Kevin Bacon, Aldis Hodge, Jonathan Tucker, Lauren E. Banks, Amanda Clayton
© Showtime Entertainment, Inc.
Boston, Massachusetts, im Jahr 1992: Bei Beerdigung von FBI-Agent Matthew Cook sind auch dessen Kollegen Jackie Rohr (Kevin Bacon) und Salvy Clasby (Michael O’Keefe) vor Ort. Obgleich Rohr ebenso wie Clasby den Verstorbenen für einen Mistkerl hält, heuchelt er gegenüber dessen Witwe (Susanna Frazer) und nennt ihn einen Mann vom Schlage Jack Kennedys. Rohr und Clasby sprechen über die von Bürgermeister Raymond L. Flynn eingesetzte St. Clair Commission, die im Boston Police Department aufräumen soll, nachdem für den Mord an der Weißen Carol Stuart ein Schwarzer verurteilt worden war, bevor der Bruder von Charles Stuart, ihrem Ehemann, den frischgebackenen Witwer als wahren Täter preisgab und ihn damit in den Selbstmord trieb. Indessen sie vor dem Trauerhaus auf schneebedeckter Straße aus einem Flachmann trinken, bedauert Jackie Rohr, dass man in der von so vielen schlechten Menschen profitabel verwalteten Stadt jetzt zu solcher moralischen Integrität tendiere. Doch Salvy ist von der destruktiven Haltung seines Kollegen lediglich angewidert und fährt grußlos davon… Der stellvertretende Staatsanwalt im Suffolk County, Decourcy Ward (Aldis Hodge), freut sich über einen Leitartikel im The Boston Globe, demzufolge die St. Clair Commission korrupte Beamte des Boston Police Departments hinter Gitter bringen wolle. Hank Signa (Jere Shea), selbst Beamter der Kriminalpolizei, ist mit Blick auf die Reputation der Polizeibehörde zurückhaltender, doch Ward hat sich zum Ziel gesetzt, in Boston auszumisten…
“Everyone within the show’s various layers of Boston law enforcement seems to know Rohr, and not a single person likes the guy - not the co-workers who bristle at his presence, not the people who return his greeting with an immediate “fuck off”, schreibt Steven Scaife für das Slant Magazine und zielt damit aufs zentrale Faszinosum dieser Produktion von Showtime Networks, einer Kreation des in Boston gebürtigen Journalisten Chuck MacLean, auf FBI-Agent Jackie Rohr in der Verkörperung durch Kevin Bacon. Genau er steht über weite Strecken im Zentrum, und die Allianz zwischen dem amoralischen, diabolisch cleveren und ausgefuchsten FBI-Veteranen und dem Assistant District Attorney Decourcy Ward, einem Mann der Ideale und obendrein ein Schwarzer, ist ein Genuss. Als nämlich in Revere, Suffolk County, ein Geldtransporter überfallen wird und sowohl das Fahrzeug als auch die drei Wachleute spurlos verschwinden, erkennen die beiden, dass sie in solchem Fall ähnlich gelagerte Interessen hegen und die Aufklärung des Verbrechens ihnen beiden von Nutzen sein könnte. Doch die im Millieu der irischstämmigen Arbeiterklasse Bostons angesiedelten jungen Gangster, die Brüder Frankie (Jonathan Tucker) und Jimmy Ryan (Mark O’Brien), beide verheiratete Väter, und deren Kumpanen Tommy Hayes (James Michael Cummings) und Sheik Sheehan (Lucas Van Engen) sind verschwiegen und in ihren kleinbürgerlichen Verhältnissen eher unauffällig. Die Untersuchung gestaltet sich mühsam, und es ist vor allem Rohr, indem er hemmungslos seine Informanten im Gangstermillieu in Abhängigkeiten manövriert und sie unter Druck setzt, der erste brauchbare Ergebnisse zutage fördert. Ward will mit einem Erfolg ein Signal setzen und auch, unterstützt von seiner in politisch motivierter Kirchenarbeit etablierten Ehefrau Siobhan Quays (Lauren E. Banks), seine Karriere voranbringen. FBI-Mann Rohr sucht einen Erfolg, den er medienwirksam nutzen kann, für sich selbst, denn sein Ruf als im Kampf gegen die Mafia erfolgreiche Legende beginnt zu verblassen, indessen auch seine Ehe und sein Familienleben zerbröckeln.
“What used to make this city great was that it was run by bad men who understood they were bad." Viele der besten Sätze im Stil der überhaupt besten Dialoge des Film Noirs gehören eindeutig Jackie Rohr. Aber auch Frauen spielen in dieser düsteren und nur vereinzelt harten US-Serie eine relevante Rolle. Neben der genannten Siobhan Quays, der starken Frau an der Seite Decourcy Wards, sind es die skrupellose Cathy Ryan (Amanda Clayton), Ehefrau von Berufsverbrecher Frankie Ryan und dreifache Mutter, die neurotische Jenny Rohr (Jill Hennessy), Gattin ihres egoistischen und selbstgerechten FBI-Agenten und Mutter von Benedetta (Zoe Margaret Colletti), sowie die Polizistin im Ermittlerteam um Ward und Hank Signa namens Rachel Benham (Sarah Shahi), die hervorstechen. Sie alle treiben ihrerseits die Handlung an, treffen Entscheidungen, die Konsequenzen nach sich ziehen und öffnen Perspektiven in das Miteinander und in das Gegeneinander der verschiedenen Akteure des Dramas. Für einige US-amerikanische Zuschauer war das Erzähltempo zu geruhsam, aber mir ging es mit der detailgenauen und auf ihre Charaktere fokussierten Serie überhaupt nicht so. In der Tradition von The Wire (USA 2002 - 2008) und True Detective (USA 2014 – 2019), zwei Produktionen von HBO (Home Box Office), rangiert City On A Hill – Season One mit Blick auf das Drehbuch und die Regie, der Kameraarbeit an Originalschauplätzen und einem Ensemble von bis in Nebenrollen brillanten Darstellern auf höchstem Niveau. Unbedingt anschauen!
Von der ersten Staffel gibt es eine erstklassige US-amerikanische 4-DVD-Box (2019, RC 1) der Showtime Entertainment, Inc. und der CBS Broadcasting, Inc. als City On A Hill – Season One und zwar ungekürzt im Originalformat und mit englischen Untertiteln, dazu mit jeweils einem Making Of zu den ersten drei Episoden, dem Feature Kyra Sedgwick directs City On A Hill und der Kurzdokumentation Capturing Boston als Extras. Alle drei Staffeln der inzwischen abgeschlossenen TV-Serie (USA 2019-2022) sind via Showtime Networks nur in den USA inzwischen unter dem Titel City On A Hill: The Complete Series als 7-BD-Box und auch als 9-DVD-Box (2023, RC 1) veröffentlicht worden.