Hunt The Man Down

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Psychologische Verteidigung


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Eddie Muller


Wenn es Nach wird in Paris


Film Noir Collection Koch Media GmbH


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Bewertung
***
Originaltitel
Hunt The Man Down
Kategorie
Film Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1950
Darsteller

Gig Young, Lynne Roberts, Mary Anderson, Willard Parker, Carla Balenda

Regie
George Archainbaud
Farbe
s/w
Laufzeit
68 min
Bildformat
Vollbild

 


 

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Los Angeles, Kalifornien: In der Nachtbar Happy’s Place verlässt der Eigentümer (Dick Elliott) zu später Stunde sein Lokal und überlässt es seinen Angestellten Sally Clark (Lynne Roberts) und William H. Jackson (James Anderson) den Schankraum aufzuräumen und die Abrechnung fertigzustellen. Sally sitzt am Tisch und zählt die Einnahmen, bevor sie aufsteht und Bill bittet, sich ans Klavier zu setzen und ihr ein Lied vorzuspielen. Erst behauptet er nicht spielen zu können, doch als Sally die ersten Takte von Wishing Will Make It So anschlägt, das sie William einst spielen hörte, und sie gar dazu singt, greift er selbst in die Tasten. Ohne dass es die beiden bemerken, blickt von der Straße ein Unbekannter (Ken Terrell) in Trenchcoat und Fedora durch die Lamellen der Außenjalousie ins Innere der Bar. Als Sally ein weiteres Lied hören mächte, wird Bill ungehalten und bittet sie unmissverständlich ihn in Frieden zu lassen. Die Bardame kehrt zum Geldzählen an den Tisch zurück und Bill Jackson geht nach nebenan, um seinen Mantel zu holen. In dem Moment kommt der Fremde von der Straße durch die unverschlossene Tür und verlangt mit vorgehaltener Pistole von Sally, dass sie die Tageseinnahmen unverzüglich in eine Papiertüte stecke, die er ihr hinwirft. William tritt aus dem Nebenzimmer zurück in die Bar, seinen Mantel überm Arm. Der Eindringling sieht ihn, feuert aufs Geratewohl, doch Bill wirft ihm den Mantel über die Hand mit der Waffe und stürzt sich auf ihn. Als die Männer am Boden ringen, löst sich ein Schuss…

 

“Hunt the Man Down is a snappy thriller from the RKO B-Team (…) that strays into the realm of film noir in unusual ways”, schreibt Journalist und Buchautor Mark Fertig in seiner Rezension für Where Danger Lives über diesen heute obskuren Film aus der Ära des Studios RKO Radio Pictures unter Milliardär Howard Hughes. Ich hatte mich nicht zuletzt wegen seiner Besetzungsliste, welche die von mir geschätzten Darsteller Gerald Mohr, Gig Young und Mary Anderson anführt, und auch wegen des Manns hinter der Kamera, Nicholas Musuraca (Goldenes Gift, USA 1947), auf das Werk gefreut und wurde enttäuscht. Der Film ist an keiner Stelle größer als das Budget, das der Produktion zur Verfügung stand, und dieses Budget war sichtbar klein. Gig Young liefert eine solide Leistung als Pflichtverteidiger Paul Bennett, der sich zum Ziel gesetzt hat, in einem 12 Jahre alten Mordfall die Wahrheit zu finden. Genau das ist das Ungewöhnliche an diesem Thriller, dass er wie seinerzeit Henry Hathaways Kennwort 777 (USA 1948) aufgrund einiger Koinzidenzen einen Wahrheitssucher mit den Ungereimtheiten eines Mordfalls in der Vergangenheit konfrontiert. Der in Happy’s Place angestellte William H. Jackson ist in Wirklichkeit Richard Kincaid, zwölf Jahre zuvor ein hoffnungsvoller Pianist und nach einem Abend im Kreis von Fremden plötzlich Hauptangeklagter in einem Mordprozess. Als er damals bemerkte, dass unter der erdrückenden Last der Indizien die Todesstrafe zu befürchten sei, nutzte er die Gelegenheit zur Flucht und tauchte unter. Als er Sally Clark vor dem bewaffneten Dieb beschützt und der dabei umkommt, wird seine Identität enthüllt und der Mord an Daniel J. Brian (Robert Cavendish) neu aufgerollt.

 

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“He knew it. The jury knew it. And I knew it. It was a death sentence.” Das Drehbuch hat Potential, welches zumindest hin und wieder aufblitzt. So hätte die US-amerikanische Rechtsprechung Richard Kinaid zum Tode verurteilt. Es war ein Zufall, dem er sein Leben verdankte. Kriegsveteran Burnell Appleby (Willard Parker), ein für Kincaid wichtiger Zeuge, hat für sein Land den Kopf hingehalten, doch mit seiner Blindheit ist nicht nur die einstige Karriere zum Teufel, auch seine Verlobte Pat Sheldon (Cleo Moore) liegt auf dem Friedhof… Der neben Gig Young beste Schauspieler ist der 60-jährige Harry Shannon, der zwischen 1929 und 1963 in 211 Film- und Fernsehproduktionen auftrat. Auch Iris Adrian, im Jahr 1950 mit 38 Jahren eine Veteranin von Charakterdarstellerin, ist in einer kleinen Rolle wie gewohnt großartig. Eine Verfolgungsjagd im Auto, bei der zwei Killer ihrem Opfer auf den Fersen sind, wirkt ungewohnt modern, und Nicholas Musaracas Talent für Bildkompositionen zeigt sich zumindest vereinzelt. Im Ganzen jedoch ist der Film vorhersehbar, zudem stechen all die anderen Darsteller nicht heraus, Carla Balenda ist sogar ein Tiefpunkt. Nicht zuletzt ist auch der Rollencharakter Paul Bennett ein Grund für die Langeweile, die mancher empfinden wird. Der eigentliche Film-Noir-Charakter Richard Kincaid, von James Anderson nicht gerade überzeugend verkörpert, tritt zugunsten seines aalglatten Pflichtverteidigers völlig in den Hintergrund. Es gibt somit gleich mehrere Gründe, warum das Werk im Kontext der Historie des Film Noirs eine Randnotiz blieb.

 

Eine spanische DVD-Ausgabe (2013) von Vértice Cine bringt den Film unter dem Titel Un asesino inocente ungekürzt im Originalformat, bild- und tontechnisch recht gut und mit dem original englischen Ton und mit der spanischen Synchronisation, optional spanische Untertitel, dazu das Drehbuch als Extra.

 


Film Noir | 1950 | USA | George Archainbaud | Nicholas Musuraca | Gerald Mohr | Gig Young | Harry Shannon | John Kellogg | Vince Barnett | Cleo Moore | Iris Adrian | Mary Anderson

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