Film Noir
| International
| 1948
| Akira Kurosawa
| Reizaburô Yamamoto
| Takashi Shimura
| Toshirô Mifune
| Noriko Sengoku
Bewertung
*****
Originaltitel
Yoidore Tenshi
Kategorie
Film Noir
Land
JPN
Erscheinungsjahr
1948
Darsteller
Toshiro Mifune, Takashi Shimura, Reisaburo Yomamoto, Michiyo Kogure, Chieko Nakakita
Regie
Akira Kurosawa
Farbe
s/w
Laufzeit
98 min
Bildformat
Vollbild
Der bärbeißige Doktor Sanada (Takashi Shimura) hat seine Praxis in einem herunter gekommenen, kriminellen Vorort der großen Stadt, wo er die Menschen von TBC und anderen Krankheiten kuriert. Eines Nachts operiert er Matsunaga (Toshiro Mifune) einen Nagel aus der Handfläche, der sich jedoch als eine Pistolenkugel entpuppt. Der impulsive Matsunaga ist der örtliche Arm der Yakuza, die das Viertel kontrolliert. Sanada stellt fest, dass sein neuer Patient an Tuberkulose leidet und empfiehlt ihm, sich röntgen zu lassen. Doch Matsunaga beschimpft ihn als Scharlatan und sucht das Weite. Der Alkoholiker Sanada, der Miyo (Chieko Nakakita) - die ex-Frau des im Gefängnis sitzenden Gangsters Okada (Reisaburo Yomamoto) - als Arzthelferin beschäftigt, hat an dem jungen Matsunaga einen Narren gefressen und will ihm helfen. Er trifft sich mit ihm und versucht ihn davon zu überzeugen, dass ihm nicht viel Zeit bleibt. Zur gleichen Zeit kommt Okada aus dem Gefängnis frei und schickt sich an, seine alte Stellung im Viertel wieder einzunehmen…
Ein wunderbarer Film Noir! Diese erste Liaison der japanischen Meisterregisseurs Akira Kurosawas mit dem Film Noir ist sowohl eindeutig vom Poetischen Realismus Frankreichs als auch vom US-amerikanischen Film Noir beeinflusst. Kurosawa erreicht in seiner ersten Zusammenarbeit mit dem Schauspieler Toshiro Mifune mühelos das Niveau von Fritz Lang, Marcel Carné oder Robert Wise. Dialogregie, Schauplätze und Kamera zeigen klar die Hand dieses höchst innovativen, dynamischen Regisseurs, der für 1948 seiner Zeit auf allen Ebenen voraus ist. Die Konsequenz im Finale, die Anlage der Rollencharaktere und ein Licht-Schatten-Spiel, das mit Lichtquellen aller Art für grandiose Einstellungen sorgt, lässt manchen Film Noir aus Hollywood vergleichsweise bieder und hausbacken aussehen. Kurosawa selbst über den Engel der Verlorenen: "In this picture I finally discovered myself. It was my picture: I was doing it and noone else.“
Engel der Verlorenen / Der trunkene Engel ist stilistisch und thematisch durch und durch Film Noir. Kurosawa sollte sein eigenes Werk mit dem zweistündigen Ein streunender Hund / Ein herrenloser Hund (JPN 1949) noch überbieten, bevor er erst in den Frühsechzigern für zwei weitere Male wieder an die eigene Film-Noir-Phase anschloss. Takashi Shimura und Toshiro Mifune standen bis weit in die Fünfziger in vielen Klassikern Akira Kurosawas zusammen vor der Kamera und entwickeln schon in diesem ersten gemeinsamen Stück eine bemerkenswerte Chemie. Im Gegensatz zu den Samurai-Filmen Akira Kurosawas sind seine Film Noirs in Europa bis heute kaum bekannt - zu Unrecht, wie die technisch überarbeiteten Neu-Editionen dieser Tage zeigen.
Die deutsche Edition der KSM GmbH ist ungekürzt und bildtechnisch durchaus in Ordnung. Sie zeigt den Film im Originalformat und hat außer der überflüssigen Synchronfassung auch den japanischen Originalton nebst deutschen Untertiteln. Wer den Film in exzellenter Qualität genießen will, sollte auf die Ausgabe vom British Film Institute (BFI) zugreifen, die ein 12seitiges Booklet beinhaltet und den japanischen Originalton mit englischen Untertiteln bietet.