Attentäter, Der

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Eddie Muller


Wenn es Nach wird in Paris


Film Noir Collection Koch Media GmbH


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Bewertung
**
Originaltitel
Suddenly
Kategorie
Film Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1954
Darsteller

Frank Sinatra, Sterling Hayden, James Gleason, Nancy Gates, Kim Charney

Regie
Lewis Allen
Farbe
s/w
Laufzeit
77 min
Bildformat
Vollbild

 


 

Der Attentaeter-Poster-web1.jpg Der Attentaeter-Poster-web2.jpg Der Attentaeter-Poster-web5.jpg Der Attentaeter-Poster-web3.jpg
 
Irgendwo in der Provinz Kaliforniens hält ein Autofahrer (Roy Engel) und fragt den mit der Reparatur seines Dienstwagens beschäftigten Deputy der örtlichen Polizei Slim Adams (Paul Wexler), wie er nach Three Rivers käme. Nachdem es ihm der hilfsbereite Beamte erklärt hat, erkundigt er sich nach dem Namen der hiesigen Ortschaft und Adams entgegnet: „Suddenly.“ Darüber amüsiert sich der Unbekannte und braust von dannen. Indessen hat Sheriff Tod Shaw (Sterling Hayden) an diesem Morgen im Ort Peter Benson III (Kim Charney), meist “Pidge“ genannt, den neunjährigen Sohn der Kriegswitwe Ellen Benson (Nancy Gates) getroffen. Pidge lässt Tod raten, was er sich wünscht, obwohl seine Mutter ihm den Besitz dessen verböte, und als sie vor dem Supermarkt ankommen, darin Ellen ihre Einkäufe erledigt, zeigt er es ihm. Peter Benson möchte eine Spielzeugpistole, einen Revolver. Weil aber sein Vater im Koreakrieg erschossen wurde, duldet seine Mutter keine Waffen im Haus. Sheriff Shaw jedoch verspricht Pidge, ihm die Waffe zu kaufen. Im Laden tut er das und trifft Ellen, der er schon desöfteren seine Liebe gestand, und auch heute lässt er nicht locker, denn drei Jahre der Tauer sind nach seiner Ansicht genug. Auch sollte ihr Sohn endlich Kriegsfilme sehen dürfen, denn nur wer sich der Schlechtigkeit und Grausamkeit in der Welt bewusst wird, kann sie im Dienst des Vaterlands bekämpfen. Ellen Benson ist zwar grundsätzlich anderer Meinung, aber das ist Tod Shaw vollkommen egal…
 
Autoritär, selbstgerecht, jovial - die Figur des Sheriffs Tod Shaw steht für nahezu alles, was an dem Vorbild eines Staatsbürgers der 50er Jahre unerträglich genannt zu werden verdient. Und Sterling Hayden, es schmerzt zu sagen, spielt diese Blaupause von einem aufrechten, braven und ignoranten Beamten zur „Perfektion“, so dass er dem heutigen Zuschauer wie ein zunehmender Zahnschmerz im Nu auf die Nerven geht. Kim Charney wirft erneut die Frage auf, woher Hollywood seine untalentierten und enervierenden Kinderdarsteller nahm. Nancy Gates beantwortet dafür mit ihrem Schauspiel die uns seit langem quälende Ungewissheit, warum wir noch nie zuvor von ihr gehört haben. Auch andere Darsteller in Nebenrollen erweisen sich als überraschend inkompetent bis schlecht, was (nur) teilweise der lahmen Inszenierung geschuldet ist. Regisseur Lewis Allen (Desert Fury - Liebe gewinnt, USA 1947), der für eine Reihe mittelmäßíger Film Noirs verantwortlich zeichnet, zeigt in den ersten 20 Minuten so viel Stil und Profil, als drehte er eine Folge der TV-Serie Lassie, die ja im gleichen Jahr startete. Schon ab 1956 sollte auch Lewis Allen für den Rest seines Arbeitslebens nichts anderes mehr tun, als Folgen von Fernsehserien abdrehen. Der Attentäter ist ein Produkt des kalten Krieges, dessen erzkonservative Ideologie perfekt in die reaktionäre McCarthy-Ära eingepasst ist. Doch die selbstzufriedene Biederkeit seiner Spießbürger findet einen Gegenspieler, der es in sich hat… Nein, es gibt keinen anderen Grund, sich diesen B-Film anzusehen als Frank Sinatras Verkörperung des Killers John Baron.
 

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“Tonight at five o'clock I kill the President. One second after five there's a new President. What changes? Nothing!“ Um ihn als Staatsfeind und als Psychopathen zu deklassieren, legt das Drehbuch Frank Baron Sätze in den Mund, die man als subversiv missverstehen könnte. Aber so sind sie nicht gemeint. Davon überzeugt einen vor allem die anti-pazifistische Propaganda, die sowohl via Tod Shaw als auch vom ex-FBI-Agenten Pop Benson (James Gleason) an seiner verwitweteten Schwiegertochter als Projektionsfläche vorexerziert wird: “My son was killed in the performance of his duty, Ellen.“ Hier werden kurz nach dem Koreakrieg und in der Abwehr kommunistischer Infiltration Heldenszenarien inszeniert, wie sie dümmlicher und nach heutigem Verstehen hausbackener die politische Naivität jener Zeit kaum illustrieren könnten. Nach 16 Minuten und 15 Sekunden tritt Sinatra, im Anschluss an sein Comeback in Verdammt in alle Ewigkeit (USA 1953) Hauptdarsteller dieses Films, erstmals in Erscheinung und der Rest der Spielzeit gehört dann ihm. Aber sowohl stilistisch als auch mit Blick auf den Handlungsverlauf gibt es außer John Baron und seiner Crew kaum wirklich so etwas wie “Film Noir“. Der Attentäter wird zwar gern als ein solcher gelistet und besprochen, aber schon die alten Plakate illustrierten eine Art von Film, wie man ihn hier vergebens sucht. Lange Rede, kurzer Sinn: Frank Sinatra ist klasse, der Film bestenfalls lächerlich.
 
Gute BD und DVD (2012) von Image Entertainment (USA), die den Film bildtechnisch topp restauriert in der ursprünglichen Schwarzweiß-Version und auch in der 1957 nachträglich kolorierten Fassung beinhalten. Alle anderen DVD-Ausgaben, die den Film der Public Domain feilbieten, zeigen ihn in einer miesen Bild- und Tonqualität und sind per se nicht zu empfehlen.
 

Film Noir | 1954 | USA | Lewis Allen | Frank Sinatra | Sterling Hayden

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