Western Noir
| USA
| 1950
| Dorrell McGowan
| Stuart E. McGowan
| Bill Elliott
| Harry Morgan
| Leif Erickson
| Rhys Williams
| Walter Brennan
| Marie Windsor
Bewertung
***
Originaltitel
The Showdown
Kategorie
Western Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1950
Darsteller
Bill Elliott, Walter Brennan, Marie Windsor, Harry Morgan, Rhys Williams
Regie
Dorrell McGowan, Stuart E. McGowan
Farbe
s/w
Laufzeit
82 min
Bildformat
Vollbild
In einer stürmischen Nacht gräbt der ehemalige Angehörige der texanischen Staatspolizei Shadrach Jones (Bill Elliott) auf dem Friedhof einer Ortschaft in Montana ein frisch ausgehobenes Grab aus. Dabei wird er vom Rancher Cap MacKellar (Walter Brennan) und dessen rechter Hand Rod Main (Harry Morgan) überrascht. Aber Jones dreht die Situation zu seinen Gunsten und erklärt den Herren mit vorgehaltener Waffe, dass vermutlich sein Bruder hier läge, der vor kurzem ermordet worden sei. MacKellar lässt den impulsiven Jones gewähren, der ankündigt, im Fall der Fälle seine Suche nach dem Mörder im Ort zu beginnen. Kurze Zeit später reitet Shadrach Jones im Regen zum Stall von Gonzales (Nacho Galindo), der mit seinem Freund Indianer Joe (Charles Stevens) eben ein würziges Chili kocht. Er bestätigt, dass sein Bruder auf dem Friedhof läge – mit einer Pistoletto in den Rücken geschossen. Gonzales gibt vor, nichts davon zu wissen, und Jones begibt sich zum Halfway House, dem Hotel und Wirtshaus von Adelaide (Marie Windsor). Hier lässt er den freundlichen Mike Shattay (William Ching) abblitzen, der auf die Fragen nach Jones’ Bruder ebenfalls wortkarg bleibt. Auch der Barkeeper (Jack Sparks) gibt keine Auskunft, aber im Büro sind Gonzales und Indiana Jones, die sich schnell von dannen machen. Als Shadrach Jones das Gästebuch durchforstet, bemerkt er nicht, dass noch jemand im Raum ist. Mit Adelaide ist aber nicht so leicht ein Auskommen zu finden, wie der selbstgerechte Jones wohl dachte…
“Elliott’s last for Republic is an excellent example of western film noir, wonderfully scripted and directed by Dorrell and Stuart McGowan with cinematography from Reggie Lanning”, schreibt Boyd Magers für Western Clippings über den inzwischen obskuren B-Film von Republic Pictures. Das ist zum Teil richtig. In deutlicher Anlehnung an Sidney Lanfields Western Noir Gangster der Prärie (USA 1948) serviert Blutrache in Montana eine düstere Detektivgeschichte, die das Westerngenre als Kulisse gebraucht und es nicht zwangsläufig bräuchte. Die Erzählung mit ihrem Rachemotiv hätte ebenso in der Gegenwart des Jahres 1950 spielen können. Auffällig ist die maßlose Selbstgerechtigkeit und Biterkeit eines Protagonisten, der auf der Suche nach dem Mörder seine Mitmenschen durch die Bank in Verdacht hat. Shadrach Jones, von keiner offiziellen Stelle mit Aufklärung des Mordfalls beauftragt, verraut allein sich selbst und stellt in übler Weise Unschuldige bloß. Seine Ich-Bezogenheit kennt keine Grenzen und er ist gewalttätig, was die „Gesellschaft“ ihm auch spiegelt, obgleich sie sich seiner brutalen Dominanz unterwirft. Eigentümlich: Noch die qua Besitz, Einfluss und Finanzkraft Mächtigen können ihm nicht widerstehen. So ließe sich dieser Western Noir als Satire auf die McCarthy-Ära interpretieren, darin Misstrauen und Paranoia tief verwurzelt waren. Oder eben - in Anbetracht der stets erfolgreichen Autorität und der Unterdrückungspraktiken Shadrach Jones’, der zur Identifikationsfigur wird - als das Gegenteil. De facto hat das Drehbuch in der Konstellation seiner Charaktere die gleichen Probleme wie Gangster der Prärie (1948). Denn deren Zeichnung ist holzschnittartig und ihre Interaktion wird zunehmend unglaubwürdig.
Dies hat seinen Grund zum Teil auch im Casting. “Wild“ Bill Elliott erweist sich als unfassbar hölzern und eindimensional, so dass die allgemeine Subordination aufgrund seiner Schießkunst und physischen Gewalt die Grenze zur Absurdität überschreitet. Solches betrifft automatisch die Rollencharaktere der deutlich besseren Schauspieler – Walter Brennan, Rhys Williams, Harry Morgan. Deren Loyalität oder Furcht im Verhältnis zu dem ex-Polizisten erscheinen widersinnig, bestätigen sie ihn doch in seinem Selbstbild als Arm der Gerechtigkeit und Held mit gepeinigter Seele. Konträr zum US-Filmposter gibt es keine einzige romantische Szene zwischen Adelaide und Jones; allemal ist das Finale für seine Zeit bemerkenswert. Dennoch versumpft der eigentümliche Western Noir im Mittelmaß, dem ein besserer Schauspieler in der Hauptrolle und vor allem Außenaufnahmen - die Studiokulissen aus Pappmaché sind eindeutig erkennbar - sicher aufgewertet hätten. Walter Brennan, der die beste Rolle innehat, betont als MacKellar im Dialog mit Jones, dass er doppelt so alt wie jener sei. Tatsächlich war Brennan (56) aber nur 10 Jahre älter als Elliott (46), der für sein Alter auch nicht viel jünger wirkte.
Voulez Vouz Film hat Blutrache in Montana als Vol.3 in der Serie Vergessene Western auf DVD (2010) veröffentlicht. Die Bildqualität ist großteils gut, der Film läuft im Originalformat und ist ungekürzt. Leider gibt es nur eine deutsche Tonspur mit der Synchronisation von 1951 - und die ist grauenhaft. Zudem nutzt das DVD-Cover das Bild des deutschen Filmposters für In Montana ist die Hölle los (USA 1964) mit Audie Murphy (?) und wirbt mit zwei Nebendarstellern. Walter Brennan, Marie Windsor, Harry Morgan werden nirgendwo erwähnt – rätselhafte Präsentation eines allemal passablen (und seltenen) B-Films.