Strafsache Thelma Jordon

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Bewertung
***
Originaltitel
The File On Thelma Jordon
Kategorie
Film Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1950
Darsteller

Barbara Stanwyck, Wendell Corey, Paul Kelly, Joan Tetzel, Stanley Ridges

Regie
Robert Siodmak
Farbe
s/w
Laufzeit
100 min
Bildformat
Vollbild
 

 

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© Paramount Pictures Corporation
 
Am heutigen Abend ist Chief Investigator Miles Scott (Paul Kelly) damit befasst, in seinem Büro am Telefon die Ehefrau des stellvertretenden Staatsanwalts Cleve Marshall (Wendell Corey), Pamela Blackwell Marshall (Joan Tetzel), wegen des Verschwindens ihres Ehemannes zu beruhigen. Dieser bleibt aus Widerwillen gegen die Enge seines Familienidylls und gegen seinen Schwiegeravater Honorable Calvin H. Blackwell (Minor Watson) einer Familienfeier fern. Als er schließlich noch den Weg in Scotts Büro findet, greift er zur Whiskyflasche, indessen der Kollege sich aus dienstlichen Gründen verabschiedet. Außer der Reinigungskraft ist kaum noch jemand im Gebäude, als später Miss Thelma Jordon (Barbara Stanwyck) in Scotts Büro erscheint. Sie hält den inzwischen völlig betrunkenen Marshall für den Chief Inspector, mit dem sie wegen eines versuchten Einbruchs bei ihrer Tante Vera Edwards (Gertrude Hofmann) bereits telefoniert hatte. Doch Marshall klärt nicht nur den Irrtum auf, sondern versucht sogar, sie für eine Spritztour in eine Bar zu gewinnen, wo sie sich gegenseitig die Nöte ihres Lebens beichten könnten. Als Miss Jordon diese Einladung ablehnt und sich verabschiedet, rennt er ihr bis auf die Straße hinterher. Dort stellt sie fest, dass an ihrem direkt vor dem Gerichtsgebäude geparkten Wagen ein Strafzettel hängt. Sie echauffiert sich kurz darüber, doch als ihr Cleve Marshall kurzerhand anbietet, das zu übernehmen, willigt sie zuletzt ein, mit ihm noch einen Absacker zu trinken…
 
Als Phyllis Dietrichson wurde die 37jährige Barbara Stanwyck in Billy Wilders Frau ohne Gewissen (USA 1944) zum Inbegriff der Femme fatale und lancierte ihr Comeback zu großen Rollen in Hollywoodfilmen. 1946 führte sie in The Strange Love Of Martha Ivers Van Heflin und Kirk Douglas an der Leine. 1947 trat sie in Die zwei Mrs. Carrolls zu Gunsten Humphrey Bogarts in die Opferrolle. 1948 kehrte sie in Du lebst noch 105 Minuten neben Burt Lancaster als Femme fatale zurück und konnte alle Register ziehen. Doch während Barbara Stanwyck immer überzeugte, taten es ihre Film Noirs nicht in gleichem Maß. Solches gilt für Strafsache Thelma Jordon ganz besonders. Der Film beginnt mit dem Kennenlernen und Anbandeln Cleve Marshalls und seiner nächtlichen Besucherin, Thelma Jordon. Während in den ersten 34 Minuten ansonsten nichts passiert, ist deren Zusammenkommen unglaubwürdig und ohne jede Chemie. Wendell Corey ist blass in seiner Rolle und kann der Stanwyck nicht das Wasser reichen. Die Dialoge dieses ersten Drittels sind Standard und man schaut auf die Uhr. Wo ist Robert Siodmak, der Regisseur von Rächer der Unterwelt / Die Killer (1946) oder Gewagtes Alibi (1949)? Der erste Kuss zwischen Thelma Jordon und Cleve Marshall, der sternhagelvoll ist, erscheint grotesk, wenn die Femme fatale haucht: “Maybe I'm just a dame and didn't know it. Maybe I like being picked up by a guy on a bench.” Das gilt trotz einer Entwicklung, die folgt und den Beginn in ein deutlich anderes Licht taucht.
 
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© Paramount Pictures Corporation

 
Nach exakt 34 Minuten Film bläst Siodmak ein wenig Wind ins Segel, nimmt die Handlung Fahrt auf, wird der Ton dunkel. Doch das Schema der Erzählung folgt zu vielen bekannteren Film Noirs. Urplötzlich wird es hektisch, dann gibt es die Ermittlung der Polizei, ein langwieriges Whodunit, daran Cleve Marshalls bürgerliches Glück sich messen lassen muss. Nicht von Ungefähr fühlt man sich an Andrew de Toths Pitfall (USA 1948) erinnert, wo Dick Powell der Enge eines Familienglücks entrinnen muss und in die Fänge einer vermeintlichen Femme fatale (Lizabeth Scott) gerät. Einerseits wird Strafsache Thelma Jordon im letzten Drittel besser. Die mental am Tropf des eigenen Vaters Honorable Calvin H. Blackwell hängende Mustergattin Pamela Blackwell Marshall - wunderbar porträtiert von der bildschönen Joan Tetzel – lässt ihren George die Fesseln und die Bürde des Amerikanischen Traums spüren. Dies tut auch der kaltschnäuzige Chief Investigator Miles Scott, mit Paul Kelly ebenfalls topp besetzt. Auch Barry Kelley und Stanley Ridges bleiben einem in Erinnerung. Letzterer hat als Verteidiger Kingsley Willis mit Barbara Stanwyck den besten Dialog des ganzen Films. Andererseits ist das Gerichtsdrama der letzten 30 Minuten etwas, das sich zum Rest nicht fügen will. So bleibt Robert Siodmaks finaler US-amerikanischer Film Noir ein Aufguss, als sei der Mann in der beginnenden McArthy-Ära doch müde geworden. Und so weit von der Wahrheit ist diese Hypothese de facto nicht.
 
Dies war für eine lange Zeit ein seltener Film, der inzwischen in Spanien als DVD und als BD (2013) veröffentlicht wurde, bild- und tontechnisch exzellent restauriert, ungekürzt und im Originalformat mit dem original englischen Ton und der spanischen Kinosynchronisation, optional spanische Untertitel und das Ganze ohne Extras. In den USA gibt es von Olive Films eine BD und auch eine DVD (2013), ebenfalls ungekürzt im Originalformat, bildtechnisch topp und mit der englischen Tonspur ohne Untertitel und ohne Extras.
 

Film Noir | 1950 | USA | Robert Siodmak | Barry Kelley | Paul Kelly | Richard Rober | Sam McDaniel | Stanley Ridges | Wendell Corey | Barbara Stanwyck | Theresa Harris

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