Lawrence Tierney, Priscilla Lane, Philip Reed, June Clayworth, Steve Brodie
© Warner Bros.
Police Detective Mike Carter (Lawrence Tierney) ist bei Vorgesetzten für seine unkonventionellen, oft rüden Methoden berüchtigt. In der letzten Nacht hat er auf der Suche nach einem Verdächtigen einen Nachtclub ohne Durchsuchungsbefehl auf den Kopf gestellt, dafür wird er heute von Lieutenant Borden (Frank Fenton) vom Dienst suspendiert. Carter bleibt nicht verborgen, dass Borden dies mit einiger Genugtuung in die Wege leitet und er wird gegenüber dem Lieutenant handgreiflich, so dass Captain Wayne (Charles Cane) aus seinem Büro gestürmt kommt und die Streithähne trennen muss. Carters Freundin Doris Brewster (Priscilla Lande), die als Sekretärin bei der Polizeibehörde arbeitet, muss zusehen, wie ihr Geliebter wutschnaubend von dannen zieht… Als Mike Carter kurz darauf mit einigen Teenagern, die ihn bewundern, und mit Doris ein Baseballspiel ansieht, nähert sich ihm ein Mann (Phillip Reed), der sich als Freddie Dysen vorstellt. Er bietet Carter einen Job als Leibwächter seiner Chefin Gene Dysen (Elisabeth Risdon) an, deren Leben er in Gefahr wähnt und hat zu dem Zweck einen Umschlag mit 2000 US-Dollar mitgebracht, den er dem suspendierten Cop überreichen will. Carter zeigt an Dysens Angebot kein Interesse und schlägt es aus. Als er später mit Doris in ihrer Wohnung allein ist, wird genau dieser Umschlag unter der Tür hindurch geschoben, doch im Treppenhaus findet sich niemand. Mike Carter begibt sicht zur Villa Gene Dysens, der Inhaberin und Leiterin eines stadtbekannten Fleischkonzerns...
Ein vermeintlicher Unglücksfall, bei dem ein Beamter der Lebensmittelbehörde, der in einem Fleischkonzern Kontrollen durchführte, zu Tode kam, ist Aufhänger für diesen Film Noir, um den in Ungnade gefallenen Police Detectives Mike Carter. Aber sowohl die Geschichte selbst, an deren Abfassung als Drehbuch tatsächlich ein 23jähriger Robert Altman beteiligt war, als auch die verklausulierte Herangehensweise, hinter der sich am Ende eine allzu simple Erklärung verbirgt, sorgen von Anbeginn nicht gerade für Spannung. Die Chemie zwischen Priscilla Lane und Lawrence Tierney, der als Schauspieler aufgrund seines impulsiven Naturells und seiner teils gar kriminellen Entgleisungen im Privatleben einen denkbar schlechten Ruf hatte, funktioniert erstaunlich gut. Aber Tierney, den RKO Radio Pictures im Jahr zuvor mit dem von Robert Wise gedrehten und deutlich besseren Film Noir Born To Kill (USA 1947) zu einem Star aufbauen wollte, ist als Darsteller ebenso kompetent wie fade. Im Gegensatz zu Dana Andrews, Robert Mitchum oder John Garfield zeigt Lawrence Tierney kaum Esprit und Persönlichkeit. Er agiert mechanisch und stoisch, so dass er mich eher an einen George Raft erinnert, dessen enorm limitierte Schauspielkunst sich im Film Noir der 40er Jahre gleichfalls fehl am Platz ausnimmt. Der im Aufwärtstrend befindliche Regisseur Richard Fleischer (Um Haaresbreite, USA 1952) versucht zwar, mit Tempo, schönen Drehorten und einer stimmigen Dramaturgie, den Zuschauer bei der Stange zu halten, und tatsächlich hat Bodyguard einen gewissen Unterhaltungswert. Doch die Erwartungen, die sich an den zunehmend komplizierten Fall und den flugs als vermeintlichen Mordbuben gesuchten Carter heften, werden letztendlich nicht erfüllt. Die rundum solide Produktion ist keine Enttäuschung, bereichert aber weder den Film Noir noch das klassische Kinoschaffen Hollywoods um einen bemerkenswerten Meilenstein des B-Films.
© Warner Bros.
Bodyguard war der letzte Film, der vor allem in den 30er Jahren im Fach der romantischen Komödie tätigen Priscilla Lane (Blues In The Night, USA 1941). Aber auch Lawrence Tierney konnte sich nur mehr für weitere 3 Jahre als Hauptdarsteller von Poverty-Row-Produktionen halten, bevor er ab Mitte der 50er für viele Jahre Hollywood den Rücken kehren musste und mit Gelegenheitsjobs ein schmales Auskommen fand. Richard Fleischer wurde zu einem Regisseur meist abenteuerlicher Unterhaltung von Rang, und Robert Altman sollte sich 20 Jahre später zu einem der namhaften Regisseure jener “New Hollywood“ benannten Ära mausern, der heute längst eine Legende ist. Bodyguard, dieser frühe Film Noir Richard Fleischer, ist historisch zwar von einigem Interessen, kann sich als B-Produktion der 1948 bereits unterm Einfluss von Howard Hughes stehenden RKO Radio Pictures aber mit vielen Werken aus dem gleichen Jahr nicht messen. Es gibt schlimmere Arten, 62 Minuten seiner Lebenszeit zu verbringen, aber zwingend ist Bodyguard selbst für den erklärten Connaisseur des Film Noirs keinesfalls.
Bodyguard gibt es als exzellente DVD-Edition (2011) der Warner Archive Collection (USA), aber auch die französische DVD (2009) in der RKO Collection der Editions Montparnasse zeigt diesen Film ungekürzt im Originalformat mit der englischen Tonspur und optional französischen Untertiteln, als Extra obendrein die für die Reihe übliche Einführung ins Werk (nur auf Französisch) durch Serge Bromberg.