Neo Noir
| USA
| 2001
| David Siegel
| Scott McGehee
| Goran Visnjic
| Raymond J. Barry
| Tilda Swinton
Bewertung
****
Originaltitel
The Deep End
Kategorie
Neo Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
2001
Darsteller
Tilda Swinton, Goran Višnjić, Jonathan Tucker, Raymond J. Barry, Josh Lucas
Regie
Scott McGehee, David Siegel
Farbe
Farbe
Laufzeit
97 min
Bildformat
Widescreen
Als Margaret Hall (Tilda Swinton), Ehefrau und Mutter von drei Kindern, den Club The Deep End betritt, hält sie Einzug in eine andere Welt. Ihr minderjähriger Sohn Beau (Jonathan Tucker), vermutet sie, unterhält eine homoerotische Beziehung zu dessen Betreiber Darby Reese (Josh Lucas). Margaret droht Reese mit einer Anzeige und versucht daheim, in ihrem Haus am Lake Tahoe, Beau zur Rede zu stellen. Das misslingt und Margaret würde am liebsten ihrem Mann davon berichten - einem Marineoffizier, der fernab auf einem Kriegsschiff im Atlantik kreuzt. Doch sie schafft es nicht und am gleichen Abend kommt Darby zum See und trifft sich im Bootsschuppen heimlich mit Beau. Jener versucht, ihre Beziehung zu beenden, doch Darby wird zudringlich. Im Eifer der Auseinandersetzung stürzt er vom Steg und bleibt, ungesehen von Beau, reglos liegen. Am nächsten Morgen findet Margaret die Leiche Darbys, der in einen Bootsanker fiel und ums Leben kam. Um ihre Familie zu schützen, beschließt sie kurzerhand, Darby Reese, für dessen Tod sie Beau verantwortlich hält, im See verschwinden zu lassen...
Erstmals wurde Elisabeth Sanxay Holdings Roman The Blank Wall im Jahr 1949 verfilmt und zwar vom deutsch-jüdischen Exilanten Max Ophüls unter dem Titel Schweigegeld für Liebesbriefe. In Ophüls zweitem Film Noir für die Columbia Pictures Corporation spielte Joan Bennett die Rolle von Tilda Swinton und James Mason diejenige Goran Višnjićs, nämlich den Erpresser Alek Spera (2001) bzw. Martin Donnely (1949). Wie die Erstverfilmung ist The Deep End – Trügerische Stille ein gewissermaßen „stiller“ Film, der seine Spannung nicht aus der für viele Thriller typischen, pausenlosen Action zieht. Die Beziehungen der Charaktere und das intensive Schauspiel der Darsteller, allen voran Tilda Swinton mit ihrer enormen Präsenz, kreieren eine schleichende Ausweglosigkeit. Schauspieler, Kameraarbeit und Schnitt stehen ohne Durchhänger im Dienst einer langsamen, glaubwürdigen und teils hochdramatischen Geschichte. Minuspunkt: die Entwicklung des Rollencharakters Alek mit Blick auf Margaret vollzieht sich zu überraschend und geradlinig, um dessen bisherige Existenz als Gangster einleuchtend erscheinen zu lassen. Es ist leider die gleiche Schwäche, die schon Max Ophüls klassischen Film Noir Schweigegeld für Liebesbriefe auszeichnete.
Scott McGehee und David Siegel hatten 1993 mit Suture debütiert, einer Hommage ans Kino Alfred Hitchcocks und an John Frankenheimers Der Mann, der zweimal lebte (1966). Erst acht Jahre später präsentierte das Duo mit The Deep End – Trügerische Stille seinen zweiten Film, erneut in Reichweite des Film-Noir-Kinos. Die Schwächen in der Charakterzeichnung Aleks verhindern, dass der Film als großes Theater in Erinnerung bleibt, was eindeutig ein Manko des Skripts ist. Dennoch ist The Deep End – Trügerische Stille ein sehenswerter Neo Noir, dessen Geheimnisse eines Familienalltags manches bleibende Unbehagen stiften.
Hervorragende DVD von Twentieth Century Fox, die bildtechnisch exzellent ist, deutschen und englischen Ton sowie mehrere Untertitel bietet. Nur Extras gibt es keine.