Film Noir
| USA
| 1952
| Seymour Friedman
| Joseph F. Biroc
| George Eldredge
| George Raft
| Harlan Warde
| John Hoyt
| Paul Stewart
| Robert Bice
| William Phipps
| Dorothy Hart
| Helen Westcott
Bewertung
**
Originaltitel
Loan Shark
Kategorie
Film Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1952
Darsteller
George Raft, Dorothy Hart, Paul Stewart, John Hoyt, Helen Westcott
Regie
Seymour Friedman
Farbe
s/w
Laufzeit
79 min
Bildformat
Vollbild
Ein Angestellter der Delta Tire & Rubber Company namens Baski (William “Bill“ Phillips) kommt des Nachts aus einem billigen Hotel und geht mit seinem Koffer die Straße hinab. Als er hinter sich Schritte hört, biegt er ab und gerät in eine Sackgasse. Zwei Schläger in Anzügen stellen ihn und prügeln Baski krankenhausreif... F. L. Rennick (Charles Meredith) ist Geschäftsführer von Delta und beklagt sich bei Police Lieutenant Floyd (Robert Karnes) darüber, dass seit geraumer Zeit Firmenangestellte von der Kreditmafia zusammengeschlagen würden und die Polizei nichts unternähme. Er hat auch Charlie Thompson (Russell Johnson) zu dem Gesrpräch gebeten, um Auskünfte über Baskis Verbindungen zu den Kredithaien und seine Schulden zu bekommen, aber Thompson kann und will nicht viel darüber sagen. Thompsons Kollegen, unter ihnen auch Ed Haines (William Phipps) und Steve Casmer (Robert Bice), wollen wissen, ob er mehr über Baskis Zustand wisse, doch auch ihnen gegenüber muss Thompson passen. Casmer räumt ein, dass auch er mit der Rückzahlung eines Kredits drei Wochen im Rückstand sei. Und Ed schlägt eine Verabredung zum abendlichen Umtrunk aus, weil sein Schwager in die Stadt kommt… Nach fast drei Jahren Haft wegen schwerer Körperverletzung zieht Joe Gargen (George Raft) vorläufig bei seiner Schwester Martha (Helen Westcott) ein, der Frau von Ed Haines. Hier lernt er Rennicks Sekretärin Ann Nelson (Dorothy Hart) kennen, die für ihn bei Delta ein Vorstellungsgespräch arrangierte. Doch als Joe, Ed und Martha später Kaffee trinken, hallt der Schrei einer Frau über den Korridor des Apartmenthauses…
Mitunter kommt es vor, dass ein Autor oder Regisseur die Ausgangslage eines Dramas nicht ausschöpft und verschenkt. Hier ist es umgekehrt. Die Geschichte kommt flüssig voran, die Dramaturgie ist stimmig, aber der zugrunde liegende Konflikt wirkt extrem konstruiert. Die Angestellten einer Reifenfabrik sind entweder spielsüchtig oder leben über ihre Verhältnisse, so dass sie von privaten "Kredithaien" Geld leihen. Zahlen sie die Raten nicht pünktlich zurück, rückt ihnen der Geldgeber auf den Pelz und wird schon mal handgreiflich. Tja, was soll der Zuschauer in Anbetracht dessen für die hier als biedere, staatstreue US-Bürger glorifizierten Herren empfinden? Es ist klar, dass sie aus eigenem Antrieb zu Schuldnern wurden, dass sie den Versuchungen des prosperienden Wirtschaftswunders in den USA der Frühfünfziger auf den Leim gingen. Hier wird nun versucht, den “Kredithaien“, jener mafiaähnlichen Organisation der Geldverleiher, die Hauptschuld an der Konsum- und Spielsucht der von ihnen in Abhängigkeit geratenen Kleinbürger zu geben. Demgegenüber ist Geschäftsführer Rennick der gute Geist, der den von Rachegelüsten getriebenen Joe Gargen als Undercocer-Agenten in die Mafia jenes Loan Sharks einschleust, den es zu identizfizieren und unschädlich zu machen gilt. Er gibt Gargen zu verstehen, dass die Delta Tire & Rubber Company ihre Mitarbeiter motivieren müsse. Das tut Rennick aber nicht mit einer Lohnerhöhung, sondern indem er den armen Opfern den gefährlichen Geldhahn zudreht. Das Dumme: George Raft ist als Joe Gargen nahezu der unsympathischste Rollencharakter des Films. Nachdem man sich schon schwertut, das Opferschema zu akzeptieren, gerät damit auch die Heldenrolle so ziemlich daneben.
© VCI Entertainment
In den Vierzigern tappte der Antiheld aufgrund seiner Ambitionen nach mehr und schließlich nach allem in die Fallstricke seines Schicksals. André de Toths Pitfall (USA 1948) und Robert Siodmaks Gewagtes Alibi (USA 1948) begaben sich auf die Spur solcher in Versuchung geführter Männer. Seymour Friedmans Hyänen der Unterwelt geht unter der Maske des Film Noirs schnurstracks zurück in die Dreißiger – hier die Guten, da die Bösen, dazwischen der Held. Letzterer taucht aus der Welt der Guten hinüber in die der Bösen, was ihm als cleverem Burschen mühelos gelingt, und schwimmt als Sieger wieder zu den Guten, um seine Trophäe in Empfang zu nehmen. Dieses Schema F ist so alt wie die Geschichte der Theaterbühne und wurde ab 1947 in der einsetzenden Dämmerung der reaktionären McCarty-Ära, die 1952 in vollem Schwung war, zu einem Virus auch in der Dramaturgie des Film Noirs. Straße ohne Namen (USA 1948) oder Achtung! Atomspione! (USA 1948) etablierten einen Pseudo-Noir, der bis zu Die Spur führt zum Hafen / harte Fäuste (USA 1951) oder Ich war FBI Mann M.C. (USA 1951) den Filmstil zunehmend banalisierte. Hyänen der Unterwelt ist nicht explizit politisch, aber implizit linientreu und steht in dieser Tradition. In den Frühfünfzigern mag es Kinobesucher gegeben haben, die sich mit einer solchen Weltsicht identifizieren konnten und in Joe Gargen einen Helden sahen. Heute ist das beim besten Willen nicht zu machen. Im Übrigen ist George Raft steif und vierschrötig wie immer und deutlich zu alt für Dorothy Hart als Ann Nelson, deren Talent wie dasjenige Paul Stewarts und Kameramanns Joseph F. Biroc auf der Strecke bleibt.
Auf DVD (2006) erschien der Film zusammen mit Der Brandstifter von Los Angeles (USA 1949) als Forgotten Noir Vol. 2 in der gleichnamigen Serie von VCI Entertainment Inc. Die Bildqualität ist gut, die Tonqualität (ohne Untertitel) weniger, dafür ungekürzt im Originalformat mit einer Bildergalerie, einem Audiokommentar von Richard M. Roberts sowie einigen Filminfos und einer George-Raft-Kurzbiografie als Extras.