John Savage, Kerry Armstrong, Jeffrey Thomas, Guy Pearce, Rebecca Rigg
Sydney, Australien: Es ist ein sonniger Morgen und Michelle Harris (Kerry Armstrong) hat sich fürs Büro adrett gekleidet und verabschiedet sich von ihrem Ehemann Larry (Jeffrey Thomas), der als Marketing-Experte aktuell ohne Anstellung ist und an einem Buch schreibt. Michelle arbeitet für den Börsenmakler Bill Stockton (Rhys McConnochie) als dessen Assistentin. Sie schlendert durch die Metropole, unter deren Oberfläche aus Stahl und Glas und poliertem Stein an vielen Ecken die Nöte der Menschen hervorlugen. Durch das Großraumbüro geht sie schnurstracks in ihr dem Büro Stocktons benachbartes Vorzimmer, wo sie sich am Computer an die Analyse von Börsendaten macht. Plötzlich fährt sie herum und merkt, dass sie nicht allein im Raum ist. Der Tycoon Michael Bergman (John Savage), am heutigen Morgen bereits ein Thema der TV-Nachrichten, steht nur wenige Schritte entfernt und beobachtet sie. Vor Schreck wirft Michelle ihre Kaffeetasse um, und für einen Augenblick sind sie beide verlegen, bevor sich der berühmte Mann mit ihr gemeinsam darum bemüht, das Malheur auf dem Teppich zu bereinigen. Just in dem Moment erscheint Bill Stockton, der erleichtert ist, als sich die Szene als harmlos herausstellt, bevor er mit Bergman in seinem Büro verschwindet. Als zur Mittagszeit Michelles Kollegin Debbie McCormick (Rebecca Rigg) den Kopf zur Tür hereinsteckt, ist Bergman noch immer bei Stockton. Doch als er herauskommt, wendet er sich zu deren großer Überraschung noch einmal der hübschen Michelle Harris zu…
Gut gemeint ist nicht immer auch gut gemacht. Dennoch lässt sich Frank Howsons heute fast vergessenem und auch von Kritikern wenig geschätztem Neo Noir jener frühen 90er Jahre die eine und die andere Qualität nicht absprechen. Die allgegenwärtige Popmusik ist grauenhaft und jene übertrieben barocke Ausstattung wirkt anachronistisch und bezeiten gar lächerlich. Seine von Rückblenden und Sprüngen durchsetzte Entwicklung der Handlung erscheint bereits nach den ersten 20 Minuten und später zunehmend verworren. Hunting ist ein bizarres Relikt jener frühen 90er Jahre, als der Neo Noir im Rückgriff auf die Figur der Femme fatale mit Erotik wiederbelebt wurde und im Rückgriff auf die 80er Jahre jene politischen Konnotationen stets relevant waren, wie sie in Australien etwa in In der Hitze des Zorns (AUS 1982) oder in The Empty Beach (AUS 1985) zu finden sind. Und es gilt zu bedenken: Paul Verhoevens Basic Instinct (FRA/USA 1992) oder John Dahls Die letzte Verführung (USA 1994) waren zur Zeit der Entstehung von Hunting noch Zukunftsmusik. Auch gibt es konträr zu jenen US-amerikanischen Werken in Howsons Film einen mörderischen Homme fatale, dennoch ist die eine oder andere Parallele offensichtlich. Am ehesten erinnert Hunting an Craig Lahiffs Fever Kill (AUS 1988). Auch in dieser B-Produktion versucht eine junge Frau aus ihrer vom Unglück heimgesuchten Ehe auszubrechen und lässt sich mit dem falschen richtigen Mann ein, dessen Eros sie verfällt und an dessen Glück sie ihr eigenes zu binden hofft. Beide Filme führen geradewegs in einen Alptraum und zum zwingend gewalttätigen Ausweg aus einer vollends verfahrenen Lage. Was ich an Hunting allemal schätze: der Weg aus der Normalität seines Intros mit den Bildern einer wohlhabenden Metropole, die all ihr Sein der emsigen Finanzwelt verdankt, bis an den Abgrund genau der gleichen Welt, die von A bis Z nichts als eine Fassade für die amoralische Dekadenz und den Größenwahn ihrer Akteure ist, solcher Weg ist zwar etwas holprig und doch schlüssig nachgezeichnet.
“I went into that darkness, and I took it, and I used it, and now I dominate.“ Ich persönlich mag John Savage und Kerry Armstrong und kann der Art und Weise, wie sie ihren Figuren manche Facette abringen, selbst einiges abgewinnen. Zu Beginn des Films haben mich die Charaktere zwar genervt, später jedoch haben sich mir die Pfade ihrer Annäherung, ihre sexuelle Beziehung und alles folgende erschlossen. Allein das ist eine Qualität, inwieweit die Protagonisten mit jeweils vielschichtiger Persönlichkeit über die Dauer eines Films glaubwürdig bleiben. Mit Blick auf Michelle Harris‘ Ehe hatte ich eher Schwierigkeiten. Jeffrey Thomas personifiziert als Larry Harris einerseits einen Film-Noir-Charakter par excellence, bleibt andererseits jedoch blass, und das gilt auch für den 24jährigen Guy Pearce als Michael Bergmans Mann fürs Grobe namens Sharp. Hunting ist zuletzt ein Werk mit reichlich Potential, das sich nicht erfüllt, zumal einige der Nebenfiguren in keiner Weise einleuchten und auch nicht adäquat dargestellt werden. Für all diejenigen, die sich speziell für den australischen Neo Noir interessieren, ist Hunting sicher eine Kuriosität, zumal er in seiner beherzt bizarren Art heraussticht. Ein Muss ist solche Randnotiz des Filmstils auf keinen Fall.
Es gibt eine durchschnittliche englische DVD-Edition (2012) der Transition Digital Media Ltd. mit dem Film ungekürzt und wohl im falschen Bildformat, nämlich 4:3 Vollbild und nicht Widescreen, wobei mir das Originalformat der Produktion unbekannt ist. Die Bildqualität ist bescheiden, der original englische Ton gut verständlich, Untertitel oder Extras gibt es keine.