Bill Elliott, Helene Stanley, Keith Larsen, Paul Picerni, Jack Kruschen
© Warner Bros.
Los Angeles, Kalifornien: Ralph Wyatt (Keith Larsen) ist ein 29-jähriger Veteran des ZweitenWeltkriegs und des Koreakriegs und befindet sich seit sechs Wochen in der Neuro-Psychiatric Division des Verteran’s Administration Hospitals unter Beobachtung. Als er von seiner Ehefrau Connie (Helene Stanley) die finalen Scheidungsunterlagen zugesandt erhält, bricht Wyatt am helllichten Tag aus der Anstalt aus. Deren Leiter Major Sutter (George Eldredge) informiert Detective Lieutenant March, denn Sutter ist unsicher, ob Wyatt für seine ex-Frau nicht gefährlich werden könne. Kurze Zeit später landet der Hinweis bei Det. Lieutenant Andy Flynn (Bill Elliott), der sich in einer Besprechung mit Sergeant Tony Columbo (Robert Bice) befindet. Flynn weist seine rechte Hand an, die Akte des Mannes zu studieren und mit den Therapeuten der Anstalt zu sprechen. Er selbst werde sich auf den Weg zu Connie Wyatt begeben… Per Autostopp ist auch Ralph Wyatt zum Apartment seiner Ehefrau unterwegs, aber als er dort ankommt, muss er feststellen, dass sie nicht Zuhause ist. Unverrichteter Dinge zieht er von dannen. Kurz darauf trifft auch Lieutenant Flynn dort ein. Auch sein Klingeln und Klopfen bleibt erfolglos. Er beschließt es gegenüber zu versuchen, wo durch die Wohnungstür das Klappern einer Schreibmaschine zu hören ist. Der dort lebende Science-Fiction-Autor Lloyd Lavalle (Jack Kruschen) hält Connie Wyatt nicht gerade für eine mustergültige Ehfrau sondern für das höchst attraktive Gegenteil dessen…
Ich habe hier wenig bis gar nichts erwartet und wurde angenehm überrascht. Hauptdarsteller Bill Elliott brachte es zwischen 1925 und 1957 auf 277 Auftritte in US-amerikanischen Filmmproduktionen, bis 1938 die meisten als besserer Statist, unter anderem in den Pre Noirs Narbengesicht (USA 1932) und Revolver und Roulette (USA 1936), bevor er für Columbia Pictures in deren Spielfilmserie um den Westernhelden Wild Bill Hickock, gefolgt von vielen anderen Hauptrollen ausschließlich in Western, zu einem Star des B-Films wurde. Aus Gordon Elliott oder William Elliott, wie er sich bis dato genannt hatte, wurde Wild Bill Elliott mit 5, 6 oder gar 7 Produktionen pro Jahr. In den 50er Jahren wurde die Zahl sukzessive geringer, die Filme wurden stets billiger, und 1955 drehte der 51-jährige dem Western zwangsweise den Rücken und verkörperte für Allied Artists den Polizeibeamten Andy Flynn in Daniel B. Ullmans B-Thriller Dial Red 0. Das Verblüffende ist für mich die Geschichte dieses Polizeifilms von der Stange. Sein Autor und Regisseur Daniel B. Ullman serviert den Zuschauern eine Variation von George Marshalls Die blaue Dahlie (USA 1946), seinerzeit nach einem Originaldrehbuch Raymond Chandlers. Leider fehlt Veronica Lake und die von ihr verkörperte Joyce Harwood. An ihre Stelle tritt Police Detective Lieutenant Andy Flynn. Statt des frisch aus dem Krieg zurückgekehrten Johnny Morrison (Alan Ladd) haben wir den latent traumatisierten Ralph Wyatt (Keith Larsen), einen Veteranen des Weltkriegs und des Koreakriegs. Nur Connie Wyatt entspricht ganz und gar Helen Morrison (Doris Dowling), ist Helene Stanley stilistisch auch jener Femme fatale nachempfunden, wie sie nur wenige Jahre zuvor meist von Gloria Grahame verkörpert wurde. Das Wunder von Dial Red 0 ist allemal, dass Ullmans Film unterhaltsam und spannend daherkommt. Das einzige echte Manko ist dessen Hauptdarsteller, Bill Elliott, ein Fisch auf dem Trockenen.
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So wie auch Randolph Scott oder John Wayne wirkt Bill Elliott, der bei Dial Red 0 auf das “Wild“ verzichtete, in einem Nicht-Western wie im falschen Film, nur dass er als Darsteller nicht ansatzweise in der gleichen Liga spielt. Steif und unbeteiligt wie zuvor George Raft in vielen Film Noirs der späten 40er Jahre stiefelt Elliott durchs Los Angeles der Gegenwart. Er hinterlässt nicht den Eindruck eines furchtbar schlechten Schauspielers und wirkt auch nicht unsympathisch. Aber all die anderen Mitwirkenden - Helene Stanley, Keith Larsen, Paul Picerni oder Robert Bice - sind einfach besser als er und verkörpern die eindeutig interessanteren und am Geschehen wirklich beteiligten Rollencharaktere. Paul Picernis Karriere währte bis ins Jahr 2007. Schon ab Mitte der 50er Jahre trat er großteils in TV-Serien auf, ähnlich wie Jack Kruschen, der bis 1997 aktiv war. Alle übrigen Akteure schafften es kaum in die 60er Jahre. Bill Elliott drehte für Allied Artists noch vier weitere Spielfilme als Police Lieutenant Andy Doyle, dessen nun geänderter Nachname auf einen echten Flynn in der Polizeibehörde im Los Angeles Mitte der 50er Jahre zurückzuführen ist. Zwei Pilotfilme für mögliche TV-Serien im Wilden Westen blieben im Archiv liegen, und Bill Elliott aka Gordon Nance verabschiedete sich mit 53 ins Dasein als Rentner. Bereits 1965 verstarb die Western-Legende, die dem Film Noir nie so nahe kam wie in Dial Red 0, mit lediglich 61 Jahren an Krebs.
Unter dem Titel Bill Elliott Detective Mysteries gibt es in der Warner Archive Collection (USA) eine vollständige Edition (2014) mit allen 5 Spielfilmen der Serie als 2-DVD-Box, bild- und tontechnisch exzellent restauriert, einzig mit der original englischen Tonspur, jedoch ohne Untertitel und ohne jegliche Extras.