Film Noir
| USA
| 1946
| Frank Tuttle
| Albert Dekker
| Barry Sullivan
| Ernie Adams
| George E. Stone
| Sid Melton
| Belita
| Cay Forester
| Kristine Miller
Bewertung
***
Originaltitel
Suspense
Kategorie
Film Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1946
Darsteller
Belita, Barry Sullivan, Albert Dekker, Bonita Granville, Eugene Pallette
Regie
Frank Tuttle
Farbe
s/w
Laufzeit
101 min
Bildformat
Vollbild
Der aus New York kommende ex-Häftling Joe Morgan (Barry Sullivan) treibt sich des Nachts in Los Angeles auf einem Rummelplatz herum und fragt Max (George E. Stone), den Besitzer einer Schießbude, wegen eines Jobs. Der gibt ihm zu verstehen, dass er es doch mal gegenüber in The Ice Parade, dem großen Eiskunstpalast Frank Leonards (Albert Dekker) versuchen sollen. Nach allem, was er gehört habe, brauche Leonard immer mal wieder Leute. Joe Morgan lässt sich nicht lange bitten, drängt durch den Personaleingang ins Etablissement und schafft es tatsächlich bis ins Büro des Inhabers und Geschäftsführers Frank Leonard vorzudringen, der sich eben mit seinem künstlerischen Leiter Harry Wheeler (Eugene Pallette) bespricht. Frank Leonard ist trotz eines abgehalfterten Äußeren von der nassforschen Art Joe Morgans beeindruckt und bietet ihm einen Job als Erdnussverkäufer: “Get him a white coat, a basket of peanuts… and a shave.“ Der nimmt an und wohnt in seiner neuen Garderobe Erdnüsse verkaufend erstmals der Show von Roberta Elva (Belita) bei, dem berühmten Eiskunststar der Ice Parade. Nach dem Auftritt fängt Joe Morgan Roberta am Personaleingang ab und hält ihr die Tür ihres Wagens auf. Doch Roberta hat nur ein müdes Lächeln für ihn übrig, denn schon kommt ihr Ehemann und steigt hinzu – niemand anders als Frank Leonard persönlich, Und während Harry Wheeler den Erdnussverkäufer Joe über die privaten Verhältnisse seines Chefs ins Bild setzt, blickt Frank Leonard zurück und fragt sich im Stillen, ob seine Entscheidung bezüglich Morgans wohl eine gute war…
“Belita straps on her blades for the noir-on-ice thriller Suspense, a torrid tale of an ice-show star who commits adultery fort he man she loves – and of the man who commits murder for her.“ So liest es sich auf der Rückseite der weltweit einzigen DVD-Ausgabe, nämlich derjenigen der Warner Archive Collection (USA) aus dem Jahr 2009. Tatsächlich ist dieser Film Noir in mancher Hinsicht einzigartig, u.a. war und blieb er die einzige große, millionenschwere Produktion der Monogram Pictures, was man dem Werk mit Blick auf seine Sets und die Dekorationen bis heute ansieht. Ausstattung, Kamera und Regie sind stimmig, und neben den zum Teil bizarren und dynamischen Einlagen der in England gebürtigen Einkunstläuferin Belita – 1936 war sie im Alter von 12 Jahren ein Star der olympischen Spiele in Berlin – überzeugt vor allem das Schwarzweiß des New Yorkers Karl Struss. Jener war seit 1920 als Kameramann im Filmgeschäft aktiv. Er hatte für Charles Chaplin Der große Diktator (USA 1940) und für Orson Welles Journey Into Fear (USA 1943) auf Zelluloid gebannt. Leider blieb Struss’ Kameraarbeit für Der Todesreifen / Ein gefährlicher Rivale von Frank Tuttle (Die Narbenhand / Killer zu vermieten, 1942) ein Gastauftritt im Film Noir, zeigt ihn doch die Inszenierung als Meister seines Fachs.
Weit weniger meisterhaft ist das Schauspiel des Hauptdarstellers Barry Sullivan. Genaugenommen ist er das zentrale Problem des Films. Sullivan ist hölzern und bringt die Attitüden des smarten Emporkömmlings, des cleveren und durchtriebenen Charmeurs, des gewitzten und gewieften Intriganten, der Joe Morgan sein muss, um einen Geschäftsmann wie Frank Leonard zum Äußersten zu treiben, nicht zum Tragen. Gerade vom Ende her betrachtet, ist der Rollencharakter im Grunde komplex angelegt. Man kann leicht ahnen, worauf Drehbuchautor Philip Yordan mit der Figur Joe Morgans hinaus wollte – der Versicherungsagent Walter Neff aus Billy Wilders Frau ohne Gewissen (USA 1944) lässt grüßen. Aber Barry Sullivan ist konträr zu Darstellern wie Fred MacMurray oder Tom Neal in Edgar J. Ulmers Umleitung (USA 1945) einfach bar jeder Zwischentöne. Die Beziehung zwischen ihm und Roberta Elva erscheint forciert, der Mann ist im direkten Vergleich zu Dekkers Leonard ein Stümper. Auch das Skript zeigt Schwächen. Zu schnell ist Frank Leonard vom vierschrötigen Joe Morgan überzeugt, stützt den Rivalen bei seinem Aufstieg, bis es zu spät ist. Wie viel besser ist die Beziehung der Rivalen und die des Liebespaars doch in Gilda (USA 1946) ausgeführt, der nahezu die gleiche Geschichte erzählt und exakt vier Monate vor dem Erscheinen von Der Todesreifen / Ein gefährlicher Rivale seine Premiere hatte. Dennoch sah das Jahr 1947 Belita und Barry Sullivan im Film Noir The Gangster / Low Company erneut gemeinsam, der 2010 in der Warner Archive Collection erschien - inklusive Elisha Cook jr. und Charles McGraw. Wegen seiner Inszenierung ist Der Todesreifen / Ein gefährlicher Rivale für Film-Noir-Fans dennoch sehenswert!
Exzellente Bildqualität der DVD-R (Warner Archive Collection, USA, 2009) mit dem Film ungekürzt im Originalformat, dazu englische Tonspur ohne Untertitel und ohne Extras, allerdings weltweit abspielbar.