Mark Stevens, Martha Hyer, Skip Homeier, Joan Vohs, Douglas Kennedy
Ketchikan, Alaska: Ein Wasserflugzeug der Ellis Air Lines landet in der Bucht der Kleinstadt und der Postsack wird ausgeladen. Kurz darauf entnimmt Johnny “Blue-Eyes“ (Mort Mills) im Federal Building aus dem Postfach 143 einen per Luftpost versandten Brief aus San Francisco, Kalifornien. Was er in dem kurzen Schreiben liest, ist alles andere als amüsant. Johnny sprintet zum Haus von Al Corey (Douglas Kennedy), aber er trifft seinen Kumpan und Brötchengeber nicht an. Nun rennt er zum Hafen und über die Landungsbrücke zum Bootssteg hinab, wo Peggy Harding (Martha Hyer) mit einer Angel beschäftigt ist. Sie wundert sich über Johnny, der entgegen seiner Art außer Atem ist, als er sie nach Al Corey fragt. Peggy weiß auch nicht, wo Al ist, aber da sieht Johnny, dass er mit seiner 7-jährigen Tochter Marie (Cheryl Callaway) von einer Ausfahrt zurückkehrt und mit seinem Motorboot am Steg anlegt. Er läuft hinüber und ruft Al beim Namen “Tino“, was jener, nachdem er Marie mit dem Lachs, den sie heute fingen, nach Hause schickte, nicht witzig findet. Er ernahnt Johnny, ihn als Al Corey anzureden, und jener berichtet hastig von der Depesche aus San Francisco, derzufolge Haft Vic Barron (Mark Stevens) morgen nach drei Jahren aus dem Staatsgefängnis San Quentin entlassen werde. Al ist besorgt, schickt Johnny nach Hause und setzt sich auf den Steg zu Peggy, bevor er sich eine Zigarette anzündet. Sie fragt unverzagt, was mit ihm los sei, und er erwidert knapp, dass sich die Uhr just um drei Jahre zurückbewegt habe…
“Similar in some ways to the far superior Fritz Lang picture The Big Heat, the picture moves at a good pace and does do a very good job of capturing the remote Alaskan locations”, schreibt Ian Jane für DVD Talk und das ist richtig. Der Vergleich mit Fritz Langs im Vorjahr für Columbia Pictures gedrehtem Film Noir Heißes Eisen (USA 1953) beruht auf gleich mehreren Parallelen. Mark Stevens spielt den ex-Polizeibeamten Vic Barron, dessen Ehefrau und Kind durch eine Autobombe ums Leben kamen und die auf seiner rechten Gesichtshälfte eine inzwischen vernarbte, großflächige Brandwunde hinterließ. In Heißes Eisen stirbt Dave Bannions (Glenn Ford) Ehefrau Katie (Jocelyn Brando) ebenfalls durch eine Autobombe; ihre 6-jährige Tochter Joyce bleibt unversehrt. Die blondierte Gangsterbraut Debby Marsh (Gloria Grahame) wird in Fritz Langs Film durch Gangster Vince Stone (Lee Marvin) mit kochendem Wasser im Gesicht einseitig entstellt und Vic Barrons Narbe erinnert daran. Auch zeigen der weißhaarige Gangster Roxey Davis (Skip Homeier) und seine ihm in Hassliebe zugeneigte Freundin Lily Arnold (Joan Vohs) allein physisch Ähnlichkeiten mit Lee Marvin und Gloria Grahame. Und zuletzt ist Lily vergleichbar mit Debby nicht ohne Zuneigung für den Cop, der in beiden Fällen ein vom Schicksal verbitterter, impulsiver Tough Guy ist, dessen Polizeiarbeit sich in einen Rachefeldzug verwandelt. Aber weit überlegen, wie Ian Jane feststellt, ist Langs Film Noir gegenüber dem Regiedebüt des Darstellers Mark Stevens vor allem aufgrund des schwachen Drehbuchs von Warren Douglas und George Bricker. Sie entwickeln zwar ein Ensemble von typischen und teils erstklassig besetzten Film-Noir-Charakteren, doch die Filmhandlung selbst ist vorhersehbar und leidet an fehlenden Motiven. Warum hat zum Beispiel vor über drei Jahren Nachtclubbesitzer Nick Buda (Lewis Martin) seinen Killer Roxey Davis auf Vic Barron gehetzt, der es als Polizist auf den Gangster Tino Morelli (Douglas Kennedy) abgesehen hatte? Wir wissen es nicht, und wir erfahren es ebenso wenig wie Barron, was wiederum dessen Geschichte seltsam in der Luft hängen lässt, denn damit fehlt an zentraler Stelle ein Motiv.
“He loses his wife, his kid and three years of his life all in one day, and you want me to talk sense into him. Be reasonable, Emily!” Obgleich über 20 Minuten der Geschichte in San Francisco spielen, wo Vic Barron mit seinen ex-Kollegen Red Miller (John Doucette) und Police Lieutenant Pat Ryan (Don Haggerty) zusammentrifft, die jeweils wissen, dass er vor drei Jahren hinters Licht geführt wurde, lebt der Film vor allem von seinem Drehort Ketchikan in Alaska. Martha Hyer, Mort Mills und Douglas Kennedy sind allesamt herausragend in ihren Rollen, demgegenüber ich ausgerechnet mit Mark Stevens ein Problem habe. In stoischer und fast schon gebetsmühlenartiger Weise ist er verbittert und rachsüchtig. Sobald der durch Marie Morelli aufzutauen beginnt, ist auch das zu vorhersehbar und klischeebefrachtet – wie übrigens auch Martha Hyers fast mütterliche Liebe zu dem ach so offensichtlich von tiefer seelischer Zerrüttung gepeinigtem Tough Guy. Es sind seine Klischees, die den Film nach unten ziehen und auch das Finale ist leider nicht mehr als ein Standard.
In den USA gibt es via Olive Films eine jeweils bild- und tontechnisch fantastisch restaurierte BD- und auch DVD-Edition (2013, RC 1), die den Film ungekürzt im Originalformat – seinerzeit einer der ersten Filme im Breitwandformat - mit der englischen Tonspur ohne jegliche Untertitel und ohne Extras präsentiert.