Bewertung
****
Originaltitel
Le samouraï
Kategorie
Neo Noir
Land
FRA/ITA
Erscheinungsjahr
1967
Darsteller
Alain Delon, François Périer, Nathalie Delon, Cathy Rosier, Jacques Leroy
Regie
Jean-Pierre Melville
Farbe
Farbe
Laufzeit
105 min
Bildformat
Widescreen
Paris: Jef Costello (Alain Delon) ist ein Berufskiller, der sein Handwerk nahezu perfekt beherrscht. Doch bei einem von ihm ausgeführten Mord an einem Nachtclub-Betreiber gibt es wider Erwarten Zeugen. So wird er von der Polizei vorgeladen und durch den Kommissar (François Périer) vernommen. Aber Jef Costello hat sich mithilfe seiner Geliebten Jane Lagrange (Nathalie Delon) ein Alibi beschafft und die Zeugen im Nachtklub sind unsicher, in ihm den Täter zu identifizieren. Seine Auftraggeber allerdings haben das Vertrauen in ihn verloren und wollen ihn loswerden. Es kommt zu einer Jagd auf Leben und Tod, denn auch der Kommissar sieht in ihm stets den Hauptverdächtigen. Der einsame Wolf Jef Costello will aber seine Jäger selbst finden und sie stellen…
Die Geschichte ist simpel und der Film ist typisch für seine Zeit. Dennoch ist Der eiskalte Engel auch einmalig, denn es ist ein Film von Jean-Pierre Melville – seit 1956 mit Drei Uhr nachts ein Meister des französischen Kriminalfilms und des französischen Film Noirs. Nicht zufällig erinnert die altmodische Garderobe Alain Delons als Jef Costello an die Zeit der Detektive in den Gassen von Noir City. Vor allem Alan Ladd als Philip Raven in Die Narbenhand / Killer zu vermieten (USA 1942) erscheint als Vorbild offensichtlich. In Trenchcoat und Hut zieht Alain Delon als der ultracoole Killer Costello mit stoischer Mine durchs Paris der Sechziger. Seine Rolle und sein Spiel wurden zum Inbegriff einer neuen Attitüde von Coolness, die lange stilbildend sein sollte – sowohl von Popstars wie David Bowie als auch von Schauspielern wie Helmut Berger und von Alain Delon selbst oft kopiert.
Film als Stilexperiment, das Wagnis der künstlichen Darstellung in der Form – das schließt meisterhaft an die Qualitäten des klassischen Film Noirs an. Zugleich erscheint die Zeichnung der Hauptfigur auch manieriert. So selbstverliebt wie Delon auftritt, ist sein Dasein als Samurai der Großstadt nicht gar so tiefgründig, wie uns Melville - z.B. mit dem symbolträchtigen Kanarienvogel (in Die Narbenhand / Killer zu vermieten ist es für Alan Ladd als Philip Raven eine Katze) – uns weismachen will.
Trotz des Stellenwerts Jean-Pierre Melvilles ist Der eiskalte Engel in Deutschland weder als BD noch auf DVD erschienen. Mehrfach war er via Arthaus / Studiocanal, die einst das VHS-Video (1994) veröffentlichten, in der wunderbaren Reihe Arthaus Premium (2012 eingestellt) als DVD angekündigt worden, erschienen ist er dann nie. Als Le samouraï gibt es den Film via Pathé als BD (2012) und als DVD (2011) in einer französischen Edition, ungekürzt im Originalformat und bildtechnisch hochwertig, aber mit lediglich französischem Originalton. In den USA erschien er unterm Originaltitel in der unübertroffenen Criterion Collection als DVD und das bereits 2005, bild- und tontechnisch erstklassig restauriert, zudem inklusive englischer Untertitel und mit einer Reihe von Extras.