Film Noir
| USA
| 1946
| Vincente Minnelli
| Charles Trowbridge
| Robert Mitchum
| Robert Taylor
| Marjorie Main
Bewertung
***
Originaltitel
Undercurrent
Kategorie
Film Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1946
Darsteller
Katharine Hepburn, Robert Taylor, Robert Mitchum, Edmund Gwenn, Marjorie Main
Regie
Vincente Minnelli
Farbe
s/w
Laufzeit
96 min
Bildformat
Vollbild
© Warner Bros.
Ann Hamilton (Katharine Hepburn) ist die Tochter des berühmten, verwitweten Wissenschaftlers Prof. „Dink“ Hamilton (Edmund Gwenn), bei dem sie - beruflich selbst in dessen Fußstapfen - auch als erwachsene Frau noch lebt. Eines Tages erhält ihr Vater Besuch von dem reichen Geschäftsmann Alan Garroway (Robert Taylor), der eine seiner Erfindungen kaufen und für die Luftfahrt vermarkten will. Hals über Kopf verliebt sich Ann in den weltgewandten Gentleman und heiratet ihn. Nach den glücklichen Flitterwochen und ihrem Umzug nach Washington stellt Ann fest, dass Sie Alan, der von ihrer Lebensauffassung in vielen Punkten abweicht, im Grunde kaum kennt. Als sie von dessen leiblichem Bruder Michael (Robert Mitchum) erfährt, der seit Jahren verschwunden ist, stellt sie ihren Ehemann zur Rede. Von Alan hört sie, dass Michael die einst gemeinsame Firma aufgrund krimineller Umtriebe beinahe ruiniert habe und untergetaucht sei. Doch damit gibt sich Ann nicht zufrieden. Sie stellt in Alans Abwesenheit Nachforschungen an, die ihr Misstrauen bestätigen. Als Alan Garroway das herausfindet, zeigt er sich gegenüber Ann von einer anderen Seite…
Was nach einem Drehbuch klingt, das auch Alfred Hitchcock als Vorlage hätte dienen können, wird mit der Inszenierung und dem Schauspiel leider weitgehend versenkt. Katharine Hepburn, eine gute Schauspielerin, ist fehlbesetzt – wie in ihren Komödien der Zeit beherrscht sie mit ihrer übermächtigen Präsenz - hier ein klarer Fall von Overacting! - jede Szene und lässt es in der Entwicklung der Rolle an Subtilität fehlen. Mit 39 Jahren war sie zudem für das freche Nesthäkchen, das dem millionenschweren Gentleman verfällt, unübersehbar zu alt. Der 10 Jahre jüngere Robert Mitchum kam mit Katharine Hepburn nicht zurecht und sie warf ihm öffentlich ein mieses Schauspiel vor. Der Witz ist, dass sie damit Recht hatte. Robert Mitchum ist unsäglich hölzern und wird von Katharine Hepburn - in ihrem einzigen Film Noir überhaupt - schlicht an die Wand gespielt. Solcher Umstand lässt das Filmende doppelt lächerlich erscheinen. Auch Regisseur Vincente Minnellis Versuch, passagenweise Alfred Hitchcocks Rebecca (USA 1940) und George Cukors Das Haus der Lady Alquist (USA 1944) nahe zu kommen, gelingt nur vereinzelt. Meist ist es dann Robert Taylor zu verdanken, der den Alan Garroway souverän und stilsicher gibt.
© Warner Bros.
Die Entwicklung der Handlung, die Schnittfolge des Films und zudem noch Katharine Hepburns absurd altbackene Garderobe als Ann Garroway lassen einen an den falschen Stellen lachen und vieles leider auch vorhersehbar werden. Was hätte ein Alfred Hitchcock daraus gemacht, fragt sich der Zuschauer, und die Antwort fällt leicht. Mit Sicherheit etwas Besseres! Was bleibt, ist ein opulent ausgestatteter und handwerklich solide inszenierter Studiofilm der Mittvierziger, der mit seinem Staraufgebot an einem verregneten Nachmittag nostalgisch-unterhaltsam ist. Für einen Film Noir ist das zu wenig.
Die deutsche DVD-Ausgabe von Warner Home Video (2007) bietet das durchaus hohe Niveau vergleichbarer Produktionen aus diesem Haus, nämlich die englische, spanische und deutsche Tonspur, jede Menge Untertitel, ungekürzte Version im Originalformat, ein topp restauriertes Bild und mehrere ungewöhnliche Extras.