juni 1850 erhält Tom von Jack (Mark Stevens), wie sich Joey jetzt nennt, aus Monterrey, Mexiko, einen Brief. Jack Slade hat seinen Ziehvater seit sieben Jahren nicht gesehen. Und kurze Zeit später reitet er in der Uniform der US Army leibhaftig herbei, und die beiden zelebrieren ihr Wiedersehen im Saloon, als Bolton Mackay (Lee Van Cleef) sich mit Slade anlegt…
 
Joseph „Jack“ Slade ist eine durch verschiedene Quellen belegte, reale Figur aus dem sogenannten „Wilden Westen“, ähnlich wie Wyatt Earp, Buffalo Bill oder Jesse James. Demgemäß ist dem Film ein Zitat aus Mark Twains Reisebericht Roughing It (1872) vorangestellt, darin auf den legendären Mann im Wachschutz einer Overland Stagecoach Line Bezug genommen wird. Das allein klingt schon wie die Antithese zum Film Noir der Vierziger und Fünfziger, ist es aber nicht, denn in der Adaption durch den Drehbuchautor Warren Douglas (Narbengesicht, USA 1954) und Regisseur Harold D. Schuster (Loophole, USA 1954)) wird Jack Slade - das Leben war gegen ihn… zu einem der (für seine Zeit) härtesten und moralisch fragwürdigsten Western in der Geschichte des Genres. Diesem B-Film liegt keine intellektuell reflektierte Absicht zugrunde, insofern er etwa die McCarthy-Ära aufs Korn nehmen und ein moralisches Sittenbild der US-Gesellschaft durch die Brille der von Korruption und Entmenschlichung gezeichneten Verhältnisse des 19. Jahrhunderts zeichnen wollte. Derlei war (mit Einschränkungen) einem Mann wie Nicholas Ray vorbehalten, der wenig später mit Johnny Guitar - Gejagt gehasst, gefürchtet / Wenn Frauen hassen (USA 1954) den Bastard eines Westerns im Dschungel der Abgründe menschlichen Miteinanders zur Aufführung brachte und seine Absicht nicht nur kunstfertig umsetzte, sondern sie auch zuspitzte. Aber auch Jack Slade - das Leben war gegen ihn… punktet mit einem Extremismus von tödlichem Hass und (sexualisierter) Liebe in der Figur Jack Slades, den Mark Stevens ohne Schnörkel und ohne Übertreibungen auf den Punkt bringt. Slades Westen ist der anarchische Raum der Nacht, wie ihn der Film Noir auf die Leinwand brachte, nur dass die historische Distanz Douglas und Schuster eine sogar drastischere Darstellung der Verhältnisse erlaubte, ohne dass die Zensur der McCarthy-Ära daran viel auszusetzen hatte.
 
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„I’m getting mad, soldier boy... When I’m mad, I’m bad.” Mark Stevens kommt nach 10 Minuten, Dorothy Malone nach 22 Minuten ins Bild geritten - zu dem Zeitpunkt ist die Kontroverse über den brutalen Killer Jack Slade, der sich via Selbstjustiz an allen Outlaws des Westens für den Tod seines Vaters rächt, längst im Gang. Die beiden entwickeln im Nu jene Chemie, die Raoul Walshs Vogelfrei (USA 1948), vor allem aber Joseph H. Lewis’ Gefährliche Leidenschaft (USA 1950) zu herausragenden Werken des Film-Noir-Kinos werden ließen. Was andernorts absurd scheint, wird durch Dorothy Malones Darstellung der Virginia Maria Dale dermaßen auf die Spitze getrieben, dass man als Zuschauer bald  so ziemlich jeden Irrsinn schluckt, zu dem sich die Rollencharaktere aufgelegt finden. “For us there’ll be no tomorrow“, sagt sie ihm, kaum dass sie verheiratet über die Schwelle kommen, und der Film lässt keinen Zweifel daran, dass es ihnen ums Hier und Jetzt geht. Fern vom gemütlichen Materialismus’ der Zeit, vom Bürgertum der 50er als Wohlstandsideal, leeren Jack und Virginia das Füllhorn ihres Lebens auf einem Drahtseil, darauf sie zugleich keine Zielscheibe abgeben dürfen. Whisky zum Frühstück, einen langen Kuss und ab ins Duell… Jack Slade - das Leben war gegen ihn…  ist wie mancher Film Noir reines Unterhaltungskino, zugleich so dunkel dräuend und rau, dass er die vom Zwang der Fünfziger befreiten Sechziger in seinen besten Momenten vorwegnimmt. Kein Meisterwerk, aber sehenswert!
 
Eine französische DVD-Edition (2012) von Artus Films beinhaltet den Film als Jack Slade le damné in deren Reihe Les grands classiques du Western in einer guten Bildqualität und ungekürzt im Originalformat, mit original Tonspur auf Englisch und mit französischen Untertiteln.
 

Western Noir | 1953 | USA | Harold D. Schuster | Barton MacLane | Harry Cheshire | Harry Landers | Harry Shannon | John Harmon | John Litel | Lee Van Cleef | Mark Stevens | Dorothy Malone

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