Film Noir
| USA
| 1955
| Joseph H. Lewis
| John Alton
| Brian Donlevy
| Cornel Wilde
| Jay Adler
| John Hoyt
| Lee Van Cleef
| Richard Conte
| Ted de Corsia
| Helen Walker
| Jean Wallace
Bewertung
****
Originaltitel
The Big Combo
Kategorie
Film Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1955
Darsteller
Cornel Wilde, Richard Conte, Jean Wallace, Brian Donlevy, Lee van Cleef
Regie
Joseph H. Lewis
Farbe
s/w
Laufzeit
84 min
Bildformat
Vollbild
Captain Peterson (Robert Middleton) ist von den kostspieligen Versuchen seines Lieutenants Leonard Diamond (Cornel Wilde), gegen den Syndikatsboss Mr. Brown (Richard Conte) belastendes Material zu sammeln, nicht begeistert. Zum einen hält er sie für Zeit- und Geldverschwendung, zum anderen unterstellt er Diamond private Motive. Tatsächlich ist der in Browns Geliebte Susan Lowell (Jean Wallace) verknallt, die nicht zuletzt aus masochistischen Motiven bei dem Gangster bleibt. Susan wird von dem Killerduo Fante (Lee Van Cleef) und Mingo (Earl Holliman) wie eine Gefangene eskortiert. Als Susan mit Tabletten einen Selbstmordversuch unternimmt, besucht Diamond sie im Krankenhaus und hört sie im Delirium den Namen “Alicia” flüstern. Im Glauben, es handle sich um Browns ominöse Ehefrau folgt er dieser Spur und wird prompt gefangen gesetzt. Brown veranlasst den tauben Joe McClure (Brian Donlevy) dazu, den unliebsamen Schnüffler ein wenig zu foltern...
1955 hatte der klassische Film Noir seinen Zenit überschritten. B-Filme, die ihrem Publikum mit den Schrecken einer fantastischen Unterwelt Nervenkitzel versprachen, füllten im Doppelpack die Vorstadtkinos. Der Film-Noir-Stil war wieder endgültig im Trivialgenre Krimi angekommen. Was retrospektiv noch bis 1959 hervor sticht, sind die Spätwerke der Meisterregisseure Fritz Lang, Robert Wise, Orson Welles und eben Joseph H. Lewis. Stanley Kubrick zählt als Sonderfall schon zu den Erneuerern, denen sich bald Martin Ritt, John Cassavetes, John Frankenheimer und Allen Baron zugesellten. Sie schufen - noch unterm Einfluss des Film Noirs und schon jenseits davon - die innovativen Filme der frühen Sechziger.
Als wolle er Bilanz ziehen, zeigt Joseph H. Lewis in seinem stilistisch opulenten und inhaltlich kühlen Film Noir Geheimring 99, was er wirklich kann. Von Kameramann John Alton bis zur Darstellerriege wimmelt es von Film-Noir-Veteranen der Vierziger, die vorführen, wie ein Film Noir zeitlos zur Wirkung gebracht werden kann, sofern man es in die Oberklasse schafft. Und Geheimring 99 – im Original The Big Combo – ist ein erstklassiger Film Noir. Gab es je zuvor und danach einen, dessen Schattenspiele hätten dunkler sein können? Fürs Jahr 1955 überraschend stellt der Film einen Bezug zwischen unterdrückter Sexualität und brutaler Gewalt her. Und die Killer Fante und Mingo sind offensichtlich ein homosexuelles Paar. Geheimring 99 ist für seine Zeit damit so eindrücklich wie in der zweiten Hälfte der Fünfziger sonst nur der französische Film Noir.
Leider fehlt es an einer deutschen DVD. Im Gegensatz zu Frankreich und England ist der Film Noir hierzulande stets unterrepräsentiert. Die französische Edition bringt die original englische Tonspur ohne Untertitel. Die Bildqualität ist gemessen am Alter ganz ordentlich. Allerdings ist der Film der Public Domain zugehörig und wurde bildtechnisch bis heute nicht restauriert.