Mark Stevens, Edmond O’Brien, Gale Storm, Donald Buka, Gale Robbins
© Columbia Pictures Corporation
Die Metropolen Amerikas sind voll von bösartigen Gangstern, weiß der Erzähler zu berichten. Aber bevor die Mordkommission oder das FBI zur Stelle sind, bleibt es die Aufgabe der uniformierten Polizeibeamten in ihren Streifenwagen, den Kampf aufzunehmen… In ihrem Fahrzeug mit der Nr. 13 kreuzen die LAPD-Polizisten Officer Dan Purvis (Edmond O’Brien) und Officer Rocky Barnes (Mark Stevens), zwei lange befreundete ex-Marines der US-Army, durch Los Angeles bei Nacht. Da meldet das Hauptquartier via Funk das Eindringen von zwei Verdächtigen in eine Autowerkstatt in der Tremont Street, ganz in ihrer Nähe. Dort finden die beiden ein parkendes Fahrzeug, auf der Rückbank zwei junge Frauen (Mary Ellen Kay, Janey Faye), die Purvis unsanft zum Aussteigen bewegt, noch bevor die eine in der Lage wäre die Hupe zu betätigen. Dan Purvis meldet sich beim Hauptquartier und fordert Verstärkung an. Kurz darauf kommt Officer Charlie Nichols (Richard Karlan) mit einem Kollegen angefahren. Indessen jene die Damen und die Vorderseite des Gebäudes im Auge behalten, dringen Purvis und Barnes durch ein offenstehendes Fenster in die Werkstatt ein. In der Dunkelheit hören sie erst eine elektrische Säge, sodann sehen sie zwischen den abgestellten Autos weiter vorn in einem verglasten Büro ein Licht. Aber auch sie sind entdeckt worden und einer der beiden noch jugendlichen Einbrecher eröffnet das Feuer auf die Polizeibeamten, die nun zurückschießen. Barnes verletzt einen am Arm und kann ihn stellen…
“A good cast can’t quite over come the hokey, clichéd script”, vermerkt Gary Loggins milde für Cracked Rear Viewer über Gordon Douglas’ missratenen Genre-Mix. Nachdem er als Versicherungsdetektiv Jim Reardon die Zuschauer durch die Handlung von Robert Siodmaks Rächer der Unterwelt / Die Killer (USA 1946) geführt hatte, blieb Edmond’OBrien für 10 Jahre einer der zentalen Darsteller klassischen Film Noirs, der sogar in den 60-er Jahren noch in die Fußstapfen seiner Vergangenheit trat. So wenig wie Robert Ryan, Dan Duryea oder John Garfield ließe sich Edmond O’Brien aus der Historie des Film Noirs streichen, die ohne sein Gesicht nicht dieselbe wäre. Doch ebenso wie im Fall Robert Mitchums oder Joseph Cottens lässt sich kaum leugnen, dass er sich für manchen Schrott hergab. Zwischen Mitternacht und Morgen zählt neben Two Of A Kind (USA 1951) zu den banalen Entgleisungen seiner Karriere, zumal O’Brien im gleichen Jahr unter Rudolph Maté mit Opfer der Unterwelt (USA 1950), in einem Höhepunkt des Film Noirs aus Hollywood mitwirkte. Womöglich war eine der insgesamt fünf Produktionen, die 1950 mit Edmond O’Brien ihren Weg ins Kino fanden, eine zuviel, was nach meinem Urteil dann Zwischen Mitternacht und Morgen gewesen wäre. Doch das Problem ist nicht O’Brien, auch nicht Mark Stevens oder das Frisurenwunder Gale Storm. Das Problem ist Gordon Douglas, der ebenfalls für jeden Unfug zu haben war und in der Dämmerung der McCarthy-Ära mehrere Propagandastreifen drehte, die als Film Noirs maskiert waren, etwa Achtung! Atomspione! (USA 1948) oder Ich war FBI Mann M.C. (USA 1951). Er sagte selbst über sein Schaffen: "Don't try to watch all the films I've directed; it would turn you off movies forever." Zwischen Mitternacht und Morgen stilisiert seine Polizisten zu Helden in Uniform und ist sich für keine Platitüde und für keine Blödigkeit zu schade.
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“Buy yourself a new head. One with a brain in it!” Der Humor des Films, den sein Drehbuchautor Eugene Ling (Hyänen der Unterwelt, USA 1952) offenbar für überragenden Sprachwitz hielt, ist so dämlich, dass es kaum zum Aushalten ist. Das Buddy-Getue von Stevens und O’Brien entbehrt keines Klischees über das Kind im Manne und macht aus den heldenhaften Cops im Privatleben 10-jährige Pfadfinder, die in sexistisch-spätpubertärer Verwirrtheit über die ebenfalls rollenkonform kindliche Katherine Mallory (Gale Strorm) herfallen, als ob sie sich in einer High-School-Posse befänden. Aber O’Brien war 34, Stevens 33 und Storm 28 Jahre alt und das Ganze ist in seinen albernen Details zum Fremdschämen. Allzu durchsichtig ist in Zwischen Mitternacht und Morgen auch die Grundierung reaktionärer Werthaltungen zu erkennen, wenn die klipp und klar in Gut und Böse geschiedenen Welten im Showdown aufeinander treffen und sich der Held in einem Atemzug als Retter und Rächer einen Heiligenschein und die Frau verdient. Auf der Schwelle zu den 50-ern zeigt dieses Machwerk, wie die Politik in Gestalt ihrer Zensurbehörde die Kulturindustrie erneut am Nasenring durch die Manege führte. Für niemanden zu empfehlen - für die Freunde des Film Noirs schon mal gar nicht.
In den USA ist Between Midnight And Dawn (= Originaltitel) Teil der Columbia Pictures Film Noir Classics IV (2013) von Sony Pictures Home Entertainment Inc.mit dem Film bild- und tontechnisch exzellent restauriert, das Ganze mit der orginal englischen Tonspur inklusive optional englischer Untertitel und als Extras eine generelle Einführung von Martin Scorsese und Bildergalerien. In Europa gibt es als Entre La Medianoche Y El Amanecer eine spanische DVD-Ausgabe (2015) von Feel Films von gleicher Qualität doch statt englischer optional spanische oder portugiesische Untertitel und zusätzlich noch eine spanische Tonspur.