Right Temptation, The

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Film Noir Collection Koch Media GmbH


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Bewertung
**
Originaltitel
The Right Temptation
Kategorie
Neo Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
2000
Darsteller

Kiefer Sutherland, Rebecca De Mornay, Dana Delany, Adam Baldwin, Joanna Cassidy

Regie
Lyndon Chubbuck
Farbe
Farbe
Laufzeit
93 min
Bildformat
Widescreen

 


 

 

New York: Das Teacup-Schwein von Privatdetektivin Derian McCall (Rebecca De Mornay) rast durch das Apartment und weckt seine Halterin, die kurz darauf mit ihm auf dem Arm zum Kühlschrank geht. Das Haustier bekommt die Reste vom Asia-Imbiss und Derian trinkt Milch aus dem Tetra-Pack, bevor sie aus dem Haus geht und in ihr Auto steigt. Zeitgleich verlässt Anthea Farrow-Smith (Dana Delany) ihre außerhalb der Stadt, von Schneeresten umgebene Villa und fährt mit ihrem 1997er Jaguar XK8 in Richtung Innenstadt. Als Derian McCall in der Detektei ankommt, wird sie von ihrem Partner Max Isaacs (Neil Flynn) darüber informiert, dass sie ihr Honorar in der von Derian geleiteten Untersuchung über Mr. Kolchak vergessen könnten. Der des Ehebruchs Verdächtigte sei letzte Nacht mit einem Schraubenzieher im Kopf tot aufgefunden worden, und die Gattin habe beschlossen, ihre eigene Untersuchung zu initiieren. Anthea Farrow-Smith parkt ihren Wagen vor der Detektei, tritt durch die Tür und weist an der Rezeption einen Herrn zurecht, weil schließlich das Rauchen in Bürogebäuden nicht gestattet sei. Währenddessen ist der Broker Michael Farrow-Smith (Kiefer Sutherland) in einem 1962er Morgan Plus 4 Supersports auf dem Weg zu seinem Büro. Als er in die Parkgarage einbiegt, wird er von der Mechanikerin Geri (Donia Chiarizia) angesprochen. Ob sie den Morgan auch mal fahren dürfe, fragt sie ihn, und er antwortet, dass er im Gegenzug gern ihren Wagen leihen möchte, allein der Erfahrung wegen…

 

Was funktioniert in diesem deutlich an den klassischen Film Noir der 40er und 50er angelehnten Thriller relativ gut? Und was wird vor allem durch die Filmschaffenden – Autor, Regisseur oder Komponist – komplett vermasselt? Eine Ehefrau mit allerlei Allüren, die von der Privatdetektivin Derian McCall im Nu als waschechte “bitch“ erkannt wird, wie sie schon beim Erstgespräch notiert, beauftragt jene Detektivin, ihren Mann, den Broker Michael Farrow-Smith, aufgrund des Verdachts der Untreue zu beschatten. Für die Detektei ist es eine Routineaufgabe. Aber bald wird klar, dass sich mehr und womöglich etwas ganz anderes hinter dem Auftrag verbirgt. Das ist die Ausgangslage der Filmhandlung, die das Publikum früh vorbereitet, dass in diesem Neo Noir mit der Aussicht auf einen Plot-Twist gespielt wird. Solches Momentum eines “Nothing really is what it seems.“ war schon im klassischen Film Noir ein beliebtes Muster. In einigen Fällen, bei Roy William Neills Vergessene Stunde / Schwarzer Engel (USA 1946) oder bei Norman Fosters Einer weiß zuviel (USA 1950), war dem Erfolg beschieden. In anderen, man denke an Peter Godfreys Cry Wolf (USA 1947), geriet es daneben. Letzteres muss ich auch über Lyndon Chubbucks The Right Temptation sagen. Bis auf die Prämisse, die womöglich auch von Simon Moore's Unter Verdacht (UK/USA 1991) beeinflusst wurde, gibt es jedoch kaum etwas Positives zu vermerken. Bereits im Vorspann irritiert die aufgepeitschte Dramatik der Musik, die über 93 Minuten ein Störfaktor bleibt. Das Schauspiel ist passabel, nicht mehr. Diverse Schnittstellen der Handlung aber, so etwa als Anthea Farrow-Smith die Detektivin damit beauftragt ihren Gatten zu verführen anstatt ihn zu beschatten, sind einfach nur Blödsinn.

 

“Delany's attempts to play up being a criminally-minded femme are completely undone every time she smirks. You never believe anything she's telling you, which makes you wonder why anyone else would”, schreibt James Meeley für The Video Drones Reviews und greift den wunden Punkt auf. Dana Delanys Interpretation ihrer Figur ist eine Katastrophe. Und dass Derian McCall, eine ehemalige Polizistin, die 4 Jahre lang als Undercoveragentin tätig war, ihr glaubt und ihrem Ansinnen nachkommt, ist schlicht absurd. Allerlei Rückblenden, die sie uns als von inneren Dämonen geplagten ex-Cop vorstellen, ergeben wenig Sinn. Nach 45 Minuten im Film, wenn Anthea Farrow-Smith einer in ihren Ehemann verliebten Derian McCall einen dritten und wieder anderen (!) Auftrag erteilt, wird es auf ganzer Linie grotesk... Das Finale und der Plot-Twist am Ende, spätestens ab Mitte des Films vorhersehbar, retten die Sache nicht. Trotz des allemal soliden Schauspiels Rebecca De Mornays liefert die psychische Disposition ihrer Detektivin Derian McCall, die sie derart in die Falle der Femme fatale Anthea Farrow-Smith tappen lässt, nie und nimmer die für den Mumpitz der Handlung nötige Glaubwürdigkeit. Soweit zumindest in der Prämisse hier und da etwas wie Potential aufblitzte, haben es Autor Larry Brand und Regisseur Lyndon Chubbuck auf ganzer Linie verspielt. Definitiv nicht sehenswert!

 

Unter dem Titel Mörderische Versuchung - The Right Temptation gab es von diesem Film, der in Deutschland nie ins Kino kam, vor über 20 Jahren sogar eine deutsche DVD-Edition (2001) der EMS GmbH mit dem Werk ungekürzt, aber im falschen Bildformat, nämlich als Vollbild 4:3 (1.33:1) und nicht Widescreen 16:9 (1.78:1), wie es korrekt gewesen wäre. Die Ausgabe beinhaltet Tonspuren auf Englisch und Deutsch, in den gleichen Sprachen auch Untertitel, Extras gibt es keine.

 


 

Neo Noir | 2000 | USA | Lyndon Chubbuck | Kiefer Sutherland | Joanna Cassidy | Rebecca De Mornay

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