© Filmgalerie 451 GmbH & Co. KG
Wien: Im Bordell des Zuhälters Konecny (Hanno Pöschl) arbeitet der aus dem Gefängnis entlassene Ganove Alex (Johannes Krisch) als Mädchen für alles. Er hat ein heimliches Verhältnis mit der aus der Ukraine stammenden Prostituierten Tamara (Irina Potapenko), die er liebt. Als Konecny Tamara für Kunden aus Wirtschaft und Politik in einer Stadtwohnung unterkommen lassen will, träumt Alex davon, andernorts mit Tamara neu anfangen zu können. Er besucht seinen Großvater (Hannes Thanheiser) auf dem Land in dessen abgelegenem Bauernhof, um für ihn den Wintervorrat Holz zu hacken. Dabei lernt er Susanne (Ursula Strauß) kennen. Sie ist die Frau des Polizisten Robert (Andreas Lust) und die beiden haben kürzlich in der Nähe gebaut. Auf dem Rückweg hält Alex in einer Kleinstadt bei einer Bank. Er schlägt Tamara vor, diese zu überfallen und sich aus dem Staub zu machen. Doch Tamara hält das Vorhaben für aberwitzig. Am gleichen Abend wird sie von einem Kunden geschlagen, und als Alex den Freier verprügelt, lässt sich die Uhr nicht zurückdrehen…
„In der Stadt wird man entweder arrogant oder man wird ein Lump. Er ist ein Lump geworden“, sagt der alte Bauer zu Susanne über seinen Enkel. Das Zitat ist nicht schlechter als so manches unter Film-Noir-Freunden beliebte aus den 40er oder 50er Jahren. Es spiegelt die Vielschichtigkeit der Beziehungen zwischen den fünf Charakteren, die im Mittelpunkt von Spielmanns Neo Noir stehen. Und als ein solcher darf dieses Meisterstück europäischen Kinos gelten. So erinnert
Revanche an Sidney Lumets
Tödliche Entscheidung (USA/UK 2007). Auch hier geht ein scheinbar narrensicherer Plan aufgrund eines unkalkulierbaren Zufalls schief. Für alle Zeiten geraten Beziehungen und Familienbande aus den Fugen – die Dominosteine des Schicksals purzeln vor den Augen des Zuschauers übereinander. Wie Lumet lässt Spielmann an der gnadenlosen Konsequenz keinen Zweifel: alles ist unwiederbringlich verloren. Was kann je noch gewonnen werden? Mit dieser Frage wird
Revanche zu einem Film, der bewegt und mitreißt – völlig unprätentiös und keinen Moment pathetisch. Es macht ihn zu einem Kinoerlebnis, das im deutschsprachigen Raum seinesgleichen sucht.
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Formale Meisterschaft zeigen Spielmann und seine Crew von der ersten Einstellung. Dass Johannes Krisch den zentralen Charakter Alex mit bruchloser Glaubwürdigkeit porträtiert, sollte zumindest erwähnt sein. Demgegenüber ist
Revanche ein Film, darin das ganze Ensemble stimmig und perfekt gewählt scheint. Die fünf Hauptdarsteller bringen das Drama mit ungeheurer Intensität zum Leben – ruhig, klar, präzise. Die erste Hälfte des Films spielt in Wien, die zweite auf dem Land. Damit erinnert Spielmanns
Revanche an Nicholas Rays
On Dangerous Ground (1952) – die Verrohung durch die Metropole steht im Kontrast zur kargen Bühne der Natur. Ausbruch und Flucht, Rückkehr und Versöhnung! Diese Themenkreise behandelt der Film in verschiedenen Bezüglichkeiten der Personen zueinander – Mann und Frau, Täter und Opfer, Großvater und Enkel, Liebhaber und Geliebte. Nur der Zuschauer kennt die Motive aller Figuren, die aufgrund Ehrlichkeit dem Untergang geweiht sind oder dank Heimlichkeiten überleben. Auch das ist ein Film-Noir-Thema - mit einem in
Revanche so überraschend cleveren Schlusspunkt.
“A film noir that refuses to abide by the old Hollywood rules”, urteilte der Journalist David Lamble über
Revanche, der international 14 Filmpreise erhielt und 2009 als bester nicht-englischsprachiger Film für den Oscar nominiert war.
Die DVD der Filmgalerie 451, Berlin, lässt keine Wünsche offen: erstklassig tiefenscharfes Bild, Orignalformat und Originalton in Dolby Digital 2.0, dazu 55 Minuten an Extras – Making-of, Interviews, Kinotrailer, Fotogalerien. In den USA erschien Revanche in der Criterion Collection.