Bewertung
**
Originaltitel
Columbus Circle
Kategorie
Neo Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
2012
Darsteller
Selma Blair, Amy Smart, Jason Lee, Kevin Pollak, Giovanni Ribisi
Regie
George Gallo
Farbe
Farbe
Laufzeit
82 min
Bildformat
Widescreen
New York: Es ist Nacht in dem luxuriösen Apartmentblock am Columbus Circle, einer noblen Ecke der Stadt, wo es ganz oben nur zwei Wohnungen gibt. Hilary Lonnigan (Bette Beatrice), eine ältere Dame und Besitzerin einer davon, schläft, als ein Geräusch sie erwachen lässt. Zuerst glaubt sie, es sei der Wind, der durchs Fenster weht. Doch dann schaltet sie die Nachttischlampe an und verlässt ihr Bett, als plötzlich das Licht wieder erlischt… Detective Frank Giardello (Giovanni Ribisi) und Detective Jerry Eaans (Jason Antoon) leiten die Ermittlungen in dem Fall Lonnigan, nachdem die Frau am frühen Morgen vom Portier Joseph Klandermann (Kevin Pollak) tot aufgefunden wurde - offenbar die Treppe hinabgestürzt. Die beiden sind unsicher, ob Hilary Lonnigan durch einen Unfall oder durch Fremdeinwirkung zu Tode kam. Im Apartment gegenüber wohnt Abigail Clayton (Selma Blair), die Joseph Klandermann in den 11 Jahren seiner Tätigkeit im Haus noch nie zu Gesicht bekam. Sie leidet unter Agoraphobie und kann ihre Wohnung nicht verlassen. Detective Giardello lässt sich aber nicht abschütteln und stellt ihr einige Fragen, nachdem Abigail ihn einließ. Dabei fällt ihm einiges auf, unter anderem ein Monogram auf ihrem Teeservice. Abigail Clayton schreibt kurz darauf einen Brief an die Hauseigentümer, darin sie sich für das freigewordene Apartment interessiert. Aber dann besichtigen Charles Stratford (Jason Lee) und seine Freundin Lillian Hart (Amy Smart) die Wohnung und mieten sie auch…
“This is Columbus Circle, sir. Nothing seems strange around here.” Es ist ein Film, dessen Vorspann bereits den Bezug zum klassischen Kino der Fünfziger und Sechziger herzustellen weiß, namentlich zu dem Alfred Hitchcocks. Ohne Special Effects, ohne Massenszenenen und ohne Liter von Kunstblut geht es in dem Thriller um seine Charaktere und deren Geschichte. Columbus Circle verspricht von Anbeginn einen cleveren Plot, der das ist, was in Amerika unterm Stichwort “Murder Mystery“ fungiert. Denn geheimnisvoll sind nahezu alle der beteiligten Personen, alte und neue Mieter, der Portier wie auch die reiche Erbin Abigail Clayton und ihr fürsorglicher Freund, Dr. Ray Fontaine (Beau Bridges). Bald kommt auch das Film-Noir-Element hinein, im Spiel der Identitäten und mit der Last einer Vergangenheit, die sich erst langsam zu enthüllen beginnt, aber im Hier und Jetzt stets ihren Tribut fordert. „Schließlich zeichnet sich Columbus Circle vor allem im letzten Drittel durch einige Überraschungsmomente und durch einen deutlichen Touch Neo Noir aus“, schreibt Michael Fleig für das Webportal critic.de und liegt damit ganz richtig. Leider ist in Columbus Circle genau die erste Hälfte, das kunstvolle Auslegen der einzelnen Puzzleteile, darin implizit jenes angedeutete Versprechen beinhaltet ist, auch das Beste. Mit dem Aufbau der Beziehung von Abigail zu Lillian sieht sich der Film gezwungen, Zugeständnisse an die Glaubwürdigkeit seiner Prämissen zu machen. Nun tun das natürlich viele Filme und wie in vielen anderen Fällen holt auch dieser nicht ein, was ihm damit verloren geht.
Es sind der Tricks und Kniffe zu viele, die dem Zuschauer nun bald enthüllt werden, um in dem Geflecht der Beziehungen aller Personen die Sache glaubwürdig erscheinen zu lassen. Weder verhält sich Abigail Clayton später noch so, wie sie zu Beginn des Films auftritt, noch erweist sich die Beziehung von Lillian und Charles als eine, die das vorherige gemeinsame Tun plausibel erscheinen lässt. Oberflächlich funktioniert die Logik zwar, doch stolpert der Plot zusehends über seine Cleverness und muss einen Zuschauer enttäuschen, der kurz nach der Hälfte des Films den Rest (fast) erahnen kann. Und dann ruiniert der Film plötzlich seine gesamte Anlage mit einem Finale, das völlig over the top und schlicht absurd ist. Die letzten fünf Minuten sind eine Zumutung. Damit gibt sich der Film als genau das TV-Junkfood zu erkennen, was er eingangs versprochen hatte nicht zu sein, und der Zuschauer fühlt sich zu Recht betrogen. Während ich mich in den ersten 40 Minuten stets wunderte, warum Columbus Circle nie im Kino lief und die internationale Kritik so negativ ausfällt, war mir beim Abspann der Grund dafür vollends klar. Zum Teil hervorragende Schauspieler, schöne Locations und exquisite Kameraarbeit, dazu eine wirklich spannende erste Hälfte: „Was soll da noch schief gehen?“ denkt man sich. Allerdings habe ich in Jahren kaum einen Film erlebt, der seine Prämissen im Finale so albern und vollständig zugrunde richtet wie Columbus Circle. Mr. Hitchcock, bitte übernehmen Sie!
Erstklassige deutsche BD und DVD (2013) der Concorde Home Entertainment GmbH mit dem Film ungekürzt im Originalformat, wahlweise deutsche oder englische Tonspur, deutsche Untertitel, den Kinotrailer als Extra.