London, England: Nach vier Jahren Dienst sind Andrew Kendall (Ronald Howard) und Don Brady (Hector Ross) endlich aus der britischen Armee entlassen. Noch in Uniform genießen sie in einem Pub das erste Bier, als Kendall mit demjenigen, dem er scheinbar einen Teil seiner Ausrüstung und de facto eine leere Box verkaufte, in eine Schlägerei gerät. Dank eines wachsamen Polizisten, der sie als seine Kameraden wiedererkennt, geht die Sache gut aus. So besuchen sie Andrew Kendalls Schwester Julie (Anne Crawford) in der Spirituosenhandlung, in der sie neuerdings arbeitet. Die beiden staunen über das edle Geschäft, und kaum haben sie die Zeremonie der Begrüßung hinter sich gebracht, taucht Felix Fenton (Maxwell Reed) auf, der sich Ihnen als ein Bekannter Julies vorstellt, zugleich der Inhaber des Ladens und Julies Chef ist. Don Brady ist mit Julie verlobt und hegt von der ersten Minute eine Abneigung gegen den hoch gewachsenen Fenton. Als Felix die drei noch auf einige Flaschen Champagner in seinen eigenen Nachtclub Le Chez Felix einlädt, um dort die Heimkehr der beiden zu feiern, ist bei Don die Stimmung endgültig auf dem Nullpunkt. Der gewiefte Geschäftsmann Fenton bietet den beiden sogar an, Sie in einem seiner Etablissments anzustellen, aber Don Brady, voller Misstrauen und Neid, lehnt das Angebot entrüstet ab. Spät nachts erreichen die vier endlich Julie Kendalls Apartment, wo Don und Andy fürs erste nächtigen. Aber auch die hübsch eingerichtete, luxuriöse Wohnung mit Aussicht gehört Felix Fenton…
”It’s too much talk nowadays about easy money… by folks who think that easy happiness comes along with it.” Keinesfalls schlecht in der Anlage, beeindruckend in einzelnen Sequenzen und gelungen in der Darstellung mehrerer Rollencharaktere, namentlich der von Christine Norden, Maxwell Reed, Sidney James und Ronald Howard dargestellten Protagonisten eines Film-Noir-Szenarios, das in der zweiten Hälfte des Films zur Blüte kommt. Leider sind die von Anne Crawford und Hector Ross gespielten Verlobten Julie Kendall und Don Brady ein furchtbar langweiliges Paar, dem es sowohl an Glaubwürdigkeit als auch an Kontur gebricht. Don Brady ist ein farbloser Biedermann, dessen Werthaltungen früh im Film mit denen von Julies und Andys verwitwetem Vater, Police Constable Kendall (Fred Groves), einem Pfeife schmauchenden Beamten, der vor Gutmtütigkeit und Rechtschaffenheit nur so strotzt, auf Linie gebracht werden. Um wie vieles spannender ist die schillernde Femme fatale Jackie Delaney in der Darstellung durch Christine Norden, ein durchtriebenes bad good girl für Felix und ein good bad girl für Andy und für die Zuschauer. Die Handlungsentwicklung aufgrund oder zugunsten Julies und Dons ist demgegenüber holprig und viel zu durchsichtig den dramatischen Konsequenzen im letzten Drittel des Werks geschuldet. Dort wird der US-amerikanische Film Noir zitiert und kopiert, aber Julie und Don wirken darin wie Statisten, die ein Versehen des Drehbuchs aus den tiefen Schatten ihrer Nichtigkeit plötzlich ins Rampenlicht gerückt hat. Während Felix Fenton, Andrew Kendall und Jackie Delaney immer interessanter werden, erwürgen solche beiden die Spannung des Finales. Die Schlusssequenz ist kaum zu unterbieten - die bürgerliche Ordnung ist in all ihren Funktionen wiederhergestellt, es herrscht die „heile Welt“.
Night Beat ist fade Unterhaltung, die nur oberflächlich einige der zeittypischen Problemstellungen ins Visier nimmt. Der Film spiegelt eher den Geist der späten Dreißiger, als dass er einen Anschluss an den durch die Traumata des Zweiten Weltkriegs aufgewühlten US-amerikanischen Film Noir findet, wie ihn Edward Dmytryk, John Huston oder Otto Preminger initiiert hatten. Bis in die frühen Fünfziger sollten immerhin Christine Norden (
Das Ende einer Reise, UK 1949) und Maxwell Reed (
Aus dem Tagebuch eines Henkers, UK 1948) noch in manchen Film Noirs mitwirken, die bis heute von Interesse sind, bevor sowohl sie selbst als auch ihre Filme für einige Jahrzehnte in der Obskurität versanken. Allemal gelang es Sidney James (
Duell am Steuer, UK 1957), der wie sein US-amerikanischer Counterpart Ernest Borgnine immerzu sehenswert ist, sich als Charakterdarsteller für lange Zeit im britischen Film zu etablieren. Mit Blick auf die Verfügbarkeit englischen Film Noirs auf digitalen Bildträgern und in hochwertigen Editionen, wie dies etwa bei einem Film wie
Night Beat der Fall ist, hat man in den letzten 5 Jahren auf der Insel geradezu vorbildliche Arbeit geleistet. Dennoch ist das besprochene Werk von Harold Huth keines, das ich dem Freund des Filmstils als ein Muss ans Herz legte.
Exzellente und zugleich spartanisch ausgestattete englische DVD-Edtion (2011) der Network Ltd. mit dem Film ungekürzt im Originalformat und mit der englischen Tonspur ohne Untertitel und ohne Extras.