Triangle

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Eddie Muller


Wenn es Nach wird in Paris


Film Noir Collection Koch Media GmbH


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Bewertung
**
Originaltitel
Tie saam gok
Kategorie
Neo Noir
Land
HK/CHN
Erscheinungsjahr
2007
Darsteller

Louis Koo, Simon Yam, Sun Honglei, Ka Tung Lam, Kelly Lin

Regie
Tsui Hark, Ringo Lam, Johnnie To
Farbe
Farbe
Laufzeit
95 min
Bildformat
Widescreen

 


 

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Die chinesische Metropole Hongkong am späten Abend: In einer Bar sitzen der Taxifahrer Ah Fai (Louis Koo) und sein langjähriger, mit der hübschen Ling (Kelly Lin) verheirateter Bekannter Lee Bo Sam (Simon Yam), ein mittelständischer Geschäftsmann. Die beiden befinden sich jeweils in Geldschwierigkeiten, doch Ah Fai ist im Auftrag einer Bande von Gangstern dabei, Lee Bo Sam als Fahrer für einen Juwelenraub anzuheuern. Während er ihm die Einzelheiten auseinandersetzt, tritt ein Fremder (Yip Chun) in Regenmantel und mit Hut in die im Basement gelegene Bar und stolpert, so dass der abseits sitzende Antiquitätenhändler Mok Chung Yuen (Sun Honglei) ihm unter die Arme greifen muss. Lee Bo Sam ist skeptisch bezüglich des Plans, den ihm Fai auseinandersetzt, aber Mok gibt ihm ein Zeichen, dass er sich verabschieden wolle, weshalb Lee Bo Sam ihm jetzt ein Geschenk für dessen Tochter überreicht. Mok Chung Yuen ist gleichfalls in Nöten und möchte seinen Laden verkaufen, wofür Lee Bo Sam einen Makler an der Hand zu haben glaubt. Inzwischen ist der Fremde auf die drei aufmerksam geworden und reicht ihnen seine Visitenkarte, die ihn als Chan Fok-sui ausweist. Um zu Geld zu kommen, teilt er mit, müssten sie dem von ihm gewiesenen Weg folgen. Bevor er die Bar verlässt, übergibt er ihnen ein antikes Goldstück, das angeblich zu einem großen Fundus gehöre… Unter einer Brücke hat Ling ein Stelldichein mit ihrem heimlichen Liebhaber, dem Polizeibeamten Wen (Ka Tung Lam), der auch den Taxifahrer Ah Fai auf der Liste seiner Informanten führt…

 

Jede Presseinformation und jeder Journalist wurde und wird nicht müde darauf hinzuweisen, dass die drei in Hongkong und auch international bei Freunden des Thriller-Kinos aus Fernost hoch gehandelten Regisseure Ringo Lam (City On Fire, HK 1987), Tsui Hark (Hexenkessel Saigon, HK 1989) und Johnnie To (Running Out Of Time, HK 1999) diesen Film gemeinsam gestaltet haben. Gemeinsam ist allerdings ebenso korrekt wie irreführend, denn sie haben de facto nacheinander daran gearbeitet und eben nicht zusammen. In ihren ersten 30 Minuten hat Tsui Hark die Geschichte in Gang gebracht, und er nutzte die Möglichkeit des Starts dazu, reichlich Hinweise auf Zusammenhänge und Nebenstränge einzuflechten, die von den ihm nachfolgenden Mitstreitern aufgegriffen werden konnten oder hätten aufgegriffen werden können. In seinem Teil geht es um den Goldschatz in einem antiken Grab, der, in den Neubau eines Gerichtsgebäudes eingemauert, auf seine Entdeckung wartet. Sowohl die Idee als auch ihre Umsetzung wirken unausgegoren und unglaubwürdig, denn um den Anderen die Bühne zu bereiten, legt Tsui Hark eine allzu große Hast an den Tag. Ringo Lam setzt im folgenden, zweiten Teil sichtbar andere Schwerpunkte, interpretiert auch die Figuren und ihr Miteinander anders, so dass die Geschichte und die Atmosphäre des Films einem Wandel unterliegen, der einem Bruch gleichkommt. Dem setzt der letzte, von Johnnie To gestaltete Teil die Krone auf, indem To das Ganze zur schwarzen Komödie umzufunktionieren sucht und Triangle somit vollends gegen die Wand fährt. Weder komisch noch in irgendeiner Weise spannend verkommt das Experiment im letzten Drittel zu einer albern grotesken Farce.

 

“Die drei Erzählteile fallen mehr oder weniger auseinander, die Figuren bleiben hölzern, und die Geschichte verwirrt ob ihrer nur in Ansätzen entwickelten Handlungsstränge.“ So fasst es Pascale Anja Dannenberg kurz und bündig für critic.de zusammen und liegt damit zu 100% richtig. Eine Zicke etwa ist keine Femme fatale und demgemäß interpretiert Kelly Lin vor allem im zweiten Teil ihre Figur, nämlich als Zicke, bis sie im dritten Teil ganz und gar bedeutungslos ist. Der zu Beginn coole Polzeibeamte Wen weiß im abschließenden Drittel nicht mal mehr, wie er mit einem Streifenpolizisten umzugehen hat. Die Kumpanen Fai, Sam und Mok haben zu guter Letzt nicht länger Interesse an jenem Gold, das ihre Geldsorgen für alle Zeiten beendete. Warum dem so ist, erschließt sich dem Zuschauer nicht, denn zu dem Zeitpunkt hat der Film alle Fäden einer Handlungslogik und seine ursprüngliche Charakteristik über Bord geworfen… Letzteres könnte eine spannende Wendung sein, wie man sie im Kino von Buster Keaton über Jacques Tati bis zu David Lynch immer wieder erlebte. Wenn die Absicht sich wider den Geist der Schöpfung stellt und die Gesetze der Ordnung über die Klippe der Ratio ins Chaos driften, an dieser Stelle beginnt oft erst das Erlebnis einer Kulturerfahrung. Davon jedoch ist der Mumpitz von Triangle so weit entfernt, wie nur irgend vorstellbar. Zum Abspann sind die Überlebenden froh, ins Einerlei ihrer bürgerlichen Sphären entlassen worden zu sein, und der Zuschauer ist erleichtert, dass es endlich vorbei ist.

 

Gute DVD-Edition (2008) der Universum Film GmbH, München, mit dem Film ungekürzt im Originalformat, dazu die original chinesische Tonspur und eine (nicht empfehlenswerte) deutsche Synchronisation, optional Untertitel auf Englisch, sowie ein Making of, diverse Interviews, geschnittene Szenen und den Kinotrailer als Extras.

 


Neo Noir | 2007 | International | Johnnie To | Ringo Lam | Tsui Hark | Ka Tung Lam | Louis Koo | Simon Yam | Suet Lam | Sun Honglei

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