Michael Shannon, Imogen Poots, Michael Nyqvist, Justin Long, Rosanna Arquette
© Universal Pictures
Las Vegas, Nevada: Die frischgebackene Absolventin eines Modestudiums Lola (Imogen Poots) und der lebenserfahrene Spitzenkoch Frank (Michael Shannon), ein Mann um die 40, fühlen sich leidenschaftlich zueinander hingezogen. Ihre Liebe, die sie vor allem physisch ausleben, ist jedoch von Unsicherheiten gekennzeichnet, denn sie sind nicht nur im Alter 15 Jahre auseinander sondern auch als Charaktere überaus verschieden. Lola ist fasziniert von den Köstlichkeiten, zu denen Frank in einem hiesigen Diner fähig ist, nachdem er mit einem eigenen Restaurant in Vegas Schiffbruch erlitt. Frank wiederum kennt Lolas Welt, darin ihre Mutter Patricia (Rosanna Arquette) als Journalistin für Prominente sich in der Sphäre der Reichen und Schönen bewegt. Lola begann ihr Studium in Paris, dahin auch ihre Mutter in Kürze wieder reisen und wo sie im Apartment ihres aus Schweden stammenden Freundes Alan Larsson (Michael Nyqvist) wohnen wird. Frank wiederum absolvierte einen Teil seiner Lehrjahre in Südfrankreich, indessen er nie eine Kochschule besuchte. Als sich Lola während eines gemeinsamen Abendessens von ihrer Mutter bevormundet meint, steht Frank ihr bei. Lola ist davon überrascht, denn als Kind ihrer Mutter, ohne einen Vater aufgewachsen, ist ihr solche Loyalität fremd. Eines Abends lernt Lola in einer Bar Keith Winkelman (Justin Long) kennen, den Inhaber eines örtlichen Modelabels. Als Frank die beiden am Tresen plaudern sieht, ist er sofort übers Maß von Eifersucht geplagt…
Der Autor und Regisseur Matthew Ross macht in seinem ersten abendfüllenden Spielfilm vieles richtig. Er fokussiert sich auf zwei komplexe Charaktere, die in einer ebenso leidenschaftlichen wie komplizierten Beziehung feststecken. Ihre Probleme und deren Ursachen erscheinen durch die Bank glaubwürdig. Sie sind in ihrer Art sogar besonders, was diesem Neo Noir, der sicher nicht von Ungefähr an Nicholas Rays Klassiker Ein einsamer Ort (USA 1950) erinnert, ein eigenartiges Flair gibt. Dennoch erscheint der Film nach seinen ersten 10 bis 15 Minuten zunehmend reizlos, was ich selbst so erstaunlich wie befremdlich fand. Erstaunlich, weil ich mir über die Ursachen erst nicht im Klaren war. Frank & Lola besticht durch seine Schauspieler und durch seine Drehorte. Mit Eric Koretz (Comet, USA 2014) hinter der Kamera hat Matthew Ross einen Mann verpflichtet, der sowohl das nächtliche Las Vegas als auch Paris in unaufdringlicher und doch bemerkenswerter Weise auf die Leinwand bringt. Natürlich ist dieser Film eine Independent-Produktion, welche erst durch den Vertrieb das Logo der Universal Pictures aufgedruckt bekam. Dennoch versteht es Koretz, ihn nach mehr aussehen zu lassen. Imogen Poots und Michael Shannon sind wunderbar in ihren Rollen und spielen die Charaktere auf den Punkt. Auch die Nebendarsteller sind perfekt gewählt, allen voran Emmanuelle Devos und Rosanna Arquette. So brauchte es eine Weile, bis mir dämmerte, dass jenes Skript, das Matthew Ross zehn Jahre kostete, um es als Regisseur endlich auch umzusetzen, leider deutliche Schwächen aufweist.
“Frank & Lola flirts with deep noir - there are a lot of shots of neon reflected in windshields and lines like “Do you fall in love easily, Frank?” - but can’t quite commit to the right tone”, stellt Brian Tallerico fest und er trifft es. Während die Zuschauer einiges über die Entwicklung und Hintergründe Lolas erfahren, erweist sich Frank bis auf die Erfahrung einer früheren Ehe und seine Ausbildung zum Spitzenkoch beginnend in jungen Jahren und trotz des formidablen Schauspiels Michael Shannons eigentümlich blass. Gerade die schon an der Grenze zum Autismus angesiedelte menschenscheue, misstrauische und wortkarge Attitüde des Rollencharakters, durch das Understatement Shannons perfekt getroffen, lassen Frank nicht nur für Lola sondern auch fürs Publikum schwer greifbar werden. Besonders in der zweiten Hälfte des Films, wenn sich mit seiner Bewährungsprobe als Koch in Paris und der möglichen Rache an Alan die Handlung zuspitzt, lässt die Dramaturgie den Film durchhängen. So bleibt Frank & Lola trotz eines gelungen ambivalenten Schlusspunkts ein Werk, den kein Film-Noir-Freund je bedauern wird gesehen zu haben, den er andererseits auch nicht missen muss, wenn er ihn versäumt. Das ist bedauerlich, denn mit Blick auf den drögen Standard neuerer Neo-Noir-Thriller à la Gangster Squad (USA 2013) oder Gone Girl - Das perfekte Opfer (USA 2014) sind Skript und Film in der Anlage mehr als vielversprechend, in der Umsetzung jedoch beide (noch) nicht das Gelbe vom Ei.
Sehr gute englische DVD-Edition (2016) der Universal Pictures mit dem Film ungekürzt im Originalformat, dazu die original englische Tonspur und optional auch englische Untertitel, das Ganze ohne jegliche Extras. In Deutschland kam Frank & Lola weder ins Kino noch als BD oder DVD auf den Markt.