Little Things, The

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Film Noir Collection Koch Media GmbH


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Bewertung
***
Originaltitel
The Little Things
Kategorie
Neo Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
2021
Darsteller

Denzel Washington, Rami Malek, Jared Leto, Chris Bauer, Michael Hyatt

Regie
John Lee Hancock
Farbe
Farbe
Laufzeit
128 min
Bildformat
Widescreen

 


 

The Little Things-Poster-web3.jpgThe Little Things-Poster-web1.jpgThe Little Things-Poster-web2.jpgThe Little Things-Poster-web4.jpg

© Warner Bros.

In ihrem Ford Mustang ist die junge Tina Savaltore (Sofia Vasillieva) des Nachts auf einer Landstraße unterwegs und singt laut den Song Roam von The B-52’s, der aus den Lautsprechern schallt. Indessen bemerkt sie, dass die Scheinwerfer eines Wagens im Rückspiegel aufblitzen und näherkommen. Die ihr folgende, schwere Limousine setzt zum Überholen an, doch bleibt der Wagen mit ihr auf einer Höhe, bevor dessen Fahrer das Gaspedal durchdrückt und in der Dunkelheit verschwindet. Sofort darauf sieht Tina Bremslichter aufleuchten und den Mercury Monarch auf der Fahrbahn stehen. Bereits nervös fasst sie sich ein Herz und zieht rasant vorbei. Es dauert aber nicht lange und wieder erblickt sie die Scheinwerfer ihres Verfolgers im Rückspiegel. Jetzt wird Tina von Panik erfasst, und als sie eine vorausliegende Raststätte mit Tankstelle erblickt, schert sie aus und kommt davor zum Stehen. Allerdings wird die Örtlichkeit lediglich von Neonreklame erhellt und ist geschlossen. Als sie das erkennt, hat Tina ihren Wagen dummerweise bereits verlassen, und nun fährt der Mercury auf ihr mit offener Tür abgestelltes Auto zu und hält ebenfalls. Die Frau flieht; ihr Verfolger stellt den Motor ihres Wagens ab und holt eine Tasche und eine Taschenlampe aus seinem Kofferraum. Als sie einsieht, dass wirklich niemand im Rasthaus ist und ihr helfen kann, läuft Tina hinaus in die nächtliche Prärie, den Lichtkegel der Taschenlampe an ihren Fersen. In nächsten Augenblick bemerkt sie auf der Landstraße einen Truck näherkommen und rennt los…

 

“How's the guy with the best clearance rate in the department work 15 years without a promotion?” Der Film spielt im Jahr 1990, wie die Zuschauer zu Beginn mittels eines kurz eingeblendeten Hinweises erfahren. Es wird eine Referenz an die Tatsache sein, dass John Lee Hancock 2020 sein eigenes Skript verfilmte, das 30 Jahre lang bei Warner Bros. Entertainment Inc. im Archiv lag und trotz des Interesses namhafter Regisseure, unter ihnen Steven Spielberg und Clint Eastwood, in der Zeit nie verfilmt worden war. Über Umwege fand sein Autor John Lee Hancock, der vor ebenfalls 30 Jahren mit Hard Time Romance (USA 1991) seinen ersten Film als Regisseur inszeniert hatte, schließlich zu The Little Things zurück. Das Problem ist, dass in jener Zeit, da Warner Bros. die Rechte am Drehbuch hielt, solches Terrain von anderen Autoren und Regisseuren vielfach beackert worden war, allen voran von David Fincher. So ist es kein Zufall, dass direkt nach der Premiere Ende Januar 2021 sowohl Filmjournalisten als auch Zuschauer an dessen Neo Noir Sieben (USA 1995) erinnerten - mit Brad Pitt und Morgan Freeman als Polizeibamten unterschiedlicher Ethnien und unterschiedlichen Alters. In The Little Things geht es um den nach einem Zusammenbruch in Bakersfield, Kern County, tätigen Joe “Deke“ Deacon (Denzel Washington), ehemals bester Mordermittler im Los Angeles County, und um Detective Jim Baxter (Rami Malek), einen deutlich jüngeren Weißen, die in der Metropole L.A. gemeinsam Jagd auf einen Serienkiller machen. Wen das an den kurz vor seiner Pensionierung stehenden Detective Somerset (Morgan Freeman) und an Detective Mills (Brad Pitt) und deren Hatz nach einem Serienkiller in Sieben denken lässt, könnte auf den Gedanken kommen, Drehbuchautor Hancock habe sich davon inspirieren lassen, was jedoch nicht der Fall war. Zu allem Unglück erinnert The Little Things an Finchers Zodiac: Die Spur des Killers (USA 2007), denn in beiden Werken stehen eindeutig die Obsessionen jener Männer im Mittelpunkt, die einen Mörder um alles in der Welt zu Fall bringen wollen.

 

Joe “Deke“ Deacon ist schlicht besessen davon, jenen Fall, an dem vor Jahren sein privates Lebensglück und er selbst zerbrachen, mithilfe des engagierten Jim Baxters zu lösen. Er findet sich in der Umklammerung der eigenen Vergangenheit, die ein dunkles Geheimnis birgt, indessen Baxter an den Journalisten Robert Graysmith in der Verkörperung durch Jake Gyllenhall erinnert, der sich in Zodiac: Die Spur des Killers sukzessive in einem Labyrinth der Rätsel und ihrer vermeintlichen Entschlüsselungen verstrickt. In beiden Filmen spielt der Hauptverdächtige aktiv mit und wird auf der Leinwand zu einem für die Zuschauer präsenten Rollencharakter. Beide Filme sind in der Anlage episch und haben eine Spielzeit von über zwei Stunden, im Fall von Zodiac: Die Spur des Killers sind es über zweieinhalb. Und dass eine Schlüsselsequenz in The Little Things in dessen letztem Drittel explizit an Nick Murphys Neo Noir Blood (UK 2006) gemahnt, macht es nicht besser. John Lee Hancocks The Little Things ist ein dramaturgisch kompetent inszenierter und mit drei großartigen Hauptdarstellern besetzter Hochglanzthriller, der 30 Jahre zu spät ins Kino kommt und seine Geschichte allzu sehr auswalzt. Ja, das Ende birgt eine Überraschung. Aber der Schock daüber hält sich in Grenzen, was vielleicht damit zu tun hat, dass die A-Produktion ein Mainstream-Publikum im Blick hat und viel dafür tut, um es zu unterhalten, aber eben nicht zu verschrecken. Obwohl durch und durch ein Film Noir, erweist sich das Werk trotz atmosphärischer Dichte und hochkarätigen Schauspiels zu guter Letzt als etwas fade. Das bleibt bedauerlich, denn von der Anlage her wäre mehr drin gewesen.

 

Es gibt eine je exzellent editierte deutsche BD- und DVD-Ausgabe (2021) der Warner Bros. Entertainment GmbH mit dem Film ungekürzt im Originalformal, bild- und tontechnisch exzellent, dazu den englischen Originalton und jeweils auch die französische italienische und deutsche Kinosynchronisation, optional Untertitel auf Deutsch, Englisch, Dänisch, Spanisch, Französisch, Finnisch, Niederländisch, Norwegisch und Schwedisch, dazu eine englischsprachige Dokumentation betitelt Four Shades of Blue über Denzel Washington und dessen vier Cop-Thriller für Warner Bros. und eine namens A Contrast in Styles (ebenfalls nur auf Englisch) über die Hauptdarsteller und ihre Rollencharaktere in The Little Things als Extras.

 


 

Neo Noir | 2021 | USA | John Lee Hancock | Denzel Washington | Jared Leto

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