Modus – Der Mörder in uns – Staffel 1

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Psychologische Verteidigung


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Eddie Muller


Wenn es Nach wird in Paris


Film Noir Collection Koch Media GmbH


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Bewertung
***
Originaltitel
Modus
Kategorie
Neo Noir
Land
SWE
Erscheinungsjahr
2015
Darsteller

Melinda Kinnaman, Henrik Norlén, Marek Oravec, Simon J. Berger, Esmeralda Struwe

Regie
Lisa Siwe, Mani Maserrat Agah
Farbe
Farbe
Laufzeit
360 min
Bildformat
Widescreen

 


 

 

Schweden wenige Tage vor dem Weihnachtsfest: In einem tief verschneiten Tannenwald nahe der Hauptstadt Stockholm führt ein SUV mit getönten Scheiben zu einem im Dickicht abgestellten Wohnwagen. Der aus Dallas, Texas, in den USA stammende Richard Forrester (Marek Oravec), ein ehemaliger Marinesoldat, holt sich den Schlüssel unter der Fußmatte vor und betritt mit nur einem Seesack seine neue Behausung. Einem Fach unterhalb des Kühlschranks entnimmt er einen Karton mit abgeteilten Fächern für Smartphones und schaltet das einzige darin liegende Gerät ein. Ein Foto mit dem Titel Mission 1 zeigt ihm das Hotel Gloria im Hafen Stockholms… Am Abend ist die Professorin für Psychologie Inger Johanne Vik (Melinda Kinnaman), auf der Rückbank ihres VW Passats B2 sitzen die Töchter Linnea (Lily Wahlsteen) und Stina (Esmeralda Struwe), unterwegs zur Hochzeit ihrer Schwester Lisa (Amelia Drake), die im Hotel Gloria stattfinden wird. Inger Johanne Vik war einst Fallanalytikerin für die Kriminalpolizei in Stockholm und sogar in den USA für das FBI tätig, bevor sie sich entschloss eine Karriere an der Universität zu verfolgen und über die Psyche von Verbrechern Bücher zu schreiben. Ihre etwa 12-jährige Tochter Stina ist autistisch, und vom Vater ihrer Kinder, Isak Aronson (Simin J. Berger), leben die drei getrennt. Indessen sie noch hinterm Steuer ihren Redetext probt, ruft ihre Mutter Kerstin (Siw Erixon) an und fragt, wann sie denn kämen. Doch Inger Johanne kann sie beruhigen; sie sind fast da…

 

“Modus – Der Mörder in uns ist (…) ein wenig betulich, nicht immer überzeugend und in einigen Nebenfiguren auch zu überzeichnet“, schreibt Frank Schmidke für das Webportal brutstatt und formuliert seine Einschätzung damit milde und wertschätzend. Für mich zählte die erste Staffel der schwedischen TV-Serie Modus – Der Mörder in uns, die den Roman Gotteszahl (EA 2009, auf Deutsch 2010) der norwegischen Autorin Anne Holt adaptierte und die Handlung von Bergen nach Stockholm verlegt, zu den Enttäuschungen der letzten Jahre. Dass beim Nordic Noir längst nicht alles Gold ist, was glänzt, bewiesen schon die 12 Verfilmungen der Romane Gunnar Staalesens um den in Bergen tätigen Privatdetektiv Varg Veum (Trond Espen Seim), die mit Varg Veum – Bitre blomster (NOR/SWE/GER – 2007) ihren Anfang nahmen. Auch die dänische TV-Serie Den som dræber (DNK 2011), wo es ebenfalls um einen Fallanalytiker (Jakob Cedergren) mit einem Studium der Psychologie und dessen Kooperation mit einer Kommissarin (Laura Bach) der Mordkommission geht, kann als Tiefpunkt der seit Mitte der 90er Jahre zunehmend populären Spielart des skandinavischen Neo Noirs gelten. In Den som dræber sind die Rollen vertauscht – der Mann ist Profiler, die Frau Polizistin, die Romantik ist die gleiche. So hatte ich in Modus – Der Mörder in uns von Anbeginn das Gefühl alles schon einmal gesehen zu haben, nur eben viel besser, als es hier vor und hinter der Kamera dramaturgisch umgesetzt wird. Es trieft vor Klischees, mehr als man davon aufzählen will: Die von ihren Partnern geschiedenen Polizisten, die rund um die Uhr in ihre Arbeit vertieft sind. Der von religiösem Wahn angetriebene Mörder, ein Psychopath, der sich homosexuelle Opfer von einiger Popularität aussucht. Die autistische Tochter, welche wie das Orakel von Delphi daherredet, so dass ihre Zeugenschaft eines Mordes und die Kenntnis des Mörders erst über viele Episoden hinweg ans Licht kommen. Dazu tief in der Biografie einer Bischöfin vergrabene, persönliche Geheimnisse, die nach ihrer Ermordung vom Ehemann eifrig vertuscht werden. Und natürlich die Anziehung zwischen Kommissar (Henrik Norlén) und Fallanalytikerin, die mächtig verkompliziert wird – ein eifersüchtiger ex-Mann, eine Geliebte aus dem eigenen Büro, das Trauma durch den Tod eines Kindes, etc. pp. Das schwedische Autorenduo Peter Thorsboe und Mai Brostrøm lässt bei seiner Adaption des Anne-Holt-Romans kein Krimiklischee außen vor. Das nervt und das ermüdet. 

 

“Insgesamt kann man sagen, dass die Geschichte (…) als Spielfilm deutlich besser funktioniert hätte, da die Story leider nicht das Potential besitzt, den Zuschauer insgesamt sechs Stunden durchgehend zu unterhalten“, schlussfolgert MarS für Sofahelden.de, und das Fazit trifft es. Die Erzählung ist ein dünnes Süppchen, und so ziemlich alle (!) Rollencharaktere wirken aufgrund ihrer Anlehnung an Vorbilder aus der zeitgenössischen Kriminalliteratur fast holzschnitzartig. Ich selbst hatte auch mit Melinda Kinnaman und Henrik Norlén meine Schwierigkeiten, deren darstellerisches Können beim Fernsehen tatsächlich am besten aufgehoben ist, nur dass es nicht als Kompliment gemeint ist. Wenn man sich überlegt, welches Niveau die jeweils erste Staffel von Kommissarin Lund (DNK 2007) oder von Die Brücke – Transit in den Tod (SWE/DNK 2011) vorzugeben wussten, ist diejenige von Modus – Der Mörder in uns ein lauwarmer Aufguss und mit Blick auf einige Details rund um den Täter, seine Identität und seine Motive, fast lächerlich. Technisch ist die Produktion solide umgesetzt und reflektiert mit Blick auf Kameraarbeit und Drehorte den hohen Standard schwedischer TV-Serien aus der Sparte des Nordic Noirs. Ich empfand es auch nicht als Ärgernis, mir die in der deutschen Edition 4 Folgen à 91 Minuten Spielzeit anzuschauen. Nur bleibt das Ganze bis zu guter Letzt Mittelmaß. Dafür gibt es meinerseits keine Empfehlung.

 

Via Edel Motion gibt es in Kooperation mit dem Zweiten Deutschen Fernsehen (ZDF) eine deutsche 2-BD-Box bzw. 4-DVD-Edition (2016) mit der Serie in exquisit hochwertiger Bild- und Tonqualität, ungekürzt und im Originalformat und mit jeweils dem schwedischen Originalton oder der deutschen TV-Synchronisation, doch leider (einmal wieder) ohne jegliche Untertitel. Als Extras gibt es ein 8-seitiges Booklet, das Kurzinterviews mit Darstellern, Autoren, Produzenten und den Regisseuren enthält. Alles in allem nicht sensationell, dennoch sauber editiert.

 


 

Neo Noir | 2015 | International | Lisa Siwe | Mani Maserrat Agah

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