Post Noir
| USA
| 1966
| John Frankenheimer
| James Wong Howe
| Frank Campanella
| Jeff Corey
| John Randolph
| Nedrick Young
| Richard Anderson
| Rock Hudson
| Wesley Addy
| Will Geer
Bewertung
*****
Originaltitel
Seconds
Kategorie
Post Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1966
Darsteller
Rock Hudson, Salome Jens, John Randolph, Will Geer, Jeff Corey
Regie
John Frankenheimer
Farbe
s/w
Laufzeit
107 min
Bildformat
Widescreen
© Paramount Pictures Corporation
Die Grand Central Station in New York: Der Bankier Arthur Hamilton (John Randolph) nimmt auf seinem Heimweg nach Scarsdale den Regionalzug. Als er einsteigen will, spricht ihn ein Unbekannter an und reicht ihm einen handgeschriebenen Zettel mit einer Adresse. Arthur Hamilton ist extrem nervös und findet auch zu Haus nicht zur Ruhe. Der erfolgreiche Manager hatte in jungen Jahren einen Freund. Beide spielten sie Tennis, bevor Charlie Evans (Murray Hamilton) starb. Jetzt meldete sich der Tote am Telefon und belegt mit Details aus Hamiltons Leben seine Existenz. In der Nacht verweigert Arthur Hamilton seiner Frau Emily (Frances Reid), die er längst nicht mehr liebt, den Sex und am nächsten Tag sucht er die geheimnisvolle Adresse auf. Er wird an einen unbekannten Ort geführt und in Schlaf versetzt. Später trifft er im Büro der Company Mr. Ruby (Jeff Corey). Der zeigt ihm einen Film, darin Hamilton eine Frau vergewaltigt – just als er zu schlafen dachte. Ruby überzeugt Hamilton, dass es zu spät sei, in sein Leben zurückzukehren und macht ihm ein Angebot. Ein vorgetäuschter Unfalltod und eine hoch entwickelte Spezialchirurgie könnten ihm zu einem zweiten Leben verhelfen. So wird aus dem Bankier der weit jüngere Antiochus "Tony" Wilson (Rock Hudson), der in einem luxuriösen Strandhaus in Malibu, Kalifornien, ein Leben als Kunstmaler führt…
Von allen Filmen, die Nino Frank 1946 als noir (schwarz) klassifizierte und die historisch von 1941 bis 1958 eingeordnet sind, wäre das der schwärzeste. Noch für die Post Noirs der Sechziger ist dieser Film, der erst über die Jahrzehnte seine Liebhaber fand, einer der abgründigsten und dunkelsten aus Hollywood: komplett freudloses Kino. Ohne Gnade steuert Der Mann, der zweimal lebte auf sein Ende zu und lässt bis dahin einiges schmerzhaft zur Entfaltung kommen. So gibt es ein Happening bacchantischen Zuschnitts, das der frisch geborene Tony Wilson mit Nora Marcus (Salome Jens) besucht und das sich für ihn erstaunlich entwickelt und… endet. Später sieht man eine Cocktailparty im Haus des Malers, der er geworden ist, in deren Verlauf der betrunkene Wilson sukzessive aus dem Leim geht. Man steht es als Zuschauer kaum durch, so intensiv sind die in Echtzeit gefilmten Sequenzen.
© Paramount Pictures Corporation
Rock Hudson, der schier über sich hinaus wächst, ist nicht der Schauspieler, den man mit dem Namen verbindet. John Randolph spielt den Bankier Arthur Hamilton in der Midlife Crisis und trägt uns 35 Minuten in den Film. Der Kameramann James Wong Howe, einer der Großen des Film Noirs der 40er/50er, gibt dem Stück sein Aussehen: Schwarzweiß-Ästhetik vom Feinsten. Howe ist 1966 in Schwarzweiß so modern wie kein Anderer in Farbe und wurde für seine Arbeit an Der Mann, der zweimal lebte für den Oscar nominiert. Der Strand von Malibu, Kalifornien, wirkt so trist wie die belgische Nordseeküste im Dezember. Regisseur John Frankenheimer lässt nach einigen Erfolgen im Hollywood der frühen Sechziger die Katze endlich aus dem Sack. Das ist nicht mehr Skepsis an Regime und Weltordnung, das reicht weiter und tiefer hinab. Orson Welles’ Der Prozess (I/FR/GER 1962) hatte Frankenheimer sicher gesehen. Das Kafkaeske und Europäische, zentral für den Neo Noir ab John Boormans Point Blank – Keiner darf überleben (USA 1967), kommt hier bereits voll zum Tragen. Seinerseits hat Der Mann, der zweimal lebte auf Alan J. Pakulas Zeuge einer Verschwörung (USA 1974) Einfluss genommen - ein Neo Noir mit einem ebenfalls hoch paranoiden Plot. Doch erscheint Der Mann, der zweimal lebte 1966 bereits radikaler. Einer der besten Filme der Sechziger und für jeden Cineasten ein Muss!
Die erste DVD erschien 2001 bei Paramount (USA) – ungekürzte 107 Minuten, topp restauriertes Bild, original Widescreenformat, wahlweise original englische oder französische Tonspur und englische Untertitel, dazu als Extras einen Audiokommentar von John Frankenheimer und den US-Kinotrailer. Die spanische DVD-Edition als Plan diabólico von Regia Films liegt uns nicht vor. In den USA gibt es das Werk als BD- und DVD-Editionen (2013) der renommierten Criterion Collection und zwar in einer nochmals neu restaurierten Fassung und mit enorm vielen Extras, u.a. mit einem weiteren Audiokommentar von Schauspieler Alec Baldwin (der natürlich nicht mitspielt), dazu ein John Frankenheimer-Interview von 1971, etc.pp. Die Criterion-Ausgaben sind in Deutschland allerdings nicht erhältlich.
der Mann der 2x lebte-
- Anmelden, um Kommentare verfassen zu können
Leider kann man den Film nicht online streamen... Im TV ist er auch kaum zu sehen... :(