Grupo 7

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Film Noir Collection Koch Media GmbH


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Bewertung
****
Originaltitel
Grupo 7
Kategorie
Neo Noir
Land
ESP
Erscheinungsjahr
2012
Darsteller

Antonio de la Torre, Mario Casas, Joaquín Núñez, José Manuel Poga, Julián Villagrán

Regie
Alberto Rodríguez
Farbe
Farbe
Laufzeit
96 min
Bildformat
Widescreen

 


 

Kings Of The City-Poster-web3.jpg Kings Of The City-Poster-web1.jpg Kings Of The City-Poster-web2.jpg

© Tiberius Film GmbH

Sevilla, Hauptstadt der Autonomen Region und Provinz Andalusien in Spanien, im Jahr 1987: In fünf Jahren wird die Weltausstellung Expo 92 dafür Sorge tragen, dass man auf die traditionsreiche Metropole im Süden Spaniens international aufmerksam werden wird. Schon jetzt ist die Stadt von Großbaustellen übersät; allerorten wird das Stadtbild hergerichtet und erweitert. Eine besondere Bürde trägt die Polizei, welche die Innenstadt von dem dort grassierenden Drogenhandel und den Drogensüchtigen befreien soll, damit Sevilla der Öffentlichkeit als eine prosperierende, bürgerlich kultivierte Großstadt präsentiert werden kann. Der einer Spezialeinheit der Drogenfahndung namens Grupo 7 zugeordnete Beamte Ángel Lares Pacheco (Mario Casas) begleitet den Junkie Joaquín (Julián Villagrán), seinen Informanten inmitten des Milieus, durch einen heruntergekommenen und verarmten Teil der Altstadt. Nicht weit entfernt warten die anderen drei Polizisten der Gruppe - Rafael Cantera Luján (Antoio de la Torre), Mateo Pradi Jiménez (Joaquín Núñez) und Miguel Ruíz Lozano (José Manuel Poga) – in ihrem Wagen. Kaum werden Joaquín und Ángel beim Queren der vor ihnen liegenden Gasse sichtbar, biegen sie trotz deren Enge in diese ein und folgen ihnen. Joaquín tut, als sei er gestolpert und müsse sich den Schuh richten. Nun wissen die Beamten, in welchem Haus die Händler sich eingerichtet haben. Schon fliegt ein Ziegelstein hinunter, zerschmettert die Heckscheibe ihres Wagens, bevor die Polizisten das Gebäude stürmen…

 

Ein beinharter und sozialkritischer Thriller von dem selbst aus Sevilla stammenden Meisterregisseur Alberto Rodríguez, der im Anschluss mit La isla mínima – Mörderland (ESP 2014) und mit Paesa – Der Mann mit den tausend Gesichtern (ESP 2016) das Filmschaffen seiner Heimat über die Grenzen Spaniens hinaus einem internationalen Publikum näherbrachte. Im Zentrum stehen vier Polizeibeamte, die als Grupo 7 die Stadt Sevilla von der Drogenkriminalität befreien sollen und die das mit allen nur erdenklichen Mitteln, diesseits und jenseits der Legalität in die Tat umsetzen. Das auf Tatsachen beruhende Drehbuch zeichnet die vier als rassisistisch, homophob und durch und durch korrupt sowie im Fortgang der Ereignisse als zunehmend menschenverachtend und extrem gewaltbereit. Dennoch machen es sich die Autoren Rafael Cobos und Alberto Rodríguez nicht leicht und neigen auch nicht zur Schwarzweiß-Malerei. Im Gegenteil! In der Darstellung der persönlichen Verhältnisse der Beamten, die im Film über einen Zeitraum von 5 Jahren bei ihrer Arbeit gezeigt werden, gehen die Autoren ebenso sensibel wie präzise zu Werk. Sie lassen die Zuschauer daran teilhaben, wie die Anforderungen und die damit verbundenen Härten ihrer Arbeit in der Psyche der Polizisten für Risse und Erosion sorgen und wie solche ihr Privatleben beeinflussen. Besonders bewegend ist, wenn Rafael, der vom Tod seines Sohnes Pablo gezeichnete, sehr verschlossene und zu Beginn am ehesten gewalttätige Cop, sich an der Liebe zur heroinsüchtigen Lucía (Lucía Guerrero) aufzurichten und in ein neues Leben zu retten sucht. Aber die Beamten ernten, was sie säen. Und obgleich sie in ihrem Tun erfolgreich sind, krönt solcher Erfolg nicht ihr Leben, denn der Preis, den sie zahlen, ist am Ende hoch.

 

Der deutsche Titel des hierzulande nur auf BD bzw. auf DVD erschienenen Films ist Kings Of The City und wurde womöglich in Anlehnung an Sidney Lumets Prince Of The City - Die Herren der Stadt (USA 1981) gewählt. Tatsache ist, dass Rodríguez mit seiner 5 Jahre umspannenden Erzählung über Polizeiwillkür, Korruption und staatlich verordnete Verlogenheit in unmittelbarer Nachbarschaft Sidney Lumets operiert, der ab den frühen 70er Jahren genau solche Themen mit Blick auf den Polizeiapparat in den USA in den Neo Noir New Hollywoods einflocht. In diese Phase einer kritischen Betrachtung staatlicher Organe fällt auch Philip D’Antonis Die Seven-Ups (USA 1973), nahezu die Blaupause für Rodriguez‘ Quartet der Drogenfahnder, insofern darin ein vierköpfiges Team von New Yorker Polizeibeamten unter Führung von Buddy Manucci (Roy Scheider) ihre Fälle auf ureigene, jenseits der Legalität angesiedelte Arbeitsweise löst. Um sein komplexes Drama auf Kurs zu halten, brauchte es für Alberto Rodríguez neben dem exzellenten Kameramann Alex Catalán (La isla mínima – Mörderland, ESP 2014) noch ein Ensemble, das ebenso erstklassig ist. Und das hat er gefunden. Vor allem Antonio de la Torre und Mario Casas wachsen über sich hinaus, aber auch viele der übrigen Darsteller und Darstellerinnen sorgen für eine ungeheure Dichte und eine hohe Glaubwürdigkeit der Rollencharaktere im Zentrum der Handlung. Nichts für zarte Gemüter und dennoch unbedingt empfehlenswert.

 

Via Sunfilm Entertainment, einem Label der Tiberius Film GmbH, gibt es eine bild- und tontechnisch erstklassige Fassung des Films auf einer deutschen BD bzw. auch DVD (2013) mit dem Film ungekürzt und im Originalformat. Die Edition bietet die original spanische  Tonspur mit optional deutschen Untertiteln und auch eine deutsche Synchronisation. Außer dem Wendecover beinhalten BD und DVD von Sunfilm Entertainment noch den original spanischen Kinotrailer sowie einen deutschen DVD-Trailer als Extras.

 


Neo Noir | 2012 | International | Alberto Rodríguez | Antonio de la Torre

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