Tom Berenger, Elizabeth Perkins, Anne Archer, Kate Capshaw, Annette O‘Toole
© Orion Pictures Corporation
Portland, Oregon: Privatdetektiv Harry Dobbs (Tom Berenger) und seine Freundin Doris (Ann Magnuson) steigern sich in einen Streit hinein, bei dem sie schließlich ihre Beziehung in Frage stellen. Dass sie ihn nicht geheiratet habe, sei wohl ihre beste Etscheidung gewesen, brüllt Doris, bevor Harry aus dem Haus stürzt und mit dem Auto zum Nachtclub Blue Danube fährt. Dort angekommen sitzt er mit seinem Cocktail allein in einem Ambiente, das bis in Details dem eines Clubs der 40er Jahre nachgebildet ist und auch eine Kundschaft anzieht, die sich gern im Kleidungsstil einer längst vergangenen Epoche zeigt. Als die glamouröse Ms. Dolan (Anne Archer) eintritt, gibt sich der sie an den Tisch begleitende Kellner ehrerbietig und spricht mit ihr auf Französisch. Miss Dolan setzt sich Harry gegenüber, der mit ihr verabredet ist und sie nach ihrem Anliegen fragt. Für 2.000 US-Dollar, die sie nach Bestellung eines Manhattans in einem Champagner-Glas bar vor ihn auf den Tisch legt, soll er einem gewissen Rick (Neil Young) folgen, der höflich und distinguiert wirken mag, vor dem sie Dobbs aber zugleich warnt. Sie wohne im Hotel Saint Simone lässt sie ihn wissen, und bevor sich Harry Dobbs zu dem Auftrag Details notieren kann, ist sie schon wieder aus der Tür. Um 21:00 Uhr, so hatte ihn die Femme fatale instruiert, werde der Betreffende im Nachtclub Blue Danube eintreffen und das sicher in Begleitung einer Frau. Zu den Jazzklängen der Band wartet der Privatdetektiv daher geduldig auf dessen Erscheinen…
“The problem is that the noir aspects, and the case Harry is investigating cries out to be much more than it is (…) With the sometimes laughable performances and the odd tone with which the actors have been directed, Love at Large is a head scratcher”, resümiert Raymond Benson für Cinema Retro und bringt es auf den Punkt. De facto gibt es aber nicht nur ein Problem, sondern gleich reihenweise, und auch zur Zeit seiner Premiere fand Alan Rudolphs Parodie auf den Film Noir samt Privatdetektiv trotz Flirts mit dem Zeitgeist - mit Ann Magnuson (ex-Bongwater) und Neil Young waren gleich zwei Pop-Ikonen vertreten - ein zurückhaltendes oder geradewegs negatives Echo. Sein Autor und Regisseur war und ist ein sympathischer Zeitgenosse, Ziehkind seines Protégés Robert Altman (Der Tod kennt keine Wiederkehr, USA 1973, mit Alan Rudolph als Regieassistent) und Die Liebe eines Detektivs war in solchen Jahren, als Rudolph einen Spielfilm pro Jahr ins Kino brachte, nicht das einzige Werk, das zur klassischen Ära des Film Noirs Bezug nahm. Aber dessen Handlung ist trotz liebevoll inszenierter Skurrilität und der spürbaren Empathie für den Reigen bizarrer Charaktere, die den Film bevölkern, zu beliebig und zu banal, um einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Auch der Transfer vom Kriminalfall, der sich selbst ad absurdum führt, hin zu einer Liebesgeschichte, die so vorhersehbar klischeebefrachtet endet, dass man sich nicht nur am Kopf kratzt sondern parallel mit den Augen rollt, ruiniert den Film - selbst als eine Parodie. Dazu kommt das Schauspiel Anne Archers, die so laienhaft agiert, dass ihre Femme fatale in letzter Konsequenz eine Farce ist, aber eben keine, die amüsiert oder gar fasziniert. Die Rollencharaktere sind letztlich Abziehbilder und auch der Humor ist bei weitem zu flach: Spannung wird sogar konsequent vermieden.
Der private Ermittler war eine Figur, die bereits im Tonfilm der 30er Jahre mit Erfolg Einzug gehalten hatte und ihr US-amerikanisches Publikum sogar in Serien von Kinofilmen begeisterte. Myrna Loy und William Powell verkörperten das glamouröse und der Detektivarbeit zugeneigte Ehepaar Nick und Nora erstmals in Der dünne Mann (USA 1934) nach der Vorlage Dashiell Hammetts. Mit Powell in der Hauptrolle war zuvor auch der Privatdetektiv Philo Vance ab The Canary Murder Case (USA 1929) im Kinofilm in Erscheinung getreten. Melvyn Douglas mimte Michael Lanyard aka The Lone Wolf in Roy William Neills The Lone Wolf Returns (USA 1935), und zum Ende des Jahrzehnts folgte Lloyd Nolan als Michael Shayne, Private Detective (USA 1940). Letzterer nahm Züge des Film Noirs vorweg, denn Shayne war kein eleganter Lebemann, der sich den Thrill der Detektivarbeit als Hobby leistete, sondern er verdiente seinen Lebensunterhalt damit. Alan Rudolphs Private Eye Harry Dobbs ist ebeso eine Hommage an all jene von Humor und romantischen Allüren durch ihre Welt getragenen Privatermittler der 30er Jahre wie eben auch an solche namens Sam Spade und Philip Marlowe, die in der Verköperung durch Humphrey Bogart oder Dick Powell nicht und niemandem zu vertrauen lernen mussten, um zu überleben. Es ist geradezu bedauerlich, dass Rudolphs Konzept nicht aufgeht: Schuld daran trägt das ganz und gar lausige Skript aus eigener Feder. Unterm Strich war Elizsaeth Perkins weit und breit die einzige, die mich überzeugte, indessen der Film im Kanon des Neo Noirs wirklich niemandem empfohlen werden kann.
Eine US-amerikanische Blu-ray disc und DVD (2015) von Kino Lorber Studio Classics präsentieren den Film mit seinem Originaltitel Love At Large in erstklassiger Bild- und Tonqualität, ungekürzt und im Originalformat, sowohl ohne Untertitel als auch ohne Extras. Zuvor gab es internationale DVD-Veröffentlichungen (2004) via Metro-Goldwyn-Mayer, als Love At Large und als spanische DVD (2011) betitelt Amor perseguido, teils mit Untertiteln auf Englisch, Spanisch und Französisch. Eine deutsche BD- oder DVD-Edition gibt es nicht.