Bridget Fonda, Gabriel Byrne, Dermot Mulroney, Miguel Ferrer, Anne Bancroft
© Warner Bros.
In Washington, D.C., sind die jungen Kriminellen Burt (Ray Oriel) und Johnny D (Spike McClure) zusammen mit der heroinabhängigen Maggie Hayward (Bridget Fonda) unter Führung Big Stans (Michael Rapaport) eines Nachts auf dem Weg zur Apotheke von Johnnys Vater (Geoffrey Lewis). Der Eingang ist mit einem Rollgitter gesichert, das mit einer Kette und einem Vorhängeschloss versperrt wurde, aber Johnny hat einen Schlüssel. Big Stan geht es jedoch nicht schnell genug. Er zerstört ungeachtet des Lärms die Kette mit einer Axt, und die vier dringen in den Laden ein. Hier agiert Stan, der mit Gewalt die Kasse aufbricht, völlig hemmungslos, so dass Johnnys Vater und seine Mutter (Lieux Dressler) erwachen. Sie ruft die Polizei; er erscheint mit Schrotflinte im Ladenlokal, wo er zu seinem Entsetzen unter den Einbrechern den eigenen Sohn erkennt. Letztere haben nicht gefunden, was sie suchten, und als ein Streifenwagen mit Sirene vorfährt, verlieren Big Stan und seine Mitstreiter die Nerven. Burt erschießt Johnnys Vater und zerstört die Deckenbeleuchtung, doch alle drei Diebe werden von einem Scharfschützen der Polizei eliminiert. Einzig Maggie, die dringend eine Injektion benötigte, ist hinter einem Regal zusammengesunken und hat sich Stans Pistole geschnappt, die, als er tödlich getroffen worden war, neben ihr zu Boden fiel. Plötzlich ist es still. Mehrere Beamte dringen mit Taschenlampen in die verräucherte Apotheke ein. Einer findet Maggie, spricht sie an, hat plötzlich die Mündung der Pistole am Hals…
John Cromwells Algiers (USA 1938) war ein Remake von Julien Duviviers Pépé le Moko – Im Dunkel von Algier (FRA 1937), George Cukors Das Haus der Lady Alquist (USA 1944) war dasjenige von Thorold Dickinsons Gaslight (UK 1940), und Otto Premingers The 13th Letter (USA 1951) war die US-Variante von Henri-Georges Clouzots Der Rabe (FRA 1943). John Badhams hierzulande unter dem drögen Titel Codename: Nina ins Kino gelangter Neo Noir Point Of No Return ist ein Remake von Luc Bessons erfolgreichem Thriller Nikita (FRA/ITA 1990). Das Remake hat eine lange Tradition in den USA. Warum nicht mit der Geschichte eines Drehbuchs, die schon einmal und vor allem andernorts Zuschauer ins Kino lockte, erneut und vielleicht erstmals Geld verdienen. Noch heute sieht nur ein Bruchteil der US-Amerikaner internationales Kino; die Mehrheit bleibt auf die heimische Filmproduktion fokussiert. Ob ein Hollywoodfilm ein Remake ist oder nicht, ist einem US-Publikum bis auf eine Handvoll Cineasten folglich egal. Letztere wissen allerdings, dass in der Regel das Original die bessere Wahl ist. Wie verhält es sich bei Codename: Nina mit seiner allemal beeindruckenden Besetzungsliste? Ist das eine überzeugende Adaption des Originaldrehbuchs, die den Stoff mit Erfolg und womöglich auf ureigene Weise in die USA transferiert. Nein, eher nicht. Doch das liegt keinesfalls an den Schauspielern und Schauspielerinnen, die engagiert und mehr als kompetent auftreten. Vor allem Bridget Fonda zeigt sich im Jahr nach ihrem Durchbruch in Barbet Schroeders Psychothriller Weiblich, ledig, jung sucht… (USA 1992) in Bestform und liefert eine nuancierte Leistung ab. Der Film überzeugt deshalb nicht, weil er von A bis Z Luc Bessons Original kopiert und rein gar nichts Eigenständiges bietet.
“I didn't feel the same degree of involvement with "Point of No Return" that I did with "La Femme Nikita," (…) because the two movies are so similar in plot, look and feel. I had deja vu all through the movie”, schrieb Roger Ebert 1993 für die Chicago-Sun-Times zur US-Premiere des Films. Nun, das ist höflich ausgedrückt. Andere Journalisten gaben im Hinblick auf eine vergleichbare Einschätzung zu Protokoll, der einzige Grund für die Existenz des Films sei die Tatsache, dass US-Amerikaner ungern Untertitel läsen. Maggie Hayward wird wegen Mordes an einem Polizisten scheinbar hingerichtet und beerdigt, lebt aber unter einer neuen Identität weiter und wird von einer namenlosen Geheimorganisation der US-Regierung zur Auftragsmörderin ausgebildet. Wie nahe rücken einem die Figuren? Nehmen wir an ihrem Schicksal Anteil? Nicht allzu sehr. Codename: Nina sollte seinerzeit mit Gewalt und Action punkten, und beides ist über die Jahrzehnte nicht gut gealtert. Auch die musikalische Untermalung klingt bis auf drei Jazz-Klassiker der großartigen Nina Simone furchtbar altbacken. Ich persönlich konnte schon mit Luc Bessons Nikita wenig anfangen, zumal Anne Parillaud im Vergleich mit Bridget Fonda höchstens solide genannt werden kann. Immerhin hatte dessen Autor und Regisseur Luc Besson genügend Gespür, um die ihm angebotene Regie für das US-Remake abzulehnen, weshalb John Badham (Incognito, USA 1997) sie übernahm. Fazit: In nahezu allen Registern Mittelmaß und obendrein auch etwas angestaubt.
Es gibt eine je üppig mit Tonspuren und Untertiteln ausgestattete deutsche BD (2009) und DVD-Ausgabe (2001) der Warner Bros. Entertainment GmbH mit dem Film ungekürzt (FSK 18) im Originalformal, bild- und tontechnisch topp, dazu den englischen Originalton und die deutsche, italienische, spanische und französische Kinosynchronisation, optional Untertitel auf Englisch, Portugiesisch, Deutsch, Französisch, Niederländisch, Dänisch, Italienisch, Polnisch, Norwegisch, Spanisch, Finnisch und Schwedisch. Einziges Extra ist bei der BD der US-Kinotrailer, bei der DVD gibt es nichts. Letztere hat auch keine italienische oder französische Tonspur. Wichtig! Der Film ist nur in der FSK-18-Fassung ungekürzt. Jede mit FSK 16 gekennzeichnete Veröffentlichung auf DVD ist um über 3 Minuten gekürzt.