Twenty Plus Two

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Film Noir Collection Koch Media GmbH


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Bewertung
**
Originaltitel
Twenty Plus Two
Kategorie
Post Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1961
Darsteller

David Janssen, Jeanne Crain, Dina Merrill, William Demarest, Brad Dexter

Regie
Joseph M. Newman
Farbe
s/w
Laufzeit
102 min
Bildformat
Widescreen
 

 

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Los Angeles: Julia Joliet (Getrude Astor), Sekretärin und Verwalterin der Fanpost für den Filmstar Leroy Dane (Brad Dexter), wird in ihrem Büro ermordet aufgefunden. Bei der Spurensicherung stellt die Polizei fest, dass sie  neben ihrer offiziellen Tätigkeit auch Material über den Fall der vor 12 Jahren vermissten Doris Delaney gehortet hat. Dies wiederum interessiert Tom Alder (David Janssen), Veteran des Koreakriegs und Abbrecher eines Jurastudiums, inzwischen Privatddetektiv, der für sich selbst diese Berufsbezeichnung jedoch ablehnt, da er sich aufs lukrative Aufspüren vermisster Personen im Fall von Erbschaftsansprüchen spezialisiert hat. Er hat vieles gesammelt, was mit dem Fall Delaney zusammenhängt, doch sein heutiger Gast Police Lieutenant Harbin (Mort Mills) glaubt nicht daran, dass er den Fall nach den vergeblichen Versuchen vieler Staatsbeamter und privater Detektiver jemals wird aufklären können. In der exclusiven Cocktailbar Circle Room, Hollywood, trifft Alder am Tresen zufällig auf Leroy Dane, mit dem er zwei, drei Sätze wechselt, bevor seine ex-Frau Linda Foster (Jeanne Craine), die sich vor 10 Jahren von ihm scheiden ließ, sich bei ihrer Tischgesellschaft entschuldigt und sich kurz zu ihm an den Tresen gesellt. Sie ist in Gesellschaft der attraktiven Nicki Kovacs (Dina Merrill), die Alder etwas verwirrt zur Kenntnis nimmt. Am Tisch sitzen auch Lindas Begleiter Harris Toomey (Fredd Wayne) und der begüterte Walter Collinson (George N. Neise), Nicki Kovacs’ Verlobter… 
 
Das ist ein in jeder Hinsicht schlechter Film – vom Drehbuch über die Leistungen der Schauspieler bis hin zur schlampigen Regie und oft einfallslosen Kameraarbeit. Was Joseph M. Newman hier als einen seiner – verständlicherweise - letzten Spielfilme auftischt, überschreitet die Grenze zur Zumutung. Die Geschichte soll erzähltechnisch vertrackt sein und in ihrer Entschlüsselung die Puzzleteile nur einzeln preisgeben. Stattdessen ist sie konfus, unglaubwürdig und irre langatmig. David Janssen gibt als Detektiv in eigenem Interesse – schon das bleibt von vornherein unklar: „Was will er nur?“ – einen Richard Widmark für Arme, dessen Grimassen, Gesten, Redensarten an einen Betrunkenen erinnern. Insofern Janssen zeitlebens von einem Alkoholproblem geplagt wurde, ist die Beobachtung vielleicht von den Tatsachen nicht so weit entfernt. Dina Merrill, Jeanne Crain und Brad Dexter wirken gleichermaßen demotiviert bis unfähig, so dass ihre Teilnahme an diesem Machwerk der eigenen Filmografie sicher nicht zum Ruhmesblatt gereichte. In einer Rückblende soll die damals 35jährige Merrill, die keinen Tag jünger wirkt, als 19jährige durchgehen, was geradezu lachhaft erscheint. Auffällig ist auch der Umgang mit dem Auge des Zuschauers. Beim Start und bei der Landung eines Flugzeugs, das angeblich von Minneapolis nach Custer City fliegt, sieht man exakt die gleiche, in ländlichen Gefilden liegende Start- und Landebahn – die gleichen Gebäude, Bäume, Lichter, etc. bilden den Hintergrund. Zwei Hotelzimmer in jeweils New York und in Chicago weisen während eines Telefonats zwischen Tom Alder und Linda die gleiche Tapete, den gleichen Schnitt und die gleiche Typografie der Nummern an ihren Türen auf. Na sowas!
 
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Fast alles ist im Studio gedreht – von Los Angeles, New York, Chicago sieht man jeweils Landebahnen und Flughafengebäude, die sonstwo liegen können. Während schon in den Fünfzigern viele Filme durch den Einbezug realer Schauplätze einen Schritt in die Sechziger vollzogen, wirkt Newmans Twenty Plus Two wie ein in den Mittvierzigern stecken gebliebenes Artefakt bzw. wie ein schlecht ausgestatteter Fernsehfilm. Und so verflüchtigen sich die kurzen Auftritte der grandiosen Film-Noir-Veteranen Agnes Moorehead und William Demarest – beiden haben je eine Szene - in der dünnen Luft der Geschichte und kontrastieren jeder für sich die ganz und gar miserable Leistung David Janssens. Jener telefoniert und telefoniert und telefoniert mit seinen Informanten, nahezu die Hälfte des Films, so empfindet der Zuschauer, besteht aus Telefonaten, um zuletzt mit einer Geschichte aufzuwarten, die sogar einen Hauch von Potential aufblitzen lässt, solches aber längst völlig verschenkt hat. Das Finale ist einzig grotesk, genaugenommen lächerlich und hinterlässt den Zuschauer, wenn es dann zu Ende ist, vor Ungläubigkeit den Kopf schüttelnd. Lange Rede, kurzer Sinn: unbedingt ignorieren und darauf hoffen, dass Joseph M. Newmans um Längen besserer Post Noir Großstadthyänen (USA 1961) auf DVD erscheinen wird, der zwar im gleichen Monat (August 1961) Erstaufführung hatte, aber auf einer im Frühjahr ausgestrahlen Episode der TV-Serie Asphaltdschungel (USA 1961) basiert.
 
Sehr gute, gewohnt spartanische DVD-R (2011) der Warner Archive Collection, USA, mit dem Film ungekürzt im Originalformat, dazu die englische Tonspur ohne Untertitel und ohne Extras.
 

Post Noir | 1961 | USA | Joseph M. Newman | Carl E. Guthrie | Brad Dexter | David Janssen | Mort Mills | Robert H. Harris | Will Wright | Agnes Moorehead | Dina Merrill | Jeanne Crain

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