Widows – Tödliche Witwen

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Bewertung
****
Originaltitel
Widows
Kategorie
Neo Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
2018
Darsteller

Viola Davis, Michelle Rodriguez, Elizabeth Debicki, Cynthia Erivo, Colin Farrell

Regie
Steve McQueen
Farbe
Farbe
Laufzeit
130 min
Bildformat
Widescreen

 


 

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© Twentieth Century Fox Film Corporation

Chicago, Illinois: Harry Rawlings ist ein Meisterdieb, der mit seiner Crew bestehend aus Florek (Jon Bernthal), Carlos (Manuel Garcia-Rulfo) und Jimmy Nunn (Coburn Goss) vor keinem Einbruch zurückschreckt. Mit seiner schwarzen Frau Veronica (Viola Davis) lebt Harry ein luxuriöses Leben, als sich eines Tages das Blatt wendet und Harry samt Kumpanen von der Polizei verfolgt wird. Letztere gelangt scheinbar nicht bis zu der Lagerhalle, wo die Diebe ihre Beute in einen Minibus umladen und unerkannt zu entkommen hoffen. Als Harry das Tor der Halle hochfährt, wartet dort dennoch die schwerbewaffnete Einheit mit Sturmgewehren und die vier sterben in einem Kugelhagel, der ihr Fahrzeug explodieren lässt… Amanda (carrie Coon) bleibt nach Jimmys Tod mit ihrem vier Monate alten Baby allein zurück. Linda (Michelle Rodriguez), die Freundin von Carlos, wird ihre Kinder Xavy (Alejandro Verin) und Gracie (Bailey Walters) mit ihrem Mode-Laden ebenso allein durchbringen müssen. Der polnischstämmigen Alice (Elizabeth Debicki) bleibt nach Floreks Tod gar nichts, indessen Veronica ihr Leben scheinbar wird weiterführen können… Nach einem Herzanfall muss der alte Stadtrat Tom Mulligan (Robert Duvall) unerwartet zurücktreten, und empfiehlt für seine Nachfolge bei den dafür vorgezogenen Wahlen seinen Sohn Jack (Colin Farrell). Letzterer besucht mit seiner rechten Hand Siobhan (Molly Kunz) seinen schwarzen Konkurrenten Jamal Manning (Brian Tyree Henry), einen unerwartet selbstbewussten schlauen Fuchs...

 

“Dollar signs and empty promises. Anybody who thinks different are fooling themselves.“ Autor und Regisseur Steve McQueen (12 Years A Slave, USA/UK 2013) und seine Co-Autorin Gillian Flynn (Gone Girl – Das perfekte Opfer, USA 2014) adaptierten ihren Film nach der englischen TV-Serie Widows (UK 1983 - 1985), die von Lynda La Plante konzipiert und geschrieben worden war. Darin spielte Ann Mitchell die im Spielfilm von Viola Davis verkörperte Hautrolle, so dass McQueen in seinem US-Remake Mitchell als Mutter Amandas einen Cameo-Auftritt zukommen ließ. De facto ist Widows – Tödliche Witwen jedoch kein Remake, sondern nimmt sich das Handlungsgerüst der Serie als Blaupause, um überaus eigenständig damit umzugehen. Was an diesem Neo Noir besonders beeindruckt und ihn lange nachschwingen lässt, sind die Rollencharaktere und jene Art und Weise, wie ihre Lebensentwürfe in die urbane Struktur der Metropole Chicagos und damit auch in die poltischen Ränkespiele um Machterhalt und Machtzuwachs verwoben sind. Ob Weiß oder Schwarz, jeder ist einzig und allein vom Geld abhängig oder von vornherein ausschließlich am Geld als per Definition wichtigster Dimension des Lebens interessiert. McQueens Vision vom Dasein in den USA ist derart desillusioniert, dass man den hier beinhalteten Nihilsmus im Nachhinein überhaupt erst begreifen und verdauen muss. Ob der rhetorisch brillante Priester Wheeler (Jon Michael Hill), der genau weiß, wie er welche Strippen ziehen muss, oder ob die naive Alice - sie alle lehren und lernen ihre Lektionen des Mammons wegen. In einer cleveren Nebenhandlung lernt die mittellose Alice den Stararchitekten David (Lukas Haas) kennen, der Geld und Reichtum zum Götzen erklärt und in der schönen Frau und ihrer Liebesbeziehung lediglich den Treibstoff für seine eigene Befriedigung sieht.

 

“Indeed, Widows has to be considered a modern Film Noir as it reeks of that genre's gritty cynicism and boasts delightfully acerbic dialogue“, schreibt John Byrne für Raidió Teilifís Éireann. Indessen viele Kritiker den Film lieben, beurteilt ihn das typische Thriller-Publikum des 21. Jahrhunderts als überfrachtet, folgt er doch nicht den Spielregeln des Action-Kinos und widmet sich Themen wie Rassismus, Korruption, Genderrollen, Armut und anderen an ethische Kontexte gebundenen Fragestellungen mit dezidiertem Interesse. Klar, Widows -Tödliche Witwen ist deshalb komplex und das adaptierte Handlungsgerüst der TV-Serie ist mehr Mittel zum Zweck, als dass es im Zentrum der 130 Minuten stünde. Genau das macht den Film erfrischend anders und hält manches auf kluge Weise im Dunkeln und in der Entwicklung schwer vorhersehbar. Viola Davis ist in ihrer Darstellung der Witwe Veronica Rawlings großartig, doch Cynthia Erivo, Colin Farrell und der 87-jährige Robert Duvall lassen sich nicht die Butter vom Brot nehmen. McQueens Film zeigt, dass der Neo Noir stets entwicklungsfähig ist und auf Autoren und Regisseure hoffen muss, die ihre eigene Vision umzusetzen in der Lage sind. Warum also nur 4 Sterne? Weil mir die Musik eines Hans Zimmers so wie in allen Hollywood-Produktionen, für die er eine Soundtapete beisteuert, mitunter auf die Nerven geht. Die bis in Details sorgsam ausgearbeitete Story hätte Besseres verdient als solchen 08/15-Geschmacksverstärker, der die auf einen Erfolg an der Kinokasse schielende A-Produktion passagenweise zum Mainstream degradiert.

 

Erstklassige BD- und DVD-Editionen (2019) der Twentieth Century Fox HomeEntertainment LLC. mit dem Film bild- und tontechnisch topp und ungekürzt im Originalformat, dazu die original englische Tonspur (die hier unersetzbar Pflicht ist) und überflüssige Synchronisationen auf Deutsch, Französisch, Italienisch und Spanisch, dazu Untertitel auf Englisch, Deutsch, Französisch, Niederländisch, Italienisch, Spanisch und den Kinotrailer, eine Bildergalerie und das Feature Planung des Coups: Das Drehbuch als Extras. Überaus empfehlenswert!

 


Neo Noir | 2018 | USA | Steve McQueen | Colin Farrell | Jon Bernthal | Keith Kupferer | Liam Neeson | Lukas Haas | Robert Duvall | Cynthia Erivo | Jacki Weaver | Michelle Rodriguez | Viola Davis

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