Bad Boys

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Film Noir Collection Koch Media GmbH


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Bewertung
****
Originaltitel
Bad Boys
Kategorie
Neo Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1983
Darsteller

Sean Penn, Reni Santoni, Jim Moody, Eric Gurry, Esai Morales

Regie
Rick Rosenthal
Farbe
Farbe + s/w
Laufzeit
118 min
Bildformat
Widescreen
 

 

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Chicago, Illinois: Der noch minderjährige, mehrfach vorbestrafte Michael O’Brien (Sean Penn) schlägt an einer Kreuzung einer Autofahrerin (Jane Alderman) das Seitenfenster ein, stiehlt ihre Handtasche und verschwindet in einem Hinterhof. Einen Mann, der ihm folgt, schlägt er brutal nieder und entnimmt dessen Brieftasche das enthaltene Bargeld. Zuhause sitzt seine Mutter Vicki (Fran Stone) mit einer Flasche Whiskey und ihrem Liebhaber in der Badewanne… Im gleichen Viertel sind Paco Moreno (Esai Morales) und seine Freunde Carlos (Jorge Noa) und Pacito (Marco A. David), alle mit lateinamerikanischen Wurzeln, daran interessiert, einen Koffer voller Drogen an eine Gang schwarzer Dealer zu verkaufen. Paco und Mick kennen sich aus der Schule, doch sie können sich nicht ausstehen. Paco ist an Micks Freundin J.C. Walenski (Ally Sheedy) interessiert, was Mick ihm übel nimmt. Vor dem Treffen mit den Dealern muss Paco heute Abend seinen kleinen Bruder Pablo (Ray Caballero) vertrösten. Auch darf seine Mutter (Martha De La Cruz) von den krummen Geschäften der drei Freunde nichts mitkriegen. In einer einsamen Gasse verabredet Paco mit dem Anführer der Schwarzen (Donald James), dass man das Geschäft mit ihnen in der kommenden Nacht abschließe. Niemand bekommt mit, dass sie von Mick O’Briens Freund Carl Brennan (Alan Ruk) beobachtet werden. Carl und Mick beschließen, sich morgen in einem blitzschnellen Coup als lachende Dritte die kostbaren Drogen unter den Nagel zu reißen…
 
In der Tradition der harten Gefängnisdramen des klassischen Film Noirs zeigt Bad Boys Einflüsse von Jules Dassins Zelle R 17 (USA 1947), John Cromwells Verlorene Frauen / Frauengefängnis (USA 1950) und von Joseph Loseys Die Spur führt ins Nichts (UK 1960). Für den Teil im Gefängnis war auch Alan Clarkes Scum - Abschaum (UK 1979) ein wesentlicher Einfluss. Aber wie bei Loseys Film ist in Rick Rosenthals explizit von Sozialkritik und politischer Analyse befeuertem Werk - sein Autor war Richard Di Lello - die Handlung nicht aufs Gefängnis begrenzt. Die Ereignisse, die erst O’Brien und im Anschluss Moreno zu Insassen der Rainford Juvenile Correctional Facility werden lassen, spielen in der härtesten Gegend Chicagos und zeugen von einer Gesellschaft, die solche Zone ihrer selbst längst aufgegeben hat. Die auf einen Racheplot ausgerichtete Story über die gnadenlosen Rivalitäten von zwei Jugendlichen unterschiedlicher Herkunft, die eine aus Entbehrungen entstandene Gier nach Geld zur allumfassenden Verrohung führt, ist nicht frei von Klischees und von vorhersehbaren Wendungen. In seiner Liebe zu J.C. macht Mick dem Zuschauer klar, dass ein Kernbestand auf Zweisamkeit gerichteter Emotionalität eine Wendung zum Guten verspricht – all seiner zu Beginn bewiesenen Brutalität und Skrupellosigkeit zum Trotz, die mehrere Menschen in den Abgrund reißt, indessen er selbst mit einigen Blessuren davonkommt. Auch die per se schwachen und hilflosen Väter von J.C. und Paco, Micks völlig abwesende Mutter und die gleichermaßen gegenüber Paco machtlose Mrs Moreno sind ganz offensichtlich den “starken“ Charakteren Micks und Pacos beigeordnet. Demgegenüber zeigt Regisseur Rick Rosenthal in seiner Dramaturgie ein Gespür auch für die subtilen Verwicklungen der beteiligten Personen, so dass der Film in seiner überbordenden Dynamik solche Mängel im Detail zuletzt frank und frei beiseite fegt.
 
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© Studiocanal GmbH
 
“I lost my brother. All you lost was some skin.” So manches an diesem Film erinnert ans Autorenkino der 70er , wie es die Regisseure des “New Hollywood“ interpretierten, und so manches nimmt in seiner Härte dasjenige der 90er vorweg. Mit Sean Penn in der Hauptrolle zeigt Bad Boys einen Darsteller, der schon in jungen Jahren eine Intensität auf die Leinwand bringt, die alle übrigen Schauspieler mitzureißen scheint. Unbedingt signifikant für den Film ist sein allemal umwerfendes Ensemble und die vorzügliche Kameraarbeit Donald E. Thorins (Der Einzelgänger, USA 1981), die neben der guten Regie einiges zu der zeitlosen Stilsicherheit des Dramas beiträgt. Dieser Tage findet sich Bad Boys in manchen Best-of-Listen zum Neo Noir der 80er Jahre oder generell in Kompendien, die über die Sparte einen Überblick zu geben suchen. Zugleich scheint er gerade in Deutschland etwas in Vergessenheit geraten zu sein, weshalb notwendig erscheint zu erwähnen, dass Bad Boys mit Blick auf eine für den Neo Noir öde Periode des Filmschaffens keinesfalls eine marginal obskure Erscheinung des US-amerikanischen Films sondern ein zentrales Werk ist. In der Tradition von Regisseuren wie Raoul Walsh oder John Huston hält dieser Old-School-Thriller über fast zwei Stunden (und völlig ohne Action-Feuerwerk und Effekthascherei) ein Energielevel aufrecht, das ein stets nachhaltig beeindruckendes Filmerleben garantiert.
 
Erstklassige DVD-Edition (2004) der Studiocanal GmbH mit dem Film (entgegen anders lautender Kommentare) definitiv ungekürzt im Originalformat, wahlweise die (in Stimmlage und Abmischung völlig missratene) deutsche, die (einzig empfehlenswerte) englische und die italienische oder spanische Tonspur, Untertitel optional auf Deutsch, Spanisch, Italienisch, Portugiesisch, dazu den Kinotrailer als Extra. Sehr empfehlenswert!
 

Neo Noir | 1983 | USA | Rick Rosenthal | Sean Penn

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