Tetsuya Watari, Jirô Tamiya, Kei Satô, Mitsuko Baishô, Tatsuya Fuji, Katsuko Yoshiyuki
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Tokio, Japan: Der in der Bekämpfung der Yakuza tätige Police Inspector Shiro Shida (Jirô Tamiya) erhält einen Brief von dem wegen Mordes zu sieben Jahren Haft verurteilten Gangster Jirô Takegami (Tetsuya Watari). Denn es war Shida, der ihn verhörte und dennoch nicht dazu brachte, den Namen seines Komplizen preiszugeben. Obgleich der Brief eine explizite Drohung vermeidet, erachtet Shida ihn als Angriff, erklärt Takegami doch, dass sie sich nach seiner Freilassung sicher wiedersähen… Shida erinnert sich, wie das Syndikat des Mobsters Hama auf das Teritorium der organisierten Yakuza um Ketsue vordrang. Als der wenig kooperative Ketsue eines Abends eine Einladung Hamas ausschlug, beschloss letzterer ihn endgültig aus dem Weg zu räumen. Dafür benachrichtigte Hamas Bruder Okuda (Kei Satô) erst Jirô Takegami, der sich nicht auf der Feier sondern bei seiner Freundin Kitako (Mitsuko Baishô) in ihrem Bett befand. Kurz danach traf Okuda im Club, wo Hama seine Anhänger aushielt, noch den Gangster Otomi (Gôro Mutsumi), der daraufhin Takegami abholte. Beide fuhren sie zu Ketsue. Letzterer befand sich in Gesellschaft seines Handlangers Takeo Kuwata (Seiji Endô). Nachdem Otomi Ketsue erschossen hatte, zog Jirô Takegami sein Samurai-Schwert Kuwata über die linke Gesichtshälfte. Indessen der Verletzte sich auf dem Boden vor Schmerz krümmte, jagte ihm Otomi noch einige Kugeln in den Körper. Zugleich hörten sie die Sirenen der Polizeiwagen, und schon rannteShiro Shida die Treppe empor…
In den 40 Jahren zwischen 1958 und 1998 führte Toshio Masuda bei insgesamt 98 Kino- oder Fernsehfilmen Regie. Seine ersten Lorbeeren verdingte sich der 1927 in Kobe, Japan , geborene Masuda bei der Nikkatsu Corporation, wo er zeitgleich mit Seijun Suzuki (Voice Without A Shadow, JPN 1958) den japanischen Film Noir fortführte und den Thriller der Zeit auf sein nächstes Jahrzehnt vorbereitete. Noch heute stechen sowohl Rusty Knife (JPN 1958) als auch Red Pier / The Left Hand Of Jirô (JPN 1958), ein Remake von Julien Duviviers Pépé le Moko – Im Dunkel von Algiers (FRA 1937), deutlich heraus. Und so wie Suzuki führte auch er für eine lange Zeit bei vier bis fünf Produktionen pro Jahr die Regie. Neben Film-Noir- und Post-Noir-Thrillern, darin zumeist die Yakuza an Stelle des US-amerikanischen Mobs trat und viele Strickmuster dennoch vertraut schienen, drehte Toshio Masuda Kriegsfilme, Samurai-Epen und während der 80er Jahre sogar Animes. Das Actionkino blieb jedoch seine Heimat; daran lässt Chase That Man / The Long Chase, eine Verfilmung des gleichnamigen Romans von Jirô Ikushima (EA 1968), gleich zu Beginn keinen Zweifel aufkommen. Ähnlich wie in den späten 50er Jahren geht die Exposition in rasendem Tempo vonstatten, und schon finden wir uns mitten in der mit allen Mitteln ausgefochtenen Rivalität zwischen dem von seinem Beruf besessenen Cop Shiro Shida und dem ambitionierten und skrupellosen Kriminellen Jirô Takegami. Obgleich sie auf jeweils der anderen Seite des Gesetzes stehen und Feinde sein müssen (und wollen), sind sie sich in vieler Hinsicht ähnlich. Zudem haben sie beide vor allem eine Schwachstelle. Diese ist die jeweils von ihnen geliebte Herzensdame - namentlich Shidas Ehefrau Ryoko (Etsuko Ikuta) und Takegamis langjährige Freundin Kitako.
Der manische Polizeibeamte, der sich von den Verbrechern, die er mit jeder Faser seiner selbst zu jagen verflucht scheint, kaum mehr unterscheidet, war von Otto Premingers Faustrecht der Großstadt (USA 1950) und Nicholas Rays On Dangerous Ground (USA 1951) bis zu William Friedkins Brennpunkt Brooklyn / French Connection (USA 1971) ein frequenter Schlüsselcharakter im urbanen Setting des Film Noirs und des Neo Noirs. Auch Shiro Shida ist in dem von Toshio Masuda flott inszenierten Film kaum jemals Zuhause bei seiner ihn liebenden Frau, dafür stets und ständig in herabgekommenen Bars oder in den Gassen des Hafens in Yokohama. Es ist der Zwang, dem er zu folgen bestimmt ist und dem er selbst um den Preis Ryoko zu verlieren nicht aufgeben kann, der Chase That Man / The Long Chase in die Serie des japanischen Neo Noirs seiner Ära einreiht. Tetsuya Watari war 6 Jahre zuvor in Seijun Suzikis inzwischen legenärem Tokyo Drifter (JPN 1966) der Durchbruch gelungen. Er wurde zu einem Star des Yakuza-Thrillers der 70er, der Freunden des japanischen Films heute vor allem wegen seiner exquisiten Titelrolle in Kinji Fukasakus Yakuza Graveyard (JPN 1976) bekannt ist. Toshio Masudas obskurer Vorläufer dieses Klassikers ist allemal solide und unterhaltsam. Jenseits der beiden Kontrahenten bringt er seine Rollencharaktere allerdings nicht richtig zum Leuchten, so wie es möglich und nötig gewesen wäre.
Obgleich das Interesse an der japanischen Kinogeschichte tendenziell steigt, gibt es bis dato (2025) von dieser Produktion der Shochiku Corporation, die nie im deutschen Kino oder Fernsehen zu sehen war, weltweit (noch) keine BD oder DVD. Online ist der Film ungekürzt verfügbar und das auch im korrekten Bildformat, allerdings nur in einer bild- und tontechnisch miserablen Überspielung von einer englischsprachigen VHS-Fassung ohne oder aber mit holländischen Untertiteln.