Double Confession

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Film Noir Collection Koch Media GmbH


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Bewertung
***
Originaltitel
Double Confession
Kategorie
Film Noir
Land
UK
Erscheinungsjahr
1950
Darsteller

Derek Farr, Joan Hopkins, Peter Lorre, William Hartnell, Naunton Wayne

Regie
Ken Annakin
Farbe
s/w
Laufzeit
80 min
Bildformat
Vollbild

 


 

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Im südenglischen Küstenort Seagate entsteigt spät des Nachts Jim Medway (Derek Farr) ohne Gepäck einem eben eingefahrenen Zug. Er erkundigt sich bei dem lokalen Schaffner (Roy Plomley) nach der Möglichkeit, ein Taxi zu bekommen, um sich zu dem am Strand gelegenen Ferienhaus namens The White Cottage fahren zu lassen, doch jener gibt ihm zu verstehen, dass er um diese Zeit sicher keins mehr fände. So muss Jim Medway sich zu Fuß auf den Weg begeben, der ihn den unbeleuchteten und schlecht ausgebauten Pfad über die Klippen hinab zum Meer führt. Ein Fischer namens Church (Edward Rigby) nimmt sich seiner an und weist ihm in der Dunkelheit der frühen Morgenstunde den Weg, Am Strand stellen sie gemeinsam fest, dass in The White Cottage noch Licht brennt. Der Fischer zieht verwundert seines Weges und Medway begibt sich nun geradewegs zu dem Haus und will die Treppe zur Veranda ersteigen, als ein Vorhang aufgerissen und die Haustür geöffnet wird und auf dem oberen Absatz Charles Durham (William Hartnell) erscheint. Der Ankömmling Medway hält sich unter einem vor dem Haus auf Böcken liegenden Boot verborgen. Durham steht nur wenige Schritte von ihm entfernt und zündet sich eine Zigarette an, bevor er sich am Strand entlang zu jenem Weg in die Klippen begibt und nach Seagate empor steigt. Stets scheint der Mond durch dichte Wolken, Jim Medway scheint im Haus verschwunden, als ein markerschütternder Schrei den Fischer Church am Strand innehalten und zu den Klippen laufen lässt…

 

Ein wunderbar stimmungsvoller Auftakt, die erstklassige Besetzung und der grandiose Kameramann Geoffrey Unsworth (2001: Eine Odyssee im Weltraum, UK/USA 1968) mit einem frühen Beweis seines Könnens - Ken Annakins Thriller mit Wurzeln im Film Noir lässt sich gut an. Besonders ist obendrein, dass die B-Produktion Double Confession für eine lange Zeit als verschollen und womöglich gänzlich verloren galt, sie ihren Platz auf der Liste der 75 meistgesuchten britischen Filme eingenommen hatte und erst seit 2013 via Renown Pictures (UK) in einer bild- und tontechnisch fein aufbereiteten Fassung als DVD vorliegt. Der Film ist demzufolge mehr als obskur, er ist in jeder Hinsicht eine Wiederentdeckung, obgleich er seinerzeit nicht nur in England sondern bspw. auch in Australien und in Schweden im Kino gezeigt wurde. Mit Joan Hopkins und Derek Farr findet sich das Paar aus dem Film Noir Mann im Netz (UK 1949) erneut in Hauptrollen, die in ihrem Charakter und in ihrer Entwicklung zudem jenem Werk entsprechen. Auch hier wirkt Derek Farr von Anbeginn gehetzt, ein Mann auf der Flucht, wie der Zuschauer vermuten darf, aufgrund einer Last der Vergangenheit oder einer Schuld, die zu tragen mit jedem Schritt schwerer fällt. Ohne Gepäck unterwegs sitzt er im Anzug am Strand, ein Fremdkörper in der Menge ausgelassener Feriengäste, der hektisch eine Zigarette nach der anderen raucht und an dessen Fersen sich Verfolger heften. Joan Hopkins erscheint ebenso isoliert und fremd in der ach so freundlichen Atmosphäre, den Blick offenbar entrückt in die Ferne gerichtet, tatsächlich aber tief ins Innere, eine einsame Seele so wie auch in Mann im Netz, darin sie gleichfalls nur oberflächlich mit dem Getriebe der Wirklichkeit verbunden war. Ein stimmungsvoller Auftakt, ein Versprechen, dass sich dies als veritabler Film Noir erweist.

 

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© Renown Pictures Ltd.
 

Leider löst Double Confession solches Versprechen aber nicht ein. Auch mit dem großartigen Peter Lorre (Die Spur des Falken / Der Malteser Falke, USA 1941), mit William Hartnell (Appointment With Crime, UK 1946), mit Naunton Wayne (Der Wahnsinn des Dr. Clive, UK 1949) und mit Ronald Howard (Night Beat, UK 1947) im Kabinett der Film-Noir-Charaktere hinkt die Geschichte ihrem Anspruch hinterher. Das Drehbuch zeigt sich der Idee, darauf es sich gründet, nicht gewachsen und verflacht zusehends. Sogar die ausgeprägte Chemie zwischen Hopkins und Farr wird durch die Handlungsentwicklung derart unnötig infrage gestellt, dass man als Zuschauer nur den Kopf schütteln kann. Vor allem stören die von Kathleen Harrison und Leslie Dwyer dargestellten Rollencharaktere mit grotesk komischen Zügen, zwei täppische, verliebte Feriengäste mittleren Alters, die den Film scheinbar aufheitern sollten, de facto mit “silly“ aber noch wohlwollend beschrieben sind. Eine Enttäuschung also, da die wunderbaren Schauspieler im Mittelmaß jener Erzählung, die sie zu bebildern helfen, ebenso wie Geoffrey Unsworth‘ Blicke durch das Objektiv seiner Kamera mit Haut und Haaren untergehen. Für den Film-Noir-Komplettisten von Interesse, ansonsten für Cineasten jeglicher Neigung kein Muss.

 

Erstklassige DVD-Edition (2013) der Renown Pictures (UK) mit dem Film bild- und tontechnisch vorbildlich restauriert, ungekürzt im Originalformat, dazu den englischen Originalton ohne Untertitel, das Ganze im Übrigen auch ohne weitere Extras.

 


Film Noir | 1950 | UK | Ken Annakin | Geoffrey Unsworth | Derek Farr | Peter Lorre | Ronald Howard | William Hartnell | Joan Hopkins

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