Film Noir
| USA
| 1946
| Robert Rossen
| Lewis Milestone
| Darryl Hickman
| John Kellogg
| Kirk Douglas
| Van Heflin
| Ann Doran
| Barbara Stanwyck
| Judith Anderson
| Lizabeth Scott
Bewertung
****
Originaltitel
The Strange Love of Martha Ivers
Kategorie
Film Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1946
Darsteller
Barbara Stanwyck, Van Heflin, Kirk Douglas, Lizabeth Scott, Judith Anderson
Regie
Lewis Milestone
Farbe
s/w
Laufzeit
115 min
Bildformat
Vollbild
Iverstown im Jahr 1928: Die 13jährige Martha (Janis Wilson) will mit ihrem Freund Sam Masterson (Daryl Hickman) ihrer tyrannischen Tante Mrs. Ivers (Judith Anderson) entfliehen und die Heimatstadt für immer hinter sich lassen. Zusammen mit ihrer Katze hält sie sich in einem Eisenbahnwaggon versteckt, indessen draußen ein Gewitter tobt und Sam mit Proviant aus der Stadt zurückkehrt. Dort sucht die Polizei bereits nach dem vermissten Mädchen. Sam weiß, dass noch in dieser Nacht der Zirkus die Stadt verlassen wird und er weist Marta an, ihm zu folgen wenn es darauf ankommt. Aber im nächsten Augenblick wird die Tür des Waggons aufgerissen und Police Detective Lundeen (Tom Dillon) fordert die beiden auf auszusteigen. Er nimmt Martha in Empfang, doch Sam gelingt es, ihm und zwei ebenfalls anwesenden Polizisten (Kernan Cripps, Robert Homans) zu entwischen... In ihrer Villa ist Mrs. Ivers im Arbeitszimmer am Schreibtisch beschäftigt, als sich der Hauslehrer Mr. O'Neil (Roman Bohnen) mit seinem Sohn Walter (Mickey Kuhn) bei ihr anmelden lässt. Mr. O'Neill weist die selbstsichere Dame darauf hin, dass Walter der Polizei den Schlupfwinkel Marthas und Sams verraten habe und er folglich für deren Auffinden verantwortlich sei. Doch Mrs. Ivers reagiert kühl und macht klar, dass sie Walter sicher kein Universitätsstipedium finanzieren werde. Indessen bringt Detective Lundeen Martha zurück, und der Diener trägt ihre Katze zurück ins Marthas Zimmer. Bei der folgenden Unterredung macht Mrs. Ivers ihrer Nichte klar, dass deren Vater namens Smith für sie ein Nichtsnutz gewesen und ihre Mutter aus dem Hause Ivers schlicht töricht sei, als sie ihn geheiratet habe. Martha lässt ihre Tante in Gegenwart Mr. O'Neils wissen, wie sehr sie sie dafür hasse und droht damit sie umzubringen...
"You don't have to show me who you are. I can tell by the smell." Weniger melodramatisch, als es die Inhaltsangabe vermuten lässt, wird dieser Film Noir von der großartigen Balance des Quartetts seiner Hauptdarsteller getragen, sobald die Filmhandlung aus dem Jahr 1928 in die Gegenwart des Jahres 1946 gesprungen ist. Eine Femme fatale und ihre rabenschwarze Vergangenheit, undurchsichtige Charaktere, die vielfältige Netze aus Intrigen umeinander spinnen... Komplementär zu reichlich Nacht und Schatten wimmelt es in diesem bis heute wenig bekannten Werk des Regisseurs Lewis Milestone von Elementen des klassischen Film Noirs. Alle Rollencharaktere sind im Skript von Autor Robert Rossen (Jagd nach Millionen, USA 1947) vielschichtig angelegt und die Regie tut ein Übriges, um das Drama mit seinen Irrungen und Wirrungen auf der Spur zu halten. Beklemmend, düster und konsequent!
© Paramount Pictures Corporation
Für Lizabeth Scott und für Kirk Douglas war The Strange Love of Martha Ivers jeweils ihr Filmdebüt und der Einstieg in eine Karriere, die sie bis in die Frühfünfziger an den Film Noir binden sollte. Barbara Stanwyck, in ihrem ersten Film Noir nach Frau ohne Gewissen (USA 1944), sollte Stil und Gattung für weitere 10 Jahre erhalten bleiben. Vielleicht liegt es am fehlenden Glamour der Kleinstadtkulisse, dass diesem Film Noir mit seinen vier Stars der nachhaltige Erfolg versagt blieb. In Deutschland wurde er erstmals im August 1989 als Die seltsame Liebe der Martha Ivers im Fernsehen uraufgeführt. Heute kursiert das Werk als Film der Public Domain in Kopien von minderer Qualität auf DVD, demgegenüber es in Holland und in den USA von Paramount in einer topp restaurierten Fassung auf DVD veröffentlicht wurde.
Wer die Möglichkeit hat, die original Paramount-DVD aus den USA, Holland oder Polen (2005) zu erstehen, sollte unbedingt zugreifen: ungekürzte Spielzeit im Originalformat, ein erstklassig restauriertes Bild sowie die Tonspur auf Englisch bzw. auf Niederländisch oder Polnisch, dazu optional diverse Untertitel, bei der US-DVD (Regional-Code 1) auch auf Englisch. Der Film ist in der Public Domain, und es gibt haufenweise Billiganbieter, die das Werk in bild- und tontechnisch miserabler Qualität feilbieten. Für die deutsche Synchronisation anlässlich der Uraufführung im Fernsehen wurden zudem Teile der Musik von Miklos Rozsa durch andere Themen ausgetauscht, d.h. die lohnt sich in mehrfacher Hinsicht nicht, denn der Eindruck wird schlicht verfälscht.