Marc Singer, Tracy Scoggins, Nicholas Worth, Arte Johnson, Paul Bartel
Hollywood in Los Angeles, Kalifornien, im Jahr 1947: Der Nachtclub Limelight des dubiosen Pedro Criqui (Arte Johnson) beherbergt in hinteren Zimmern eine illegale Spielhölle, wo die illustre Prominenz der Stadt sich ein Stelldichein gibt. Die hübsche Maizie Murdock (Bethany Wright) ist in Begleitung des glatten Roger Wilson (Barry Friedman) am Roulettetisch und verliert, worauf jener Pedro lautstark fragt, wie oft bei ihm am Spieltisch immerzu die gleiche Zahl erscheine. Letzterer nimmt es gelassen und begrüßt Privatdetektiv Dan Turner (Marc Singer), der nach längerer Zeit erneut im Limelight erscheint und sofort darauf auch von seiner ex-Freundin Maizie überschwenglich begrüßt wird. Sie würde ihm liebend gern ihre Telefonnummer geben, damit er sie mal wieder anrufe, aber schon taucht Wilson auf und erklärt Maizie, dass er genug von Pedros gezinkten Würfeln habe und gehen wolle. Maizie verabschiedet sich hastig und Turner schenkt Wilson einen langen verächtlichen Blick, bevor er Criqui darauf hinweist, dass auch die Polizei sich einmal wieder unter seine Gäste zu mischen wünscht. Pedro seufzt und begibt sich zum Eingang, wo Police Detective Dave Donaldson (Nicholas Worth) mit einigen Uniformierten zu sehen ist, und kurz darauf liefern sich die beiden ein Wortgefecht. Dan Turner lehnt an der Bar, als ihn der Filmregisseur der Paravox Studios Roy Cromwell (Brandon Smith) aufgeregt anspricht, da er sich angesichts der Polizei in einer Notlage befände, aus der ihn der Privatdetektiv unbedingt befreien müsse…
In den 70er Jahren versuchte der Drehbuchautor und Produzent Roy Huggins mit der von ihm erdachten TV-Serie City Of Angels (USA 1946) den Private Eye des klassischen Film Noirs auf dem Fernsehbildschirm wiederzubeleben. Jener hieß Jake Axminster (Wayne Rogers) und ermittelte im Los Angeles Mitte der 30er Jahre. Etwas über 10 Jahre später startete via Universal Television Anthony Yerkovichs Serie Private Eye (USA 1987-88) mit Michael Woods als Privatdetektiv Jack Cleary und mit Josh Brolin als dessen Assistent Johnny Betts. Deren Episoden spielten im Los Angeles des Jahres 1956, doch wurde Private Eye ebenso wie City Of Angels (USA 1976) nach einer Staffel abgesetzt. Mit Jack Cleary - Mord in L.A. (USA 1987) von Mark Tinker gab es für erstere einen Pilotfilm. Genau das ist auch Dan Turner, Hollywood Detective, nur dass die ursprünglich geplante Fernsehserie dann nie verwirklicht wurde und der Pilotfilm unterm Titel The Raven Red Kiss-Off auf den Wühltischen für VHS-Videokassetten landete. Wollte ich es sarkastisch formulieren, würde ich sagen: dort gehört das Machwerk hin. Nein, nicht das sichtbar schmale Budget der Produktion ist das Hauptproblem, allerdings… so ziemlich alles andere. Als einzige der drei TV-Produktionen basiert Dan Turner, Hollywood Detective auf einer literarischen Figur der 30er und 40er, auf dem von Robert Leslie Bellem erdachten und zwischen 1934 und 1947 populären Protagonisten von über 300 Kurzgeschichten in diversen Pulp-Magazinen. Nur einmal tauchte jener im klassischen Film Noir auf, nämlich in Lesley Selanders Blackmail (USA 1947) mit William Marshall als Dan Turner und mit Ricardo Cortez und Adele Mara in weiteren Rollen, letztere die Ehefrau von Roy Huggins - dem Schöpfer von City Of Angels (USA 1976). Christopher Lewis‘ Dan Turner, Hollywood Detective war 53 Jahre später also die zweite Filmfassung einer Geschichte um solchen Privatdetektiv. Basierend auf der Erzählung Homicide Highball (EA 1943) verfasste dessen Drehbuch der Debütant John Wooley.
“He was a schizophrenic little guy, half Spanish and half French, who’ve been in more hot water than a used tea bag.“ Ich weiß nicht, ob es Bellem oder Wooley anzukreiden ist, aber trotz witziger Monologe wirkt die Handlung von A bis Z konstruiert und hanebüchen. Allzu viele Darstellerinnen und Darsteller sind außerstande ihre Rollencharaktere glaubwürdig zu verkörpern, ist doch ihr Schauspiel (zumindest zu Teilen) grottenschlecht. Regisseur Christopher Lewis lässt jegliches Gespür für Dramaturgie vermissen. Wenn er auf einem nächtlichen Rummelplatz den Private Eye auf der Flucht vor zwei Polizeibeamten in einer überlangen Sequenz von einem Fahrgeschäft zum nächsten hüpfen lässt, konnte ich trotz Tempo und Lärm das Gähnen nicht mehr unterdrücken. Lewis gebührt auch ein Golden Raspberry Award für die schlechteste Autoverfolgungsjagd, die ich jemals sah. Deren Inszenierung ist schlicht erbärmlich, wie überhaupt Action-Szenen in diesem Film ständig zur Selbstparodie verkommen… Die Art-Deco-Bauten von Tulsa, Oklahoma, die ein Los Angeles des Jahres 1947 bebildern sollen, auch die Requisiten und Kostüme bezeugen einen gewissen Eifer und das Bemühen um historische Authentizität. Alles in allem ist Dan Turner, Hollywood Detective jedoch weder eine gelungene Hommage noch eine pfiffige Parodie auf den klassischen Film Noir sondern ein stinklangweiliger Mumpitz.
Bis dato (2024) gibt es weltweit keine BD- oder DVD-Edition des Films, der in Deutschland auch nie im Fernsehen ausgestrahlt wurde, zuvor als The Raven Red Kiss-Off in den USA (und einigen europäischen Ländern) jedoch als VHS-Videokassette erhältlich war.