Devil Thumbs A Ride, The

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Eddie Muller


Wenn es Nach wird in Paris


Film Noir Collection Koch Media GmbH


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Bewertung
**
Originaltitel
The Devil Thumbs A Ride
Kategorie
Film Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1947
Darsteller

Lawrence Tierney, Ted North, Nan Leslie, Betty Lawford, Andrew Tombes

Regie
Felix E. Feist
Farbe
s/w
Laufzeit
62 min
Bildformat
Vollbild

 


 

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San, Diego Kalifornien, kurz nach Mitternacht: Soeben will Theatermanager Belton Duncan (Harry Depp) die Einnahmen des Tages im Nachttresor verstauen, als Steve Morgan (Lawrence Tierney) von hinten an ihn herantritt und ihm seine Pistole in den Rücken presst. Er solle den Umschlag mit dem Geld überreichen, weist ihn Morgan an, doch Duncan ruft um Hilfe und der Gangster drückt ab. Der Mann sinkt auf das Trottoir und Morgan nimmt sich seine Beute… An der nächsten Ampel hält ein Auto, Steve Morgan öffnet die Beifahrertür, fragt “Going North?“ und steigt ohne eine Antwort abzuwarten ein. Der Fahrer heißt Jimmy Ferguson (Ted North) und ist Handelsvertreter bei Emerald Products, einer Firma für Kleidung und Accessoires für die gepflegte Frau - von Gürteln bis zu Pumps. Ferguson freut sich über Steve Morgans Gesellschaft. Er ist auf dem Rückweg nach Los Angeles, wo seine Ehefrau Diane (Marian Carr) ihn bereits sehnsüchtig erwartet, schließlich ist heute sowohl sein Geburtstag als auch ihr Hochzeitstag. Am Abend hatte er in San Diego eine Party mit Kollegen, er ist leicht angetrunken, fühlt sich aber nüchtern. Steve Morgan weist ihn darauf hin, dass sein Wagen laut der Tankanzeige kein Benzin mehr habe, was Jimmmy Ferguson - auf dem gut dreistündigen Rückweg nach L.A. - gar nicht bemerkt hatte. Sie steuern die Tankstelle von Jack Kenny (Glen Vernon) an, als Steve Morgan einen Motorradpolizisten (Roger Creed) sieht, Ferguson an dessen Alkoholpegel erinnert und hinters Steuer rückt…

 

“Feist fills both the police car and the hitcher's car with noir characters, but it ends up as a ride to nowhere", schlussfolgert Dennis Schwartz für Ozus' World Movie Reviews halbwegs vorsichtig. Dabei ist dieser Film unterm Strich dermaßen schlecht, dass viele der positiven oder um eine Ehrenrettung bemühten Rezensionen bzw. Kommentare bloß rätselhaft anmuten. Nicht so sehr die simple bis banale Erzählung sondern das unglaublich miese Schauspiel und die parodistischen Dialoge der Rollencharaktere sind für damalige wie für heutige Zuschauer unzumutbar. Dass Ted North und Betty Lawford nie wieder in einem Film mitwirkten, ist für mich kein Wunder und für die Filmgeschichte ein Segen. Auch Lawrence Tierney und Glen Vernon haben sich in und mit diesem Machwerk kaum mit Ruhm bekleckert. Ja, Tierney hat im gleichen Jahr auch in Robert Wise’s klassischem Film Noir Born To Kill (USA 1947) mitgewirkt und verkörpert dort den gleichen Charakter, wie manche Film-Noir-Freunde nicht müde werden zu erwähnen. Aber machen wir uns nichts vor: Born To Kill lebt von der Qualität seines Drehbuchs und von der Regie und von allen Tierney umgebenden, exzellenten Akteuren - Claire Trevor, Elisha Cook jr. und Walter Slezak ihnen voran. Dass Tierney für sich genommen kein großer Darsteller war, fällt in der B-Produktion von Felix E. Feist umso mehr ins Gewicht, als unter all den talentlosen Knallchargen sein 08/15-Krimineller Steve Morgan der einzige ist, der überhaupt ernstgenommen werden kann. Ihm zur Seite wirken Jimmy Ferguson und Agnes Smith (Betty Lawford) derart unglaubwürdig, dass man im Verlauf von nur 62 Minuten Spieldauer wiederholt den Kopf schütteln muss. Allemal ist es nicht das geringe Budget dieser B-Produktion sondern das lausig konstruierte Drehbuch, welches neben erwähnten Schauspielern den Eindruck eines gerade noch oberhalb von Laienniveau angesiedelten Films erweckt. Um das dünne Süppchen der Handlung auf über eine Stunde zu strecken, werden viele redundante Klischees abgespult, die den Insassen in Fergusons Wagen die wahre Natur Steve Morgans verschleiern und letzterem die Kontrolle über die Gruppe zuschanzen sollen, was an der Grenze zur (unfreiwilligen) Selbstparodie rangiert.

 

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“Between 25 and 30 years old, dark, wearing a light grey suite, medium height, well built, weighs about a 108 pound…” Aufgrund dieser Beschreibung im Polizeifunk ruft Tankwart Jack Kenny, ein unerträglich eifriger Musterbürger, bei der Polizei an und nennt Steve Morgan als verdächtig, der sich natürlich (!) als der gesuchte Bankräuber und Mörder entpuppt. Es ist nicht die einzige Absurdität, mit der Autor und Regisseur Feist seine Zuschauer für dumm verkauft, aber sie ist signifikant für eine Reihe weiterer. Die mit den Ermittlungen Polizeibeamten spielen lieber Poker, anstatt ihrem Dienst nachzugehen, und Police Detective Owens (Harry Shannon) gestattet dem Tankwart Kenny selbstverständlich, ihn während der gesamten Hatz nach dem bewaffneten Morgan zu begleiten und den Mörder am Ende auch zu stellen… Der ganze Film ist von Anfang bis Ende eine Aneinandereihung blödsinniger Klischees aus der untersten Schublade der Drehbuchwerkstatt, so dass man nicht glauben möchte, Robert C. DuSoes gleichnamige Romanvorlage (EA 1938) wurde hier nur halbwegs werkgetreu verfilmt. Der in Hollywood als flegelhaft und gewalttätig verrufene Lawrence Tierney hielt sich noch bis zur Mitte der 50er in diversen B- und C-Produktionen, bevor er in der Bedeutungslosigkeit versank. Regisseur Felix E. Feist drehte mit The Threat (USA 1948) und mit The Man Who Cheated Himself (USA 1949) zwei immerhin mittelprächtige Film Noirs und überraschte für Warner Bros. mit dem exzellenten Verfolgt (USA 1951) nach einem Drehbuch von Art Cohn und Guy Endore. Das Beste an The Devil Thumbs A Ride ist und bleibt, wie auch andere Rezensenten schon bemerkten, sein Titel.

 

Unter dem Titel Amenaza Diabólica gibt es eine gute spanische DVD-Edition (2013) der Vértice Cine S.L.U. mit dem Film ungekürzt im Originalformat, dazu wahlweise die englische Tonspur oder eine spanische Synchronisation, optional spanische Untertitel, das Ganze ohne Extras.

 


Film Noir | 1947 | USA | Felix E. Feist | Harry Shannon | Lawrence Tierney

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