Alan Ladd, Phyllis Calvert, Paul Stewart, Jan Sterling, Jack Webb
© Paramount Pictures
Das US-amerikanische Postwesen, so der Erzähler (Art Gilmore), ist das weltgrößte Unternehmen und in seinem Dienst am Bürger ein Muster an Zuverlässigkeit. Dafür gibt es hinter den Kulissen allerdings die in der Öffentlichkeit fast unbekannten Agenten, die eine Art Polizeidienst verrichten, und sich in kriminellen Fällen oft gefahrvollen Situationen aussetzen… Als in einer verregneten Nacht in Gary, Indiana, der United States Postal Inspector Harry Gruber (James Cornell) ermordet wird, sieht sich schon bald darauf sein Kollege Al Goddard (Alan Ladd) mit der Aufklärung des Mordfalls betraut. In der Nacht fuhren die beiden Ganoven Joe Regas (Jack Webb) und George Soderquist (Harry Morgan) mit Grubers Leiche auf der Rückbank nach La Porte, wo sie den Toten in einem Industriegebiet nahe des Gleisbetts ablegen wollten. Genau in dem Augenblick kam eine Nonne (Phyllis Calvert) des Weges, blieb stehen und versuchte ihren Schirm zu öffnen. Soderquist entschloss sich ihr zu helfen, als sie Regas mit dem Toten im Arm an den Wagen gelehnt erspähte und sich erkundigte, ob alles in Ordnung sei. Soderquist entgegnete, dass ihr Freund etwas betrunken sei, doch als die Nonne im Weitergehen einen Motorradpolizisten (Frank Hagney) sah, bat sie jenen, doch mal nachzusehen. Dummerweise raste in dem Augenblick ein Wagen in die entgegengesetzte Richtung, dessen Verfolgung der Polizist aufnehmen musste. So fand man den Toten auf der Straße erst am Morgen und suchte nun auch die einzige Zeugin des Verbrechens…
“You go along one way for years, and all of a sudden you pull a complete switch. Why?” – “Sooner or later every rooster wants to lay an egg.” Die knackigen Dialoge allein helfen diesem Film Noir aus dem Hause Paramount leider nicht auf die Sprünge, nicht einmal, wenn sie, wie in solchem Fall, von Paul Stewart und Alan Ladd intoniert werden. Sein Ensemble ist neben der fantastischen Kameraarbeit von John F. Seitz (Frau ohne Gewissen, USA 1944) das Plus dieses Films, bei dem der Routinier Lewis Allen die Regie führte. Seitz macht aus dem lahmen Drehbuch und den Standards der Dramaturgie einen Film Noir, denn dafür war er seit Jahren Spezialist, obgleich ihm nie der Ruf eines James Wong Howe oder John Altons zuerkannt wurde. Lewis Allen hatte im Jahr zuvor mit Alan Ladd in der Hauptrolle, mit John F. Seitz als Kameramann und mit Warren Duff als Drehbuchautor – inklusive des Schauspielers Paul Lees alle auch an Inspektor Goddard beteiligt – den Film Noir Todesfalle von Chikago (USA 1949) inszeniert. Nach dem Misserfolg von Der große Gatsby (USA 1949) mit Alan Ladd in der Titelrolle, versuchte der frühere Shooting Star des Film Noirs – Die Narbenhand (USA 1942) und Der gläserne Schlüssel (USA 1942) hatten ihn an der Seite von Veronica Lake einst in die erste Riege bei Paramount Pictures katapultiert – sich auf bewährtem Terrain seinen guten Ruf zu bewahren. Doch in der Dämmerung der McCarthy-Ära hatte der einst so pointierte und wagemutige Film Noir seinen Biss verloren und das fade Katz-und-Maus-Spiel der Gangsterfilme von anno dazumal trat erneut an seine Stelle. Genau das merkt man Inspektor Goddard unterhalb der Oberfläche seiner Inszenierung an urbanen Drehorten bei Nacht und Nebel und mit einer Besetzung, die auch durch Jack Webb, Jan Sterling und Harry Morgan zusätzlich gewinnt, deutlich an, die 08/15-Routine seines Drehbuchs nämlich.
© Paramount Pictures
"It’s not top noir, but it is well above average and moves smoothly and smartly”, formuliert David Vineyard für Mystery*File und so sehe ich es auch. Wer als Freund des Film Noirs auf den Spuren Alan Ladds in der zweiten Hälfte der Vierziger wandelt, wird an diesem nahezu letzten klassischen Film Noir mit Alan Ladd nicht vorbeikommen. Für diejenigen, die vor allem die besten jener dem Filmstil zugerechneten Werke anschauen wollen, würde ich sicher keine Empfehlung aussprechen, denn handwerkliche Finesse allein sorgt nicht für jene Klasse, die der Noir seinerzeit vorweisen konnte. Alan Ladd sollte mit dem Western Mein Freund Shane (USA 1953) noch einmal einen Erfolg für sich verbuchen können, bevor er, den oft irrigen Ratschlägen seiner Ehefrau und Managerin Sue Carol folgend, in vielen mittelmäßigen Produktionen immer weniger überzeugte und obendrein der Trunksucht verfiel. Im Januar 1964 starb er mit nur 50 Jahren an einer Mischung aus Alkohol und Sedativen. Jack Webb mimte in 276 Folgen der Fernsehserie Dragnet (USA 1951-1959) den Police Sergeant Joe Friday und war zudem Schöpfer der Serie selbst und auch Autor all dieser Einzelfolgen. Als die Serie als Dragnet 1967 (USA 1967-1970) - auf Deutsch Polizeibericht - für 98 Folgen wiederbelebt wurde, stieg Harry Morgan als Fridays Partner Officer Bill Gannon mit ein. Zu dem Zeitpunkt war Inspektor Goddard, nach der Premiere im April 1950 in London von Paramount für ein ganzes Jahr zurückgehalten und sodann kein Erfolg an der Kinokasse, schon längst vergessen.
Exzellente italienische DVD-Edition unter dem Titel Il cerchio di fuoco von Golem Video (2013) mit dem Film bild- und tontechnisch einwandfrei restauriert, ungekürzt und im Originalformat, dazu die englische Tonspur oder eine italienische Synchronisation, das Ganze ohne jegliche Extras.