Robert Hossein, Magali Noël, Estella Blain, Philippe Clay, Jane Marken
Marseille, Frankreich: Pierre Rossi (Robert Hossein) arbeitet als Automechaniker und lebt in enem der weniger feinen Viertel der südfranzösischen Hafenstadt. Als er heute in der Dunkelheit die Werkstatt schließt und nach Hause geht, fällt ihm vor der Mietskaserne, in der er wohnt, ein Wagen auf. Zwei Männer (Philippe Clay, Pierre Collet) sitzen darin und beobachten offensichtlich diesen Hauseingang. Indessen bringt Béatrice (Estella Blain) ihre jüngeren Geschwister zu Bett und schleicht sich mit weißen Pumps in der Hand hinaus in das Treppenhaus. Als sie die Schuhe auf einem Treppenabsatz anzieht, ist es der eben nach oben steigende Pierre, der ihr den einen hinterrücks entwendet. Béatrice und Pierre Rossi bewohnen jeweils eine Wohnung im Haus und sind inzwischen ein Liebespaar. Pierre möchte die hübsche Frau gern heiraten, aber heuteAbend ist sie nicht begeistert ihn zu treffen, denn sie hat eine Verabredung. Pierre ist misstrauisch deswegen und folgt ihr auf die Straße, wo sie von den beiden Männern in ihrem Wagen, Tom und Nasol, verfolgt werden. Bei der umtriebigen Madame Cassini (Jane Marken) lassen sich Béatrice und andere junge Frauen Abendkleider anpassen, denn sie alle treffen heute Abend Caroline Merlin (Magali Noël), die sie zu einem Stelldichein mit betuchten Herren ingeladen hat... Auf der Straße wartet stets Pierre Rossi und sieht zum Atelier der Madame Cassini empor. Die beiden zwielichtigen Typen, Tom und Nasol, haben erneut Posten bezogen und beschließen, sich des Störenfrieds zu entledigen…
Der zweite Spielfilm des in den 60er und 70er Jahren mit Komödien erfolgreichen, französischen Regisseurs Édouard Molinaro hat einen deutschen Verleihtitel, der längst nicht salonfähig anmutet und einen rassistischen Unterton impliziert. Ich formuliere das so zurückhaltend, denn dunkelhäutige Rollencharaktere oder Akteure, auf welche die Betitelung als „schwarze Teufel“ aufgrund ihrer Hautfarbe zuträfe, kommen in dem Film gar nicht vor. Nun sind Menschenraub und Menschenhandel, vornehmlich mit jungen, hellhäutigen Frauen zum Zweck des Verkaufs als Sex-Sklavinnen, das zentrale Thema dieser Adaption des Romans Des femmes disparaissent (EA 1958) aus der Feder von Gilles-Maurice Dumoulin, wörtlich übersetzt also Die Frauen verschwinden, der meines Wissens nie auf Deutsch erschien. Lediglich eine Anspielung der französischen Gangster um den Fiesling Victor Quaglio (Jacques Dacqmine), dass nämlich ihre Opfer in den Nahen Osten verschifft würden, ließe den Schluss zu, der bundesdeutsche Kinoverleih habe die Drahtzieher solchen Verbrechens im arabischen Raum ansiedeln wollen. Jener in der christlichen Religion tief verwurzelte Gegenspieler Gottes, als Teufel, Satan oder Luzifer das personifizierte Böse, war bei deutschen Kinotiteln der 50er und 60er Jahre häufig vertreten. Von Joseph Loseys Dem Satan singt man keine Lieder (USA 1951) über Reginald Le Borgs Teufel in Blond (UK 1953) und Denys de La Patellières Luzifers Tochter (FRA/ITA 1957) bis zu Jean-Pierre Melvilles Der Teufel mit der weißen Weste (FRA/ITA 1962) firmierte er auch im Film Noir als ein Lockmittel fürs Publikum, ohne dass deren Originaltitel oder die Filmhandlung es nahelegten.
Solche Filmhandlung ist überaus simpel, was nicht per se ein Problem sein müsste, aber im Fall von Blonde Fracht und schwarze Teufel ist sie allzu vorhersehbar. Dennoch gebe ich dem Werk 4 Sterne, denn im Unterschied zu anderen Film Noirs hebt das “Wie“ den Film knapp über den Durchschnitt hinaus. Molinaros Dramaturgie und seine Inszenierung, zum Beispiel die des letzten Kampfes im Finale, sind ebenso wie die Kameraarbeit Robert Juillards (Hinter fremden Fenstern, FRA 1961), der den in einer einzigen Nacht spielenden Film in düster expressionische Schwarzweißkompositionen kleidet, schlicht perfekt. Seitens der Darsteller sind Robert Hossein, Philippe Clay, Jane Marken und Estella Blain in ihren Rollen voll überzeugend: das Ensemble ist ein Genuss. Und obgleich Jacques Dacqmine auf den diabolischen Schurken – hier ist die oben genannte Defintion nicht unberechtigt – festgelegt ist, weist seine Interpretation in ihren Nuancen über die Zeit der Entstehung des Films hinaus. Zuletzt bietet Blonde Fracht und schwarze Teufel dem Zuschauer sogar noch einen musikalischen Hochgenuss von Art Blakey und seinen Jazz Messengers. Ähnlich wie Louis Malles Fahrstuhl zum Schafott (FRA 1957) und Robert Wises Wenig Chancen für morgen (USA 1959) profitiert das Werk von einem Soundtrack, der weit mehr als nur eine atmosphärische Tapete darstellt, sondern wirklich Jazz ist.
Unter dem Originaltitel Des femmes disparaissent gibt es eine französische DVD-Edition (2009) von René Chateau Video, die bild- und tontechnisch einwandfrei ist, dazu den Film auch im Originalformat und ungekürzt beinhaltet. Leider gibt es zum französischen Originalton keine Unteritel in anderen Sprachen, wie dies für den Großteil der Filmklassik in und aus Frankreich (auf BD und DVD) seit eh und je typisch ist.