Auge, Das

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Psychologische Verteidigung


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Eddie Muller


Wenn es Nach wird in Paris


Film Noir Collection Koch Media GmbH


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Bewertung
****
Originaltitel
Mortelle randonnée
Kategorie
Neo Noir
Land
FRA
Erscheinungsjahr
1983
Darsteller

Michel Serrault, Isabelle Adjani, Guy Marchand, Stéphane Audran, Sami Frey

Regie
Claude Miller
Farbe
Farbe
Laufzeit
116 min
Bildformat
Widescreen
 

 

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Brüssel im Spätsommer: Der Privatdetektiv Louis Beauvoir (Michel Serrault), der bevorzugt Kreuzworträtsel löst und fotografiert, heiratete 1952 Madeleine (Macha Méril) und zusammen hatten sie eine Tochter namens Marie. Doch seit ihn seine Frau zwei Jahre später verließ, sah er weder sie noch seine Tochter je wieder. Was er von ihr besitzt, ist ein Klassenfoto aus dem Jahr 1961. Auf dessen Rückseite notierte seine ex-Frau, dass sich darauf Marie befände. Heute telefoniert Madeleine mit ihm und er darf einmal raten, wer Marie wohl sei. Doch er irrt sich und sie gibt ihm keine zweite Chance. Beauvoir wird aus seinem Büro in den Salon von Madame Schmidt-Boulanger (Geneviève Page) gerufen, die die Detektei leitet. Wegen seines Ermittlungsstils wird er von ihr und allen mit ihm bekannten Leuten nur „das Auge“ genannt. Im Salon sitzt das Ehepaar Hugo, steinreiche Inhaber einer alten und edlen Brüsseler Schuhmanufaktur. Sie möchten etwas über die Liebschaft ihres Sohnes Paul (Philippe Lelièvre) erfahren, die jener seit einiger Zeit unterhält und die für ihn und die Familie recht kostspielig wird. „Das Auge“ beschattet den attraktiven jungen Mann, der sich auf einem tagsüber leeren Rummelplatz mit seiner Freundin (Isabelle Adjani) trifft, indessen Beauvoir Fotos der beiden schießt. Mit Paul Hugos Porsche 911 braust das Paar zu einem am See gelegenen Landhaus und „das Auge“ folgt ihnen. Hier gibt es an diesem Sommerabend nicht viel zu entdecken, während Beauvoir in Hugos Auto herumschnüffelt und herausbekommt, dass die Frau Lucie Brentano heißt, 1962 geboren wurde und eine französische Studentin ist. Am nächsten Morgen rudert sie in einem Boot auf den See hinaus. „Das Auge“ fotografiert sie mit einem Teleobjektiv…
 
Marc Behms Roman The Eye Of The Beholder (EA 1980) erschien in Frankreich als Mortelle randonnée in der Serié Noire der Edition Gallimard. Sogar im Vorspann des Films wird darauf hingewiesen und genau dort gehört das Buch hin. Marc Behm war ein in Frankreich lebender US-Amerikaner, der u.a. das Drehbuch für Im Stahlnetz des Dr. Mabuse (GER/FRA/ITA 1961) und die Vorlage für Charade (USA 1963) verfasst hatte. Claude Millers kongeniale Verfilmung mit dem deutschen Titel Das Auge - übersetzen ließe sich Mortelle randonnée am ehesten mit Tödlicher Ausflug – bringt dank der Adaption durch die Drehbuchautoren Michel und Jacques Audiard, Vater und Sohn, sowohl die Tragik als auch den tiefschwarzen Humor voll zur Geltung. Fast zwei Stunden fokussiert sich der Film in wunderbar einfühlsamer und völlig unsentimentaler Art auf seine beiden Hauptcharaktere – Beauvoir, „das Auge“, und die unter vielen Identitäten verborgene Catherine Leiris (Isabelle Adjani). Die Verwandlung Louis Beauvoirs, in den Schatten seiner Vergangenheit wurzelnd, und die daraus sich ergebende vollkommene Abkehr von seiner beruflichen Rolle ist in diesem Katz-und-Maus-Spiel das große Faszinosum. Dazu bedurfte eines erstklassigen Schauspielers und genau der ist Michel Serrault. Er trägt den Film nahezu allein und bekommt von der Regie einige Szenen zugeschanzt, darin er sein Talent unter Beweis stellen darf. Von den Nebendarstellern stechen besonders Sami Frey und eine brilliante Stéphane Audran heraus, die als das hässliche Entlein Germaine einen ihrer außergewöhnlichsten Auftritte hinlegt.
 
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© Concorde Home Entertainment GmbH
 
„Mortelle randonnée est le parfait croisement du Film Noir américain, et du film français“, schrieb Luc B. für Amazon.fr und das trifft es wie sonst nichts. Das Auge ist ein Film, wie er nur in Frankreich hat entstehen können. Er ist von der französischen Nouvelle Vague der Sechziger beeinflusst, deren Charakteristik er als lebendigen Bestandteil französischer Filmkultur sich aneignet. Während die Filme des New Hollywood als die fruchtbare Periode der 70er in der Geschichte des US-Kinos gelten können, indessen das Filmschaffen Hollywoods längst ins neo-konservative, technisch und ökonimisch dominierte Einerlei zurückfiel, zeigt Das Auge großteils Meisterschaft und Risikofreude. Claude Millers Neo Noir zelebriert eine Gratwanderung; folglich wird damit ein Balanceakt vollführt . Beinahe gelingt er ihm auch, was in Anbetracht der Komplexität der Rollencharaktere und ihrer Geschichte allein eine Leistung ist, indessen zum Ende hin die eine oder andere Übertreibung etwas stört. Im Ganzen ist der Film jedoch so einzigartig, dass er allen Freunden des Film-Noir-Kinos im Besonderen und des französischen Films im Allgemeinen unbedingt empfohlen sei. Eine Randnotiz: Michel Serrault hatte in Henri-Georges Clouzots Meisterwerk Die Teuflischen (FRA 1955) seinen dritten Leinwandauftritt. Isabelle Adjani übernahm eine Hauptrolle in Jeremiah S. Cherchiks US-Remake Diabolisch (USA 1996), das von der Kritik und vom Publikum als vollends missraten abgestraft wurde.
 
Erstklassige DVD-Ausgabe (2013) der Concorde Entertainment GmbH mit dem Film bildtechnisch topp und ungekürzt im Originalformat, deutsche und französiche Tonspur, optional deutsche Untertitel, außer zwei Filmtrailern keine  Extras. Empfehlenswert!
 

Neo Noir | 1983 | France | Claude Miller | Etienne Chicot | Jean-Claude Brialy | Michel Serrault | Sami Frey | Isabelle Adjani | Stéphane Audran

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