Nikita

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Film Noir Collection Koch Media GmbH


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Bewertung
***
Originaltitel
Nikita
Kategorie
Neo Noir
Land
FRA/ITA
Erscheinungsjahr
1990
Darsteller

Anne Parillaud, Jean-Hugues Anglade, Tchéky Karyo, Jeanne Moreau, Jean Reno

Regie
Luc Besson
Farbe
Farbe
Laufzeit
112 min
Bildformat
Widescreen
 

 

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In Saint-Denis brechen Coyotte (Patrick Fontana), Zap (Alain Lathière), Rico (Marc Duret) und Nikita (Anna Parillaud) nachts in die Apotheke von Coyottes Vater (Jacques Boudet) ein, der die auf der Suche nach Heroin befindlichen Junkies auf frischer Tat ertappt. Coyotte hat noch eine bewusstlose Freundin (Laura Chéron) hinter sich hergeschleift und Nikita, die dringend einen Schuss benötigt, kauert sich unter die Ladentheke, während ihre Freunde alle Schubfächer und Regale aufreißen. Aber nicht nur der Apotheker steht mit vorgehaltener Waffe im hell erleuchteten Ladenlokal, auch die Polizei fährt vor, als Rico seine Pistolen zückt und eine wilde Schießerei beginnt. Zwei Polizisten und alle Junkies sterben, nur Nikita wird unterm Tresen lebend gefunden, aber sie hat selbst eine aus Ricos Hand gefallene Pistole an sich genommen und tötet einen weiteren Polizisten, ohne mit der Wimper zu zucken… Bei ihrem ersten Verhör bohrt Nikita einem Kriminalbeamten (Roland Blanche) einen Bleistift durch die Hand, kurz darauf wird die 19jährige wegen vorsätzlichen Mordes an drei Polizisten zu lebenslanger Haft verurteilt, deren Mindestdauer auf dreißig Jahre festgesetzt ist. Die Frau gerät außer sich, wird aus dem Gerichtssaal geschleift und erhält Beruhigungsmittel gespritzt. Sie glaubt, dass sie mit einer Giftspritze hingerichtet werden soll, aber dann erwacht sie in einer weiß getünchten Zelle. Die Tür öffnet sich und ein Mann des Geheimdienstes (Tchéky Karyo) teilt ihr mit, dass sie offiziell am letzten Samstag gestorben sei…
 
„Sie hat keine Angst! Sie tötet. Sie liebt…“ Um dem Publikum Lust auf einen Abend im Kino zu bereiten, locken Filmplakate mit aphoristischen Provokationen. Leider ergibt diese hier… keinen Sinn. Sie fügt sich damit Luc Bessons Drehbuch, das mit Action und Stil zu glänzen meint, aber eine Geschichte erzählt, die aus klischeehaften Versatzstücken besteht und wenig Glaubwürdigkeit zu entwickeln vermag. Hier hat sich einer John Woos The Killer (HK 1989) und Anthony Asquiths Der Roman eines Blumenmädchens (USA 1938) und womöglich Toshiya Fujitas Lady Snowblood (JPN 1973) angesehen und sich gedacht, das versuche ich einmal unter einen Hut zu bringen. 1990 waren die Gebrüder Coen, David Lynch und John Dahl dabei, den Stil und die Dramaturgie des Thrillerkinos weiter zu entwickeln. Sie ließen Elemente der Subkultur, des klassischen Film Noirs und eben auch des neueren Hong-Kong-Kinos einfließen, was für viele Neo-Noir-Thriller der Neunziger stilbildend wurde. Luc Besson hatte sich mit dem genau in der Richtung orientierten Thriller Subway (FRA 1985) einen Ruf erworben und sollte mit Léon - der Profi (FRA 1994) seinen größten Erfolg feiern. Nikita gilt als weiterer Kultfilm seiner Ära, als stilistisch hoch entwickelter Thriller, mit dem sich Besson von der Kulturkritik auch den Style-over-Substance-Vorwurf einhandelte. Über drei Jahrzehnte später zeigt sich dieser französische Neo Noir als enorm konstruiertes und tief im Zeitgeist verhaftetes Stück Popcorn-Kino für eine Generation, der beim Wiedersehen die Melancholie abhanden kommt und die sich stattdessen fragt: „Du meine Güte, was fand ich anno dazumal an dem Film so stylish, sexy und cool?“
 
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© Studiocanal GmbH

 
„What we have in Nikita's case is a successful operation in which the patient dies“, schrieb Hal Hinson für The Washington Post und der Satz beweist tiefe Einsicht ins Problem. Dass der französische Geheimdienst eine verwahrloste und völlig skrupellose Straßengöre zur Killermaschine ausbildet, klingt absurd, hat aber hier einen Hintergrund. Die Frau ist offiziell tot, sie ist jederzeit zu eliminieren, sollte es nötig sein, sie hat keine Identität, die je mit dem Staat in Verbindung gebracht werden könnte. Nikita ist ein Niemand mit nichts außer ihrem Rufnamen. Die erste Hälfte ist keinesfalls reizlos, vor allem Jeanne Moreau und Tchéky Karyo verhelfen dem Film zu einer gewissen Klasse. Aber nach Nikitas erstem Auftrag wird der Film zu einem Stück Comic-Kultur, der er ursprünglich nicht entstammt. Anne Parillaud ist keine schlechte Schauspielerin, zeigt jedoch eine Neigung zum Over-Acting, zudem  ist die Entwicklung des Rollencharakters Nikita über die Jahre kaum nachvollziehbar. Einerseits erhält sie Training in Tanz und Malerei, wird von Amande (Jeanne Moreau) in den Finessen der Weiblichkeit unterrichtet und weiß andererseits nach über 3 Jahren beim ersten Besuch im Supermarkt nicht, wie sie sich selbst versorgt!? Nikita hat vereinzelt wunderbare Szenen, eine großzügig und detailgenau gestaltete Dramaturgie, und scheitert am Ende daran, dass sein Autor und Regisseur Luc Besson ist, der sich immer nur auf den Schauwert seiner Produktionen verlässt, die daher kein langes Haltbarkeitsdatum haben - dafür sorgt von Anbeginn z.B. Eric Serras allgegenwärtige und furchtbar verstaubte musikalische Untermalung. 2,5 aufgerundete Sterne für einen Film, den man sehen kann, aber nicht sehen muss. Von den US-Remakes erweist sich der Spielfilm Codename: Nina (USA 1993) als quasi überflüssig, indessen die TV-Serie Nikita (USA 2010-2013) qualitativ indiskutabel ist.
 
Sehr gute BD- (2012) und DVD-Ausgaben (2006) der Kinowelt / Studiocanal GmbH mit dem Film ungekürzt im Originalformat, wahlweise deutsche oder französische Tonspur, optional deutsche Untertitel, dazu reihenweise Extras wie Interviews, Filmografien, Kinotrailer, ein Making of, das Featurette The Sound of Nikita, etc. pp.
 

 

Neo Noir | 1990 | France | Luc Besson | Luc Besson | Jean Bouise | Jean Reno | Jean-Hugues Anglade | Tchéky Karyo | Jeanne Moreau

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