Ryan O’Neal, Isabella Rossellini, Debra Sandlund, Wings Hauser, John Bedford Lloyd
Provincetown, Massachusetts, Ende November: Der verhinderte Schriftsteller Tim Madden (Ryan O’Neal) hört in seiner Küche den Teekessel pfeifen, schnappt sich eine Brechstange und humpelt die Treppe hinunter… Aber dort sitzt nur sein Vater Dougy (Lawrence Tierney), den er seit einem Jahr nicht mehr gesehen und welcher aufgrund der Chemothearapie in seiner Krebsbehandlung sein Haar verloren hat. Tim erzählt ihm, dass seine Frau Patty Lareine (Debra Sandlund) ihn vor 28 Tagen mit ihrem Chauffeur Bolo (Clarence Williams III) verlassen habe. Dougy weist darauf hin, dass Tim statt ihrer besser jene Italienerin namens Madeleine (Isabelle Rossellini) geheiratet hätte. Und Tim rekapituliert für seinen Vater jenen verrückten Sommer, der zu den Ereignissen der letzten Wochen führte… Auf einer wilden Hausparty, die Patty Lareine für ihren dubiosen Freundeskreis gab, tauchte der neue Polozeichef des Ortes, Captain Alvin Luther Regency (Wings Hauser), auf und nahm nicht nur Tim gehörig in Beschlag, sondern schien auch an Patty Lareine Interesse zu haben. Kurz darauf sah sich Tims Frau berufen, eine Séance zu veranstalten. In Alpträumen würde sie des Nachts von zwei in Hell Town ermordeten Huren heimgesucht, so erklärte sie ihm, die seit 100 Jahren tot seien und keinen Frieden fänden. Mit dem Kleinkriminellen Spider (John Snyder) und dessen Freundin Beth (Kathryn Sanders) riefen sie zu viert nach den Seelen der Mordopfer und so kam es, dass Patty Lareine und Spider jeweils eine furchtbare Vision hatten…
Es gibt inzwischen einige Anhänger des Neo Noirs, die dem von überzeichneten Charakteren, manierierten Dialogen und theatralischen Liebesbeziehungen geprägten Film als verkanntes Meisterstück seines egomanischen Autors und Regisseurs Norman Mailer einen besseren Ruf andichten wollen. Allemal wimmelt es von Absurditäten, die dem Ganzen mitunter eine Qualität verleihen. Ryan O’Neal und Lawrence Tierney entwickeln eine charmante Chemie miteinander und spielen mit jenen Film-Noir-Klischees, die Mailer wie Perlen auf eine Schnur reiht. Auch Wings Hausers engagiert überdrehte Darstellung seines Rollencharakters Captain Alvin Luther Regency ist wunderbar "over the topp" und durchgehend unterhaltsam. Doch die so offensichtlich satirisch eingefärbten Rollencharaktere - allen voran John Bedford Lloyds Warldley Meek III und Debra Sandlund als Patty Lareine - sind (trotz Mitwirkung von Robert Towne) im Drehbuch derart stümperhaft angelegt und so grotesk schlecht gespielt, dass noch der tolerante und dem Bizarren zugeneigte Cineast irgendwann abwinkt. Denn der Humor von Harte Männer tanzen nicht erweist sich als müde und abgedroschen. All die derb makabren und sexistischen Dialogzeilen und jene von Amoralität geprägten Geschäfts- und Liebesbeziehungen der Figuren sind nur begrenzt witzig. Die zutreffendste Analyse, warum der Film weder mit seiner vielen x-beliebigen B-Produktionen abgeschauten 08/15-Handlung noch mit schwarzem Humor überzeugen kann, traf Hal Hinson für die Washington Post bereits nach der Premiere im September 1987: “But the film's macabre comic tone feels like an afterthought; it's as if Mailer wanted make a film noir and, failing that, settled for a noir comedy.“
Hinson ist es auch, der zur Einschätzung, kommt, dass besonders die Wahl und die Führung der Schauspieler die Schwächen des Films offensichtlich werden lassen. Während viele Akteure ihre Wurzeln in TV-Serien und B-Filmen haben, ist neben Ryan O’Neal dessen Co-Star Isabella Rossellini die an zweiter Stelle genannte. Die Tochter Ingrid Bergmans und Roberto Rossellinis und ex-Frau Martin Scorseses war seinerzeit noch Fotomodell und hatte mit David Lynchs Blue Velvet (USA 1986) just Kultstatus erlangt. Wie in späteren Filmen wird in Harte Männer tanzen nicht ihre Ähnlichkeit mit Ingrid Bergman hervorgekehrt, doch ihr Schauspiel ist erbärmlich, zumal sie sich in der Rolle und im Film sichtlich unwohl fühlt. Nach 34 Minuten tritt sie erstmals in Erscheinung und ist dann im Rest des Films kaum noch zu sehen. Mit Blick auf seine Geschichte, seine Schauspieler und auch den Sprachwitz seiner Dialoge ist Norman Mailers Neo Noir schlicht “Trash“, aber das ist nicht als Kompliment oder etwa als Empfehlung misszuverstehen. Schon 20 Jahre zuvor hatte sich Schauspieler Robert Gist als Regisseur mit dem fast vergessenen Neo Noir Mord aus zweiter Hand (USA 1966) an einer Romanvorlage Norman Mailers versucht und war ebenfalls gescheitert. Und schon damals wechselten Momente luzider Dramatik und Passagen marktschreierisch verbrämten Dillettantismus’ einander ab - nicht anders ist es hier. Ergo: Selbst für hartgesottene Freunde des Neo Noirs und der Achtziger nicht ernsthaft zu empfehlen. Der Film wurde 1988 in 7 Kategorien für die Goldene Himbeere nominiert, einen US-amerikanischen Negativ-Filmpreis, darunter Isabella Rossellini für ihre Leistung als schlechteste Nebendarstellerin. Er gewann allerdings nur in der Kategorie Schlechteste Regie - dieser Preis ging mit Fug und Recht an Norman Mailer.
Erstklassige US-DVD (2008, Regionalcode 1) der MGM Home Entertainment LLC. mit dem Film bild- und tontechnisch topp und ungekürzt im Originalformat, dazu den englischen Originalton und optional englische, französische oder spanische Untertitel, den original Kinotrailer als Extra. Die spanische DVD (Regionalcode 2) unterm Titel Los Hombres Duros no Bailan liegt uns nicht vor.