Film Noir
| UK
| 1952
| James Hadley Chase
| Terence Fisher
| George Brent
| Peter Reynolds
| Diana Dors
| Eleanor Summerfield
Bewertung
***
Originaltitel
The Last Page / Man Bait
Kategorie
Film Noir
Land
UK
Erscheinungsjahr
1952
Darsteller
George Brent, Marguerite Chapman, Diana Dors, Peter Reynolds, Raymond Huntley
Regie
Terence Fisher
Farbe
s/w
Laufzeit
78 min
Bildformat
Vollbild
London: Am Morgen schließt der Angestellte Clive Oliver (Raymond Huntley) die Buchhandlung J.P Pearson auf. Sie wird vom ehemaligen G.I. John Harmann (George Brent), der nach dem Krieg in England blieb, als deren Geschäftsführer geleitet. Noch ist es früh, und als Mr. Harmann eintrifft, ist die Buchhalterin Ruby Bruce (Diana Dors) noch nicht erschienen. Fast jeden Tag kommt sie verspätet und so auch heute, weshalb John Harmann sie via Clive Oliver zu einer letzten Verwarnung in sein Büro einbestellt. Doch in dem Augenblick, da Miss Bruce aus der Garderobe kommend ihren Chef aufsuchen will, sieht sie einen Kunden (Peter Reynolds), der eigenhändig einen Bücherschrank aufschließt und ein kostbares, antiquarisches Exemplar zu stehlen versucht. Der Mann namens Jeffrey Hart sieht sich ertappt, doch Ruby fordert ihn lediglich auf, das Buch zurückszustellen und zu verschwinden. Hart zeigt sich angetan von der hübschen Blondine und gibt zu verstehen, dass er am Abend im Blue Club zu finden sei und sie dort erwarte. Während John Harmann mit der Chefsekretärin Stella Tracy (Marguerite Chapman), die ihn als Krankenschwester während des Krieges auch gesund pflegte, die Post durchgeht, stellt er fest, dass ihm eine Versicherungspolice von über 300 britischen Pfund ausgezahlt werden wird. Das Geld soll dazu dienen, seiner invaliden, bettlägerigen Frau May (Isabel Dean) den lange überfälligen Klinikaufenthalt und damit die Aussicht auf eine Genesung zu ermöglichen…
“This was a landmark in that it was the first film in the Hammer-Lippert association“, schreibt Arthur Lyons in seinem meisterhaft recherchierten Buch Death on the Cheap – The Lost B Movies of Film Noir (2000). Tatsächlich ist Erpresserin der erste Film einer Serie von 17 Werken aus jener Kooperation von Lippert Films (USA) mit der Hammer Film Productions (UK), eine dennoch kaum erwähnenswerte B-Produktion, die erst im letzten Drittel ein wenig in Schwung kommt. George Brent, gebürtiger Ire, der seit 1925 in den USA lebte, ist kein übler Darsteller, doch er schlafwandelt durch den Film - man kann ihm im 22. Jahr seiner US-Filmkarriere das Desinteresse an solchem Lückenfüller fürs Nachtprogramm regelrecht ansehen. Als er eine Nachricht erhält, die ihn nach Einschätzung seiner Angestellten und der Zuschauer empfindlich treffen müsste, zeigt er kaum Empathie. Die melodramatische Seite der Geschichte, die die ehemalige Krankenschwester Stella Tracy - Marguerite Chapman ist leider so dröge wie Brent - in Liebe zu ihrem ehemaligen Patienten still und heimlich leiden lässt, ist so offensichtlich wie konventionell. Die Seite der Kriminalgeschichte bringt einen exzellenten Peter Reynolds und eine überraschend gute Diana Dors. Ihre Hörigkeit und sein System der Manipulation und Unterdrückung sind der spannende Teil der Handlung.
Die frühen 50er Jahre brachten in England oft bessere Film Noirs ins Kino, als das in den USA der McCarthy-Ära der Fall war, wo der Film Noir in Anbetracht der rigiden Zensur 1952 bereits im Niedergang begriffen war. Die Lippert-Hammer-Serie nahm jeweils in den 40er Jahren in ihrer US-amerikanischen Heimat erfolgreiche Darsteller für die Hauptrollen, so u.a. Lizabeth Scott, Barbara Payton, Paul Henreid, Dane Clark, Dan Duryea oder im Fall von Erpresserin eben George Brent und Marguerite Chapman. Doch die Filme selbst sind von unterschiedlichem Niveau, allesamt B-Produktionen mit häufig dem gleichen Personal an Nebendarstellern und einzig dank ihrer Drehbuchautoren manchmal etwas oberhalb der Norm anzusiedeln. Erpresserin ist in der ersten Hälfte allemal zäh; viele Charaktere wirken eingangs klischeehaft und flach. Nur einige von ihnen entwickeln im letzten Drittel noch ein überraschendes Eigenleben, so etwa Raymond Huntley als Clive Oliver oder Eleanor Summerfield als Vi. Hier werden auch die Schauplätze und die Kameraarbeit von Walter J. Harvey ein wenig abwechlungsreicher, das Film-Noir-Element tritt stärker hervor. Alles in allem bleibt Erpresserin jedoch eine Routinearbeit, die trotz der Leistungen von Peter Reynolds und Diana Dors und trotz eines temporeichen Finales nicht wirklich überzeugt.
Verblüffend gut restaurierte Fassundg auf der DVD-Edition (2006) von VCI Entertainment, die in den USA (codefree) im Duo mit Teufel in Blond (UK 1953) bzw. Bad Blonde auf der Einzel-DVD Hammer Film Noir Double Feature Vol. 1 erschienund zwar unter dem US-Titel Man Bait. Ungekürzt im Originalformat mit einem gut verstehbaren englischen Ton und einem Audiokommentar von Filmhistoriker Richard M. Roberts plus Bildergalerien mit Standfotos und Filmpostern.