Film Noir
| USA
| 1947
| Fritz Lang
| Stanley Cortez
| Houseley Stevenson
| Michael Redgrave
| Paul Cavanagh
| Anabel Shaw
| Anne Revere
| Joan Bennett
Bewertung
***
Originaltitel
Secret Beyond The Door
Kategorie
Film Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1947
Darsteller
Joan Bennett, Michael Redgrave, Anne Revere, Barbara O’Neill, Natalie Schafer
Regie
Fritz Lang
Farbe
s/w
Laufzeit
95 min
Bildformat
Vollbild
© Universal-International Pictures Inc.
Wenn Frauen von Schiffen träumen, so sinniert Celia Barrett (Joan Bennett) soll es sie in einen sicheren Hafen bringen, doch träumen sie von Narzissen, birgt es den Tod… Unmittelbar vor ihrer Hochzeit ist die Frau, welche im Brautkleid an der Seite ihrer Freundin Edith Potter (Natalie Schafer) in eine 400 Jahre alte Kirche schreitet, darin ihr Bräutigam Mark Lamphere (Michael Redgrave) sie erwartet, ungeheuer aufgewühlt. Erst vor wenigen Monaten traf sie ihren deutlich älteren Bruder Rick Barrett (Paul Cavanagh), einen ebenso erfolgreichen wie vermögenden Geschäftsmann, in seinem New Yorker Büro. Bei der Gelegenheit lernte sie auch seinen Anwalt Bob Dwight (James Seay) kennen, der sich prompt in sie verliebte. Davon erfuhr Celia allerdings erst später, als jener ihr nach dem Herztod von Celias Bruders das Testament eröffnete und um ihre Hand anhielt. Aber stattdessen reiste Celia nun mit ihrer Freundin Edith nach Mexiko, wo die beiden auf einer belebten Straße vor einem Café den mit Messern ausgetragenen Kampf zweier Männer um eine Frau (Donna Martell) miterleben mussten, bei dem eine der Waffen nur wenige Zentimeter neben Celia in einem Verkaufsstand steckenblieb. Es war bei dieser Gelegenheit, dass sie das erste Mal die Augen Mark Lampheres auf sich zog, dem sie sogleich am Abend in einer belebten Bar erneut begegnete. Während Edith ein Telefonat führte, setzte er sich zu Celia, die sich ebenso von ihm angezogen fühlte, wie offensichtlich er von ihr. Zugleich hing ein Schatten über ihr…
Am 1. Januar 1948 erlebte dieser Film in den USA seinen Kinostart, doch gab es im Dezember 1947 bereits einige Pressevorführungen, insofern habe ich sein Erscheinen konträr zu den meisten Listungen vordatiert. Fritz Langs vierter und letzter Film mit Joan Bennett (Straße der Versuchung, USA 1945) in einer Hauptrolle kam in der Bundesrepublik Deutschland nie ins Kino. In Österreich dagegen lief er ab dem 20. März 1950 unter dem Titel Das Tor ins Verderben. Als Geheimnis hinter der Tür wurde er im bundesdeutschen Fernsehen erstmalig im November 1970 in einer um ganze 22 Minuten gekürzten Fassung ausgestrahlt. Auf die vollständige Version musste das hiesige Publikum weitere 36 Jahre warten, sie hatte ihre Premiere via ARTE erst 2006. Wenn man bedenkt, wie sich die bundesdeutsche Cineastenkultur die Pflege von Klassikern à la Metropolis (GER 1926) auf die Fahnen schreibt, ist das erstaunlich. Andererseits ist Das Tor ins Verderben eben kein Meisterstück seines Meisterregisseurs sondern eine der vielen problematischen Produktionen, die Fritz Langs Arbeit im Hollywood der Vierziger und Fünfziger kennzeichnen. Problematisch ist sie in dem Fall durch Lang selbst, der sich an den Erfolgen Alfred Hitchcocks orientierte, an den mit Psychologie und Mysterium beladenen Werken Rebecca (USA 1940) und Ich kämpfe um dich (USA 1945), deren erstem Lang hier jedoch nicht das Wasser reichen kann.
Allein die Entstehung des Werks gestaltete sich schwierig, denn Joan Bennett - mit dem Produzenten Walter Wanger verheiratet, die beide (mit Fritz Lang) finanziell an der Diana Production Company beteiligt waren - war schon während der Dreharbeiten alarmiert. Sie geriet wiederholt in Streit mit ihrem Regisseur, der das Budget überschritt und den Zeitplan nicht einhielt. Den fertigen Film fand sie indiskutabel, und der kommerzielle Misserfolg und die verhaltenen Kritiken gaben ihr Recht. Das Tor ins Verderben / Geheimnis hinter der Tür erwies sich geschäftlich als Desaster; die Produktionsfirma Diana ging bankrott. Fritz Lang, der mit der Autorin des Drehbuchs, Silvia Richards, eine Affäre hatte und sie für den Western Die Gejagten (USA 1952) wieder ins Boot holte, gab allein Bennett die Schuld daran und hüllte sich in späteren Jahren zu diesem Flop in Schweigen. De facto ist Joan Bennetts Schauspiel nicht schlechter als sonst, demgegenüber vor allem Michael Redgrave nicht überzeugt. Die für ihre Zeit wenig originelle Geschichte wirkt von Anbeginn forciert. Ihr Gebrauch von Theorien aus Sigmund Freuds Psychoanalyse erscheint stümperhaft umgesetzt und nach dem ersten Drittel sorgen allein die blassen und öden Charaktere für gehörigen Spannungsabfall. Einzig die visuelle Gestaltung ist so eindrucksvoll innovativ, wie es für einen Film Noir Fritz Langs typisch und auch dank des Kameramanns Stanley Cortez zu erwarten ist. Das „Wie“ ist somit der einzige Grund, sich den Film anzusehen, der ansonsten enttäuscht und sich weder in den Werkskanon Fritz Langs noch in den der großen Film Noirs so richtig einreiht.
Nachdem er lange Zeit als obskur galt, liegt Das Tor ins Verderben / Geheimnis hinter der Tür nun weltweit in ungekürzten und technisch restaurierten Fassungen vor. In Deutschland gibt es eine DVD-Edition (2014) in der Reihe Filmjuwelen als Das Geheimnis hinter Tür, Tonspuren wahlweise Deutsch oder Englisch, im Pappschuber und mit einem 20seitigen Booklet inklusive diverser Kurzbiografien und Filmfotos, dazu ganze 21 Minuten geschnittene Szenen.