Neo Noir
| USA
| 2002
| Sam Mendes
| Ciarán Hinds
| Jude Law
| Keith Kupferer
| Paul Newman
| Stanley Tucci
| Tom Hanks
| Jennifer Jason Leigh
Bewertung
***
Originaltitel
Road To Perdition
Kategorie
Neo Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
2002
Darsteller
Tom Hanks, Paul Newman, Jude Law, Jennifer Jason Leigh, Stanley Tucci
Regie
Sam Mendes
Farbe
Farbe
Laufzeit
112 min
Bildformat
Widescreen
© Twentieth Century Fox Film Corporation
Es ist der Winter des Jahres 1931: Mit seinem Fahrrad fährt der junge Michael Sullivan (Tyler Hoechlin) über die verschneiten Straßen und verkauft die Abendausgabe der Zeitung an die zur Fabrik strömenden Arbeiter der Nachtschicht. Vom Tabak- und Zeitungshändler Mr. Miller (Rob Maxey) lässt er sich auszahlen, stiehlt flink ein Päckchen Pfeifentabak und radelt nach Hause. Kurz liefert er sich mit seinem Bruder Peter (Liam Aiken) eine Schneeballschlacht, als auch sein Vater Mike Sullivan (Tom Hanks) die Einfahrt empor zur Garage fährt und seine Mutter Annie (Jennifer Jason Leigh) das Abendessen zubereitet. Als Michael ins obere Stockwerk geht, um seinem Vater Bescheid zu geben, sieht er ihn durch die offene Tür des Schlafzimmers die Taschen seines Anzugs leeren. Einen Rosenkranz und andere Dinge landen auf dem Bett, schließlich zieht Sullivan eine Pistole hervor, die er entlädt und beim Ruf des Sohnes unterm Jackett versteckt. Mike Sullivan arbeitet für John Rooney (Paul Newman), verwitwetes Oberhaupt eines irischen Clans, der heute Abend zu einer Beerdigung in jenes prachtvolle Haus geladen hat, darin er mit seinem Sohn Connor (Daniel Craig) wohnt. Am Sarg nehmen Mike und sein Sohn Michael Abschied von dem verstorbenen Danny McGovern. Bei der Rede von Dannys Bruder Finn (Ciarán Hinds) wird jedoch schnell klar, dass der Tote keinesfalls freiwillig aus dem Leben schied und so wird er von Mike Sullivan und Connor Rooney nach draußen geleitet und in ein Auto verfrachtet…
Großes Kino aus Hollywood ist fast immer eins der Helden und man erzählt es am liebsten in vollends gerundeten Bilderwelten, wie sie seit den Abenteuer- und Science-Fiction-Epen von Steven Spielberg und George Lucas zur standardisierten Bildsprache wurden. Road To Perdition ist genau solches bis über die Kitschgrenze mit Pathos aufgeladenes Erzählkino, eine Heldensaga aus den wilden 30er Jahren der USA und Regisseur Sam Mendes (American Beauty, USA 1999) bedient die oben erwähnten Standards bis zur Perfektion. Die mächtigen Studios mit Tradition wie z.B. Twentieth Century Fox lieben junge, unverbrauchte Talente, die sich für ein gutes Honorar anheuern lassen und bei einem derart solide sicheren Projekt mit altgedienten Stars für den frischen Wind sorgen. Road To Perdition ist noch heute ein Filetstück des Unterhaltungskinos seiner Zeit, weder zu fettig noch zu knochig und “perfekt“ zubereitet. Hier darf sich der Zuschauer zurücklehnen, denn dass dem so ist, dürfte nach den ersten 5 Minuten der brillant gefilmten Einführung zum Leben der Familie Sullivan unter den Schwingen des mächtigen Rooney-Clans so ziemlich jeder kapiert haben. In den knapp zwei Stunden, die das Epos füllt, gibt es keine Minute, über die man sich ärgern oder anderweitig erregen müsste, denn Road To Perdition ist “Everybody’s Darling“.
Genau das will die detailgetreu und aufwendig inszenierte Gangstersaga auch sein, ein Film für jeden, der klassisches Erzählkino zu schätzen weiß, ein Epos fürs Bildungsbürgertum ebenso wie für den konservativen Action-Fan. Man bewegt sich in der Tradition von Arthur Penns Bonnie und Clyde (USA 1967) oder von Francis Ford Coppolas Der Pate (USA 1972) und man weiß, was man der Tradition schuldig ist. Es gibt erstklassige Schauspieler, eine opulente Ausstattung, fulminante Kameraeinstellungen mit Film-Noir-Referenzen und eine exzellent austarierte Dramaturgie. Was will man mehr? Nun, zum Beispiel eine Geschichte, die einen hin und wieder herausfordert und die Grenzen der Genreschublade verlässt. In Road To Perdition gibt es keine einzige Wendung, die wirklich überrascht. Jedes Detail der Handlung bewegt sich im sicheren Rahmen der für diesen Zweck geschaffenen Muster. Seine liebevoll museale Kulisse ist Popcorn-Kino für Akademiker, aber was immer auch an Dialogen jenen Abgrund einer mächtigen Schattenwirtschaft in Zeiten der Großen Depression streift, bleibt stets Bestandteil dessen – Kunsthandwerk anstelle von Kunst. So ist diese Großproduktion im Gegensatz zu Miller’s Crossing (USA 1990) oder L.A. Confidential (USA 1997) nur ein ganz und gar typisches Heldenepos für die breite Masse, wenn auch längst nicht das schlimmste. Man kann dem Film vier Sterne geben, man kann ihn ohne Reue genießen, doch bei mir hinterließ er trotz handwerklicher Finessen einen schalen Nachgeschmack.
Erstklassige BD- und DVD-Editionen (2013 und 2003) der Twentieth Century Fox Home Entertainment mit dem Film ungekürzt im Originalformat, Tonspuren auf Deutsch und Englisch, optional deutsche Untertitel, dazu ein Making Of, einen Audiokommentar von Regisseur Sam Mendes, geschnittene Szenen, Thomas Newmans Filmmusik (Audio), diverse Fotogalerien, Kurzbiografien der Stars und Produktionsnotizen als Extras.