Dennis Price, Peggy Evans, Rex Garner, Arnold Bell, Greta Mayaro
© Renown Pictures Ltd.
London, England. Es ist 3:00 Uhr am Morgen, als Mrs. James (Daphne Maddox) mit dem Taxi in ihr hübsches Haus in der Raydnor Street in Westminster zurückkehrt. Sie ist etwas angetrunken und hat Mühe den Weg bis zur Haustür zurückzulegen und ihre Schlüssel hervorzukramen. Als sie die Tür aufschließen will, nähert sich ihr von hinten ein Mann, schlägt sie mit äußerster Kraft nieder und beraubt sie ihres Schmucks und ihrer Pelzjoppe. Der Mann rennt von dannen, Mrs. James liegt tot vor ihrer Haustür… Im Jewel Box Nighclub, wo sich zu vorgerückter Stunde auch Inspector Peter Lawton (Dennis Price) von Scotland Yard allein mit einer Flasche Champagner an einem Tisch vergnügt, tritt die Sängerin Lena (Greta Mayaro) auf. Lawton ist mit Lena gut bekannt, und als ihr Auftritt vorüber ist, setzt sie sich zu ihm. Doch Lawton, sehr zum Missvergnügen der Sängerin, scheint mit seinen Gedanken andernorts zu weilen. Plötzlich bringt der Kellner dasTelefon an Lawtons Tisch, der nun erfahren muss, dass Mrs. James auf der Schwelle ihres Hauses ermordet wurde. Als er am Tatort eintritt, kann er nur nochfeststellen, dass der Täter ebenso wie in jenen drei vorangegangen Fällen verfahren ist, die in das Schema seiner Vorgehensweise passen. Nur ist aus dem Juwelendieb diesmal auch ein Mörder geworden… Als Lawton endlich sein Apartment betritt, findet er seine jüngere Schwester Joan (Peggy Evans) schlafend auf dem Kanapee. Sie habe auf ihn gewartet, weil sie ihm etwas Wichtiges habe mitteilen wollen, erlärt sie aufgeregt…
Dennis Price ist ein britischer Schauspieler, der ab den späten 40er Jahren in einer ganzen Reihe britischer Film Noirs zu sehen war und mit Der perfekte Mörder (UK 1947), Tanz in den Abgrund (UK 1948) und Murder Without Crime (UK 1950) auf dem richtigen Weg zu sein schien. Doch ebenso wie Derek Farr (Mann im Netz, UK 1949) war auch Price in den 50er Jahren kein Glück beschieden und Murder at 3 AM legt davon bereits Zeugnis ab. Sofort mit der Eröffnungsszene wird klar, dass dieses eher eine C- als eine B-Produktion ist. Ausstattung, Schnittfolge und Dramaturgie lassen zu wünschen übrig. Letztere als hastig und wenig durchdacht zu bezeichnen, wäre geschmeichelt. Das Ensemble zeigt sich bis auf Dennis Price, Peggy Evans und Leonard Sharp in der Rolle von “Old Skip“ als einem Seebären auf der Londoner Themse nicht unbedingt in Spiellaune. Manche der Akteure in Nebenrollen sind unterhalb des geforderten Niveaus. Das ist bedauerlich, denn die Geschichte selbst hätte einiges Potential und kann mit einer Serie von Einfällen punkten, die für Filmwerke aus jener Zeit eher ungewöhnlich sind. Aber nicht nur lässt die Regie das Gespür für den Takt und die Inszenierung vermissen, auch die Kameraarbeit reicht nicht über die üblichen Standards hinaus. Selbst die Filmmusik von Eric Spear konnte mich, soweit hörbar, mit ihrem orgellastigen Arrangement nicht für sich einnehmen. So gewinnt der Zuschauer den Eindruck, wirklich niemand in Crew und im Ensemble sei von dem Ehrgeiz getrieben, diesen B-Film aus seinen überaus bescheidenen Verhältnissen empor zu heben. Entsprechend bleibt Murder At 3 AM nichts als eine bemerkenswert klägliche Poverty-Row-Produktion.
© Renown Pictures Ltd.
Schauspielerin Peggy Evans, welche 3 Jahre zuvor Basil Deardens Brit Noir Die blaue Lampe (UK 1950) bereichert hatte, kündigte nach Beteiligung an diesem “Quota Quickie“ der Filmindustrie und trat (leider) nie wieder in Erscheinung. Rex Garner, der hier als Sergeant Bill Todd Inspector Lawtons rechte Hand kompetent verkörpert, wechselte zum Fernsehen und spielte dort für weitere 50 Jahre Nebenrollen. Beide Akteure starben 2015 und beide wurden 94 Jahre alt. Dennis Price, der mit 37 Jahren längst an Alkoholismus litt, versuchte sich 1954 das Leben zu nehmen und setzte danach seinen Abstieg in der Filmindustrie für weitere 20 Jahre fort. Er blieb lebenslang der Flasche treu, musste 1967 Bankrott anmelden und starb 1973 mit lediglich 58 Jahren an Herzversagen, nachdem er zuvor noch einen Auftritt in Mike Hodges‘ Pulp (UK 1972) hatte absolvieren können. Für den britischen Film Noir bleibt die lapidare Randnotiz namens Murder At 3 AM trotz aller hier gelisteten Bezüge ohne Bedeutung.
Es gibt eine bildtechnisch akzeptable, jedoch kaum restaurierte Fassung des Werks in der mit 10 Filmen bestückten 3-DVD-Box (2017) The Renown Pictures Crime Collection Volume One der Renown Pictures Ltd. (UK), die tontechnisch desaströs ist und fast ohne Nebengeräusche auskommt, so dass man zeitenweise einen Stummfilm zu sehen meint, das Ganz im Hinblick auf die gesprochene Sprache allemal auf Englisch - ohne Untertitel und ohne Extras.