Janis Paige, Binnie Barnes, Massimo Serrato, Eduardo Ciannelli, Antonio Centa
In einem Dorf, das 27 Kilometer außerhalb Roms an einem See gelegen ist, besucht der steinreiche Industrielle Raoul Clementi (Eduardo Ciannelli) am späten Abend noch die Taverna del Lago. Es stürmt und regnet, als er sie betrunken und mit zwei Flaschen Schnaps im Arm wieder verlässt und sich mit seinem Wagen auf den Weg zu seinem in der Nähe hoch über dem See gelegenen Landhaus begibt. Der Regen peitscht gegen die Scheibe und die Sicht ist schlecht, als Clementi auf einem unbefestigten Feldweg in Richtung seiner Villa fährt. Doch er nimmt den falschen Abzweig, durchschlägt eine Absperrung und stürzt von der Klippe in den Tod… In Rom liegt Clementi aufgebahrt und wird von seiner um ein vielfaches jüngeren Ehefrau Barbara (Janis Paige) identifiziert. Als sie die Kirche verlassen will, trifft sie auf Raoul Clementis Schwester Esther (Binnie Barnes) und klagt sie an, nach dem Tod ihres Bruders nun wohl endlich zufrieden zu sein. Das hört auch der ebenfalls anwesende Versicherungsdetektiv Jack Di Marco (Antonio Centa), dem Barbara eine Unterredung an Ort und Stelle abschlägt. Er wendet sich an Esther und beide werden beim Blick aus dem Fenster Zeuge, wie Barbara in Gesellschaft des Junggesellen und Lebemanns Jim West (Massimo Serrato) in ihren Wagen steigt. In der Niederlassung der Versicherungsgesellschaft Trafalgar teilt Di Marco seinem Vorgesetzten Bob (Michael Tor) unter anderem mit, dass die auf den Namen Palmer getaufte Waise Esther lediglich Raouls Stiefschwester sei…
“A fast-moving and savory film noir, La strada buia (…) is very much in the Hollywood style, with the Italian settings and locations adding to the rich atmosphere”, stellt Gary Deane in seinem Artikel zum Werk für NOIR CITY Vol. 11 No. 1 im Sommer 2016 fest und das ist sicher richtig. Aber trotz seines Lokalkolorits und solider Schauspieler ist La strada buia ein Film, der im Grunde enttäuscht. Mit Blick auf seine komplexe Struktur der Narration ist er eindeutig Robert Siodmaks Rächer der Unterwelt / Die Killer (USA 1946) nachempfunden. An die Stelle des Versicherungsdetektivs Jim Reardon (Edmond O’Brien) tritt hier der Versicherungsdetektiv Jack Di Marco, der den Tod des gleich zu Beginn verstorbenen Raoul Clementi aufzuklären hofft, hat er doch schnell den Eindruck, dass es sich eben nicht um einen Unfall handelt. Die Vielzahl der Rückblenden verwirren den Zuschauer eingangs, das ist halbwegs kunstvoll gestaltet, aber die geringe Zahl an Verdächtigen und ein extrem dialoglastiger Mittelteil, darin vor allem die Beziehung von Barbara Clementi zu Jim West viel Raum einnimmt, tragen nicht zum Spannungsaufbau bei. Ähnlich wie in Alfred Hitchcocks Die rote Lola (UK 1950) oder in Anthony Asquiths The Woman In Question / Five Angles On Murder (UK 1950), der erste vor und der zweite nach der Premiere von La strada buia uraufgeführt, besteht der Reiz in jener durch die Rückblenden inszenierten Verrätselung der Ereignisse. Aber der Roman Dark Road (EA 1946) aus der Feder von Doris Miles Disney, der die Vorlage des Drehbuch von John O’Dea darstellt, bietet hierfür wenig Spielraum. Nach den ersten 15 Minuten wird der Handlungsverlauf fade und alle Versuche, den Hintergrund und die charakterlichen Besonderheiten der Frauen in der Familie Clementi zu konturieren, sind bestenfalls redundant. Auch das Können des später regelmäßig für Pier Paolo Pasolini, Sergio Leone, Louis Malle und Roman Polanski tätigen Kameramanns Tonino Delli Celli (Spiel mir das Lied vom Tod, ITA/USA 1968) kann den Zuschauer nicht vor zunehmender Langeweile schützen, ebenso wenig das zuletzt nochmals gut inszenierte Finale.
Die Wiederentdeckung von Film Noirs aus der zweiten und dritten Reihe der Filmproduktion in den 40er und 50er Jahren letzten Jahrhunderts ist oft eine Pionierleistung, da viele schon längst nicht mal im Fernsehen gezeigt werden. Aber man sollte keine hohen Erwartungen hegen, denn die meisten haben vielleicht filmhistorisch einen Wert, sind demgegenüber in ihrer Machart meist offensichtlich zweit- bis drittklassig. Der Weg ins Verderben ist exakt so ein Film, der nur in einzelnen Sequenzen zu überzeugen vermag, dessen Bildsprache teils an bessere Film Noirs seiner Zeit erinnert, der im Ganzen jedoch nur einen Abklatsch des Werkskanons darstellt, aus dem er in keiner Weise hervorsticht. In so ziemlich jeder Hinsicht solide ist dieser obskure Film sicher kein Ärgernis, aber auch kein Stück Filmgeschichte, dass ich den Freunden des Film Noirs ans Herz legen müsste. Immerhin ist er ein Noir, der in Italien sowohl produziert als auch gedreht wurde, das ist per se schon eine Ausnahme.
Recht gute italienische DVD-Edition (2014) der CG Home Video S.R.L. mit dem Film bild- und tontechnisch in zufriedenstellender (und keineswegs brillanter) Qualität, dazu den original italienischen Ton mit optional italienischen Untertiteln, die englischen gibt es immerhin online als Download, das Ganze mit einer Texttafel (auf Italienisch) zur Produktionsfirma Scalera Film als Extra.