Squeaker, The / Murder On Diamond Row

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Film Noir Collection Koch Media GmbH


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Bewertung
***
Originaltitel
The Squeaker
Kategorie
Pre Noir
Land
UK
Erscheinungsjahr
1937
Darsteller

Edmund Lowe, Sebastian Shaw, Ann Todd, Tamara Desni, Robert Newton

Regie
William K. Howard
Farbe
s/w
Laufzeit
77 min
Bildformat
Vollbild

 


 

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Es herrscht stets ein lebhafter Verkehr in der abendlichen, von Straßenlaternen und Neonreklame erleuchteten Metropole London. Doch in der 23 William Street, darin die Geschäftsräume der Gebrüder Wainwright, ihres Zeichens Diamantenhändler, gelegen sind, ist bereits Ruhe eingekehrt. Ein schwerer Wagen hält davor, und zwei Herren in Mänteln (Philip Ray, Danny Green) steigen samt einer Arzttasche aus und befinden sich im Nu in dem unbeleuchteten Büro, darin sie sich mit einer Bohrmaschine am Safe zu schaffen machen. Bald verstauen sie jene kostbaren Steine, die ihnen zur Beute fielen, und verlassen im Laufschritt das Gebäude. Dabei werden sie von einem Polizisten beobachtet und flugs hallen die Pfeifsignale der Bobbys durch die benachbarten Straßen. Doch es ist zu spät. In ihrem Wagen sind die Gangster längst auf und davon. Im Hauptquartier von New Scotland Yard haben sich um Superintendent Marshall (Stewart Rome) Kollegen und Journalisten versammelt, und jener verspricht die Diebe in Kürze zu fangen. Zeitungsreporter Joshua Collie (Alastair Sim) fragt ihn geradeheraus, ob es nicht küger sei, den Diamanten im Wert von 5000 britischen Pfund nachzuspüren und damit den Mann zu fangen, der von den Einbrüchen in London und vom Diebesgut am meisten profitiere… Tatsächlich bieten in einem abgfelegenen Fabrikgelände die beiden Safeknacker ihre Diamanten einem Mann im Auto an, der sie mit lediglich 500 Pfund abspeist. Dennoch nehmen sie das Geld, denn mit diesem Herrn ist nicht zu spaßen…

 

“As a matter of fact, I could give you a job right now. There is no room here for a man who only wants to play.“ Eine Nachtclubsängerin und ein gefallener, alkoholabhängiger Cop, der Gangster hinter der Fassade eines ehrwürdigen Geschäftsmanns und ein in Liebe entbrannter Dieb, der mit einem letzten Coup in eine legale Zukunft zu entwischen hofft. Die Rollencharaktere und das Geflecht der Beziehungen, dahinein sie verstrickt sind, weisen in solcher dritten Verfilmung des gleichnamigen Romans von Edgar Wallace (EA 1927, auf Deutsch 1928 als Der Zinker) auf den internationalen Film Noir der 40er Jahre. Im Jahr 1930 hatte der Autor selbst auf dem Regiestuhl Platz genommen und nach eigenem Drehbuch seinen Roman verfilmt. Es war der erste von zwei Ausflügen ins Regiefach, bevor der populäre Kriminalschriftsteller 1932 im Alter von 56 Jahren verstarb. Noch zu seinen Lebzeiten folgte die deutsche Adaption Der Zinker (GER 1931) von Karl Forest mit Karl Ludwig Diehl und Lissy Arna in den Hauptrollen. Bei der dritten Adaption von William K. Howard fällt natürlich das Ensemble auf. Edmund Lowe, seit 1915 als Filmschauspieler aktiv, war ein Hollywoodstar, der mit 47 Jahren langsam in die Jahre kam. Indessen hatten eine 30-jährige Ann Todd (Aus dem Tagebuch eines Henkers, UK 1948), ein 32-jähriger Robert Newton (Hafen der Versuchung, UK 1947) und ein 36-jähriger Alastair Sim (Achtung: Grün! / Narkose, UK 1946) ihre Erfolge im britischen Film noch vor sich, was auch für den 28-jährigen Michael Rennie in einer Nebenrolle galt. Der französische Kameramann Georges Périnal (Kleines Herz in Not, UK 1948) gehörte zu den Großen seiner Zeit. Am Skript schrieb als Co-Autor Edgar Wallaces Sohn, Bryan Edgar Wallace. Schirmherr der Produktion war Alexander Korda - wie Lowe seit 1915 im Filmgeschäft aktiv und als Regisseur und Produzent eine wichtige Persönlichkeit des klassischen britischen Films. Das i-Tüpfelchen des Ganzen ist die Musik aus der Feder Miklós Rózsas (Frau ohne Gewissen, USA 1944), einem der namhaftesten Filmkomponisten aller Zeiten. So bleibt die Frage, warum in Anbetracht der klangvollen Virtuosen ihrer Zunft das Ergebnis des gemeinsamen Schaffens so dürftig ausfällt.

 

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William K. Howards The Squeaker ist kein schlechter Film, doch bleibt er von A bis Z mittelprächtig, woran für mich die lahme Ausgangssituation ihren Anteil hat. Warum zittern alle Londoner Gangster vor einem Mann, der sie der Polizei ausliefert, sofern sie ihm ihr Diebesgut nicht zu einem Schleuderpreis verhökern? Letztlich hat jener Unbekannte kein Druckmittel in der Hand. Ein jeder Gauner könnte ein Geschäft mit ihm vermeiden, seine Ware andernorts anbieten, womöglich in einer anderen Stadt. Zur Not könnten sie ihn außer Gefecht setzen, ihn überwältigen, etc. pp. Kurzum, die Handlung wird seitens des Drehbuchs nicht schlüssig präsentiert. Daran können auch die fein ausgearbeiteten Rollencharaktere in der Darstellung durch erstklassige Schauspieler nichts ändern. Die Romanze zwischen dem Fassadenkletterer und Meisterdieb Larry Graeme (Robert Newton) und der Sängerin und Tänzerin Tamara (Tamara Desni) überzeugte und berührte mich noch mehr als diejenige zwischen Lowe als Hugh Barrabal, dem Cop aus der Gosse, und Ann Todd als reicher Erbin Carol Stedman. Das Finale ist ungewöhnlich, zugleich etwas übertrieben. Auch hier bleiben der Film und seine Kriminalgeschichte hinter den Erwartungen zurück.

 

Der Film wurde vor einiger Zeit in zwei unterschiedlichen, britischen DVD-Editionen (2011) wieder zugänglich, ungekürzt im Originalformat mit dem englischen Ton ohne Untertitel und ohne Extras, bild-und tontechnisch jedoch unterdurchschnittlich, und inzwischen ist er ganz und gar vergriffen.

 


Pre Noir | 1937 | UK | William K. Howard | Michael Rennie | Robert Newton | Ann Todd

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