Schatten des Herrn Monitor, Der

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Film Noir Collection Koch Media GmbH


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Bewertung
***
Originaltitel
Der Schatten des Herrn Monitor
Kategorie
Film Noir
Land
GER
Erscheinungsjahr
1950
Darsteller

Carl Raddatz, Paul Dahlke, Marianne Wischmann, Catja Görna, Carl-Heinz Schroth

Regie
Eugen York
Farbe
s/w
Laufzeit
81 min
Bildformat
Vollbild

 


 

Der Schatten des Herrn Monitor-Poster-web3.jpg Der Schatten des Herrn Monitor-Poster-web1.jpg Der Schatten des Herrn Monitor-Poster-web2.jpg Der Schatten des Herrn Monitor-Poster-web4.jpg

© Verlag für Filmschriften Christian Unucka

Hamburg im Monat Mai: Im Apartment Christoph Monitors (Carl Raddatz), der es als Geschäftsmann mit einem Fachhhandel für Elektroartikel zu Wohlstand brachte, wartet im dunklen Wohnzimmer beim Schein des Feuers im Kamin dessen Freund Thomas Gossip (Paul Dahlke) in einem Lehnstuhl sitzend. Letzterer war zwei Jahre nicht in der Stadt und hat seinen Besuch nicht angekündigt, doch die Haushälterin (Gustl Busch) hat ihn eingelassen. Schon schlägt die Uhr elf und Gossip zündet sich eine Zigarette an, als im Flur plötzlich das Licht angeht und der Freund durch die verglaste Schiebetür das Deckenlicht aufeuchten sieht. Und jetzt wird diese Tür energisch zur Seite gerückt, das Licht eingeschaltet und Gossips ex-Freundin Petra (Marianne Wischmann) sieht zu ihrer Verblüffung dessen Hut und Mantel auf einem Stuhl, bevor sie Thomas selbst erkennt. Im Nu steht der Hausherr neben ihr, der seinerseits den späten Gast begrüßt und Petra als seine Frau vorstellt. Thomas Gossip ist über die für ihn unerwartete Vermählung der beiden überrascht, und als Petra erkennt, wie wenig entzückt er davon zu sein scheint, zieht sie sich zurück. Christoph erläutert seinem Besucher, dass er anfangs wohl wusste, dass Petra mit einem Mann einige Wochen auf einer Insel verbracht habe. Doch habe er nicht mal geahnt, dass dieser Mann Thomas gewesen sei. Erst als dessen Briefe eintrafen, sei es ihm klar geworden. Deshalb müsse er ihm gestehen, dass er diese Briefe aus Angst, seine große Liebe zu verlieren, nie übergeben habe, sondern zurückgehen ließ…

 

„Ich war früher Seemann und damals in Marseille, da hat’s angefangen, in so einem Club… Und seitdem kann ich ohne dieses verdammte Ding, diese verfluchte, kleine Kugel nicht leben.“ Als Thomas Gossip im illegalen Spielclub im Keller der Nachtbar Florida den heruntergekommenen Matrosen Robb (Carl Raddatz) kennenlernt, heckt er einen perfiden Plan aus, um sich an seinem Freund Christoph und seiner verlorenen Liebe Petra zu rächen. Denn Robb sieht Christoph Monitor zum Verwechseln ähnlich und das will Gossip, der ihn bald in der Hand hat, sich zunutze machen. Indem er dessen Spielsucht finanziert, begeht Robb als falscher Christoph Monitor diverse Straftaten und wird dabei von Zeugen beobachtet… Das ist für einen Film Noir im Grunde eine bestens geeignete Ausgangslage, könnte für jede Art Filmdrama das Fundament einer vielschichtigen und pointierten Erzählung werden. Der vermeintlich Freund, der nach zweijähriger Abwesenheit die neuen Verhältnisse zwischen den beiden ihm am nächsten stehenden Menschen scheinbar leicht hinnimmt, wird zum Rächer, den die eigenen, skrupellosen Taten überollen. Ja, Der Schatten des Herrn Monitor hätte ein Film Noir der jungen Bundesrepublik Deutschland werden können, der mit vergleichbaren Werken aus den USA oder aus Europa auf Augenhöhe rangiert. Aber das ist er nicht. Sowohl die Autoren als auch der Regisseur setzen ihr Werk auf geradezu dilletantische Weise in den Teich. Schon der Auftakt missrät völlig. Da steht Thomas Gossip, dieser gute Freund, im Wohnzimmer und hat mit seiner ex-Geliebten Petra nicht die geringste Chemie. Ganze zwei Jahre war er fort. Wo und warum? Niemand weiß es, und es interessiert Petra und Christoph nicht im Geringsten. Wenn Christoph seine Briefe zurückgehen ließ, warum hat Thomas sie nie zurückerhalten? Warum hat er sich nicht telefonisch gemeldet? Warum hat Christoph, da ihm Gossips Adresse doch bekannt sein musste, nicht ihm geschrieben? Warum hat Thomas, wenn Petra wirklich die Liebe seines Lebens war, zwischenzeitlich nicht einmal Hamburg besucht? Schließlich lebt er als Privatier vom Familienerbe und hat keine Berufspflichten.

 

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Allein die ersten 10 Minuten werfen derart viele Fragen auf, und der Rest der Handlung dümpelt ebenso konstruiert und schlampig inszeniert dahin. Zudem stellt das Drehbuch weder die Freundschaft zwischen Thomas und Christoph noch die Liebe der Herren zu Petra glaubwürdig dar. Mitten in dem Einerlei setzt Kameramann Willy Winterstein (Hafenmelodie, GER 1949) dann eine nächtliche Verfolgungsjagd im Hamburger Hafen derart grandios in Szene, dass sogar Spannung aufkommt. Auch sind viele Drehorte wunderbar gewählt – die Spielhölle im Kellergewölbe des Nachtclubs Florian,  jener olle Fischkutter, der Robb und seiner Freundin Genia (Catja Görna) als Bleibe dient, die Villa Thomas Gossips, darin er allein in besten Verhältnissen lebt. Aber Eugen York (Morituri, GER 1948) vermag die Ressourcen nicht zu nutzen und sein Drama erzählerisch auf den Punkt zu bringen. Die Szenen im Gerichtssaal am Ende Films sind im Vergleich mit US-amerikanischen Filmen der Zeit so hölzern und von schlechten Dialogen gekennzeichnet, dass es einem die Sprache verschlägt. Der Schatten des Herrn Monitor zeigt Motive, die schon in Der Mann mit der Narbe (USA 1948), Unschuldig verurteilt (UK 1949) und Zeuge gesucht (USA 1944) vorexerziert wurden, kommt ans Niveau dieser Filme aber nicht heran. Einzig aufgrund Willy Wintersteins Kameraarbeit gibt es knapp noch drei Sterne.

 

Bis dato (2022) gibt es weltweit keine BD- oder DVD-Edition des Films, der aber in mindestens einem Streamingportal in einer bild- und tontechnisch recht guten Fassung mit dem Originalton ohne Untertitel, ungekürzt und im korrekten Bildformat zur Verfügung steht.

 


 

Film Noir | 1950 | International | Eugen York | Carl Raddatz

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